Slavische Philologie - Archiv
512 Aleksa Ivid, Volk den Fremden für die Bücher ausgab, im Lande erhalten, jedwede Beziehung des serbischen Volkes mit dem russischen hintertreiben und durch den Druck der für die Nichtunierten bestimmten Kirchenbücher unbemerkt auch der Union Vorschub leisten. Dem Beschlüsse der Hof-Kammer zufolge wendete sich Graf Schönborn an den Universitäts-Buchhändler in Wien Joseph Kurzböck mit der Anweisung, in Angelegenheit der Gründung einer serbischen Buchdruckerei sich mit dem unierten Bischof von Munkatsch, Bradische, zu verständigen. Joseph Kurzböck folgte gleich dem Wunsche des Grafen Schönborn, knüpfte mit Bischof Bradische Verhandlungen an und sie wurden bald einig; doch für diesmal stellte die Kammer jede weitere Arbeit ein. Allein schon das nächste Jahr kam dieselbe Frage betreffs der serbischen Buchdruckerei von neuem auf die Tagesordnung. Am 9. März 17 69 unterbreitete Kurzböck dem Grafen Schönborn einen umfangreichen Plan zur Gründung einer Buchdruckerei mit cyrillischen Buchstaben ^j. Um den Vorschlag Kurzböcks besser prüfen zu können, beschloß die Hof-Kammer noch einen Buchdrucker um die Meinung zu fragen 2). In ihrem Auftrage wurde am 17. März 1769 vom Grafen Eugen Würben an den Hof-Buchdrucker Thomas Edler von Trattner ein Dekret ausgefolgt, worin er ersucht wird, die Bedingungen anzugeben, unter welchen er bereit wäre, eine serbische Buchdruckerei zu gründen 3). In seiner Antwort vom 17. Mai 17 69 sagt Trattner, er habe schon vor ein paar Jahren den Vorschlag gemacht, eine solche Buchdruckerei in Budapest zu gründen, sein Vorschlag aber sei damals nicht angenommen worden. sei er bereit, Jetzt diese Sache zu übernehmen, unter der Bedingung, daß der nichtunierte Klerus selber die Korrektur der Bücher besorge und sich verpflichte, einen Fond für den Absatz dieser Bücher zu gründen*). In diesem Jahre trat der serbische Kirchenkongreß zusammen. Am 1 I.Juli bekam Graf Hadik, königl. Kommissär an diesem Kongresse, von der Hof-Kammer den Auftrag, die Frage von der Gründung einer serbischen Buchdruckerei auf die Tagesordnung zu setzen, die Verhandlungen mit den serbischen Bischöfen anzuknüpfen und das Resultat mitzuteilen ^j Nach der Berechnung des Bischofs von Munkatsch, Bradische, waren damals im österreichischen Staate ungefähr 2000 nichtunierte Kirchen und 1) Finanz-Archiv, Ban. Fase. 79, Nr. 52. 2) Ibid. 3) Ibid. *) Fin. Archiv, Ban. Fase. 79, Nr. 115. 5) Hof-Krieg8-Archiv, das Jahr 1769.
Beiträge zur Kalturgeschichte des serhischen Volkes. 513 noch eine viel größere Anzahl von Priestern; es wurden durch je sechs Jahre wenigstens 200 000 Gulden für die Kirchenbücher verausgabt. Unter dem Volke war eine sehr kleine Zahl solcher, die lesen konnten und Bücher brauchten. Da aber gerade damals an der Verbesserung des Kulturzustandes und Errichtung der serbischen Schulen gearbeitet wurde, so ward auch die Gründung einer Buchdruckerei immer notwendiger. Die Hof-Kammer betraute ihr Mitglied Hertelli mit der Aufgabe, über die Bedingungen Kurzböcks und Trattners zu referieren. In seinem Referat schlug Hertelli vor, die Forderung Trattners, nach welcher sich der nicht unierte Klerus verpflichten müßte, von einem jeden Buche 2000 Exemplare zu kaufen und gleich zu bezahlen, abzuweisen. Statt dessen soll man einen mittelmäßigen Vorschuß und die Gründung der Buchdruckerei jenem Buchdrucker anvertrauen, der die Bücher am billigsten verkaufen würde. Demselben Buchdrucker soUte man das Privilegium zur Gründung der Buchdruckerei erteilen imd zugleich die Btichereinfuhr aus fremden Staaten verbieten. Die Kalender sollten gestempelt, aber die Taxe dafür nicht zu groß werden. Zuletzt behielt Hertelli auch den politischen Nutzen von der Gründung einer serbischen Buchdnickerei im Auge; deshalb schlug er vor, ein Exemplar des Meßbuches und der Bibel, so lange sie noch im Drucke sind, zu verlangen, um gewisse