Slavische Philologie - Archiv

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: 1 500 Vladimir Öorovic, MeHHK XI, S. 86—87). In der Hercegovina findet man sehr oft, sogar öfters jekavisch, als ikavisch, oder gemischt. Pribisav Pohvalic, der Gesandte Sandaljs in Ragusa, schreibt ikavisch; aus Drijevo, dem jetzigen, rein ikavischen Gabela, hat man reine Jekavismeu. Aus Trebinje zwei Briefe, beide verschieden: der eine ikavisch, der andere jekavisch. Es ist zwar sehr schwer, ja unmöglich, darüber etwas Positives zu sagen auch deswegen, weil manches von den Schreibern, deren Heimat und Geburtsort uns unbekannt ist, abhängt und auf ihre Aussprache zurückzuführen ist. Deswegen habe ich andere bessere Belege in Grabinschriften gesucht, die aber auch nicht ganz einwandfrei sein können. So finden wir ikavische Formen aus dem XIV.—XVII. Jahrh. in Poljica (Popovo polje) nopHKfcjroMt, in Velicani (Popovo polje) CxHnKa, Vrhpolje noAHJiH, Arapi (Mostar) : iobhks, scHie, Oplicici fStolac) : BpnMe, scuqe, Ratimnja: ÜTHnana, 6H.iHrL, Boljuni: cnie (auch CHeqe). Ekavisch und jekavisch Zavala: Äejioy, jtexo, Duzi: jeTo, bbkh, cJiepHO, Fojnica (bei Gacko): Mec(eua), ^itomislic: MeeeyHHKa, Mecei^a, Cajnice: Beimii, bsk, Nekuk: cne^e, Vlahovici: J^uejinhi,, HHeen, Milavac (Dabar polje): ÖHJiert, cneie, Simiova (Bileca): II,BHeTKa, Neganovic: rpexe, Svitava: CTnena- HOBa, BpneAH, Miljanovid: scne^e, Gradac: scneqe. (Alle Zitate aus dem Werke Lj. Stojanovid's: CxapH cpncKH aanncH h HarnncH, I— III. BeorpaA 1902— 1905.) Die Formen mit e sind entstanden entweder deswegen, weil die Schreiber nicht das je oder ije auszudrücken wußten, oder aus Verwechslung mit dem i; jedenfalls haben sie da nicht i ausgesprochen. Milas hat gut bemerkt, daß bei dem Reflexe eines langen § nicht ij'e sondern w ausgesprochen wird, hat also die Ansicht Resetars in dieser Frage gut dokumentiert (s. Arch. für slav. Philologie XIII). Ich kann auch in bezug auf die Aussprache des langen i unter fallendem Akzente seine Richtigkeit konstatieren: ye bei den Orthodoxen ; die Mohammedaner und die Katholiken haben i. Interessant ist, daß unsere Bauern aus der Umgebung von Mostar, in der Aussprache eines solchen L mit den Bewohnern Montenegros und der Bocche von Cattaro übereinstimmen: sie haben da auch ein zweisilbiges ij'e, wo das e lang ist {ij'e) : sßjep, Vijem. Eine richtige Behauptung hat Resetar in seiner neuesten Studie (>Der äto-Dijalekt«) stark betont: »in der Tat gibt es weder auf serbokroatischem, noch überhaupt auf slavischem Gebiete einen noch so unbedeutenden Dialekt, in welchem dem urslavischen S in allen Fällen ein