Stellen korrigieren zu können i). Zu dieser Zeit tauchte die Idee auf, die serbische Buchdnickerei dort zu gründen, wo die Serben leben. Diese Idee stammt von dem Faktor der Preßburger Buchdruckerei, Franz Patzko ; er richtete an die Hof- Kammer das Ansuchen, ihm die Erlaubnis zur Gründung einer Buchdruckerei in Temeschwar zu geben, in welcher deutsche, serbische und nimänische Bücher gedruckt werden würden. nicht ohne weiteres diesen Vorschlag ablehnen, Die Hof-Kammer wollte sondern gab dem Patzko einen Vorschuß von 50 Dukaten, damit er nach Temeschwar reise, dort den Boden sondiere und nachher nach Wien komme. Aber bald nachher stockten die Verhandlungen. Am 20. November 1769 beschloß die Hof- Kammer mit dem Patzko nui* hinsichtlich einer deutschen Buchdruckerei zu verhandeln, denn seine Forderungen bezüglich der Gründung einer serbischen Buchdruckerei seien zu hoch und überhaupt sei das eine Frage, die in den Wirkungsbereich der illyrischen Deputation gehöre. Einen Monat später, am 20. Dezember desselben Jahres wurde die Administi'a- 1) Ibid. Archiv für slaviache Philologie. XXIX. 33
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512 Aleksa Ivid,<br />
Volk den Fremden für die Bücher ausgab, im Lande erhalten, jedwede<br />
Beziehung des serbischen Volkes mit dem russischen hintertreiben und<br />
durch den Druck der für die Nichtunierten bestimmten Kirchenbücher unbemerkt<br />
auch der Union Vorschub leisten.<br />
Dem Beschlüsse der Hof-Kammer zufolge wendete sich Graf Schönborn<br />
an den Universitäts-Buchhändler in Wien Joseph Kurzböck mit der<br />
Anweisung, in Angelegenheit der Gründung einer serbischen Buchdruckerei<br />
sich mit dem unierten Bischof von Munkatsch, Bradische, zu verständigen.<br />
Joseph Kurzböck folgte gleich dem Wunsche des Grafen Schönborn,<br />
knüpfte mit Bischof Bradische Verhandlungen an und sie wurden bald<br />
einig; doch für diesmal stellte die Kammer jede weitere Arbeit ein. Allein<br />
schon das nächste Jahr kam dieselbe Frage betreffs der serbischen Buchdruckerei<br />
von neuem auf die Tagesordnung. Am 9. März 17 69 unterbreitete<br />
Kurzböck dem Grafen Schönborn einen umfangreichen Plan zur<br />
Gründung einer Buchdruckerei mit cyrillischen Buchstaben ^j.<br />
Um den Vorschlag Kurzböcks besser prüfen zu können, beschloß die<br />
Hof-Kammer noch einen Buchdrucker um die Meinung zu fragen 2). In<br />
ihrem Auftrage wurde am 17. März 1769 vom Grafen Eugen Würben<br />
an den Hof-Buchdrucker Thomas Edler von Trattner ein Dekret ausgefolgt,<br />
worin er ersucht wird,<br />
die Bedingungen anzugeben, unter welchen<br />
er bereit wäre, eine serbische Buchdruckerei zu gründen 3). In seiner<br />
Antwort vom 17. Mai 17 69 sagt Trattner, er habe schon vor ein paar<br />
Jahren den Vorschlag gemacht, eine solche Buchdruckerei in Budapest zu<br />
gründen, sein Vorschlag aber sei damals nicht angenommen worden.<br />
sei er bereit,<br />
Jetzt<br />
diese Sache zu übernehmen, unter der Bedingung, daß der<br />
nichtunierte Klerus selber die Korrektur der Bücher besorge und sich verpflichte,<br />
einen Fond für den Absatz dieser Bücher zu gründen*).<br />
In diesem Jahre trat der serbische Kirchenkongreß zusammen. Am<br />
1 I.Juli bekam Graf Hadik, königl. Kommissär an diesem Kongresse, von<br />
der Hof-Kammer den Auftrag,<br />
die Frage von der Gründung einer serbischen<br />
Buchdruckerei auf die Tagesordnung zu setzen, die Verhandlungen<br />
mit den serbischen Bischöfen anzuknüpfen und das Resultat mitzuteilen ^j<br />
Nach der Berechnung des Bischofs von Munkatsch, Bradische, waren<br />
damals im österreichischen Staate ungefähr 2000 nichtunierte Kirchen und<br />
1) Finanz-<strong>Archiv</strong>, Ban. Fase. 79, Nr. 52.<br />
2) Ibid. 3) Ibid.<br />
*) Fin. <strong>Archiv</strong>, Ban. Fase. 79, Nr. 115.<br />
5) Hof-Krieg8-<strong>Archiv</strong>, das Jahr 1769.