; Der Dialekt, von Mostar. 501 und derselbe Reflex entsprechen würde« (S. 67). Aus unserem Dialekte führe ich einige Beispiele dafür an: nisam, nisi^ kukurikaii, goriti^ sigjeti^pripomgjeti , der sehr verbreitete Familienname 5e72c, die regelmäßig auch von Orthodoxen gebraucht werden. Nur neben sigjeti hört man oft auch sjegjeti^ welche Form auch in der älteren Sprache belegt ist. Die ikavischen Katholiken und Mohammedaner haben dagegen ncmam (in älterer Sprache niaiaM), sehr selten nimam\ obe^ ohedvi (neben o5«, obidvi\ und sogar auch ohadvije^ die jetzt die verbreitetste Form ist), neki. Bei den Orthodoxen kommt ti'otz grehota^ grjemik vor, außerdem noch prj'eönik (der Diameter, aus der Schule) und rjednik ; auch gorje^ oben. Die Formen sind interessant; denn wenn die Regel lautet, daß in kurzen Silben nach einem r für i ein e steht, warum sollte es dann nicht auch gresnik heißen? als kirchenslavisches Wort zu erklären? Oder ist greliota als volkstümliches und grjesnik Für älteres xpiöi ecxb haben wir kein trijehe je (welche Form in einigen Dialekten vorkommt), sondern nur treha^ potreha. Die Ikavci haben triha, potriha. Vor undy, dann im Part. act. II sollte i, nach der festen Regel, zu ^ werden. Aber es kommen doch sehr oft die Formen vor, wie vi^eo (aus bha^.i'l), smjeo^ manchmal auch razumjeo^ hfjeo und sjeo\ außer diesen noch poleceo, sleceo. Ich habe in Mostar nie gehört poletat statt polijetaii (bei uns spricht man nxiT polijecati und policaii), was Milas in seiner Abhandlung anführt. Resetar sagt an einer Stelle (S. 73— 74), daß oft ein etymologisches i beziehungsweise e als e aufgefaßt und jekavisch wiedergegeben wird besonders geschieht das häufig bei vor einem r stehendem i: pästijer (schon im XVII. Jahrh. belegt), kdsijer. Ich führe die folgenden Beispiele aus Mostar an: postijer^ arabadzijer, talijer, karocijer, manchmal auch krumpijer, testijer^ putijer. Ich fasse das auf als eine Beeinflussung durch die italienische Sprache, die uns über Dalmatien herkam, aus den Formen wie : cameriere^ ostiere^ carrozziere ; wo also nach der italienischen Endung iere unser ij'er entstand. Interessant ist von einer Grabinschrift aus Done Hrasno (unweit von Dalmatien) die Form uBAHep (3anHCH No. 4880), welche sicher analogerweise entstanden ist. äurmin in seinem Aufsatze führt an, daß in der Osthercegovina zwischen i, />, ü, w, wenn ihnen ein/ folgt, kein / eingeschoben wird. Für die Gegenden von Foca und Novi Pazar kann ich nichts bemerken, weil mir die dortige Aussprache unbekannt ist, für Gacko dagegen kann ich bestimmt behaupten, daß dort zivleti, trpleti gesprochen wird. Bei

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Der Dialekt, von Mostar. 501<br />

und derselbe Reflex entsprechen würde« (S. 67). Aus unserem Dialekte<br />

führe ich einige Beispiele dafür an: nisam, nisi^ kukurikaii, goriti^ sigjeti^pripomgjeti<br />

, der sehr verbreitete Familienname 5e72c, die regelmäßig<br />

auch von Orthodoxen gebraucht werden.<br />

Nur neben sigjeti hört man oft<br />

auch sjegjeti^ welche Form auch in der älteren Sprache belegt ist. Die<br />

ikavischen Katholiken und Mohammedaner haben dagegen ncmam (in<br />

älterer Sprache niaiaM), sehr selten nimam\ obe^ ohedvi (neben o5«,<br />

obidvi\ und sogar auch ohadvije^ die jetzt die verbreitetste Form ist),<br />

neki.<br />

Bei den Orthodoxen kommt ti'otz grehota^ grjemik vor, außerdem<br />

noch prj'eönik (der Diameter, aus der Schule) und rjednik ;<br />

auch gorje^<br />

oben. Die Formen sind interessant; denn wenn die Regel lautet, daß in<br />

kurzen Silben nach einem r für i ein e steht, warum sollte es dann nicht<br />

auch gresnik heißen?<br />

als kirchenslavisches Wort zu erklären?<br />

Oder ist greliota als volkstümliches und grjesnik<br />

Für älteres xpiöi ecxb haben<br />

wir kein trijehe je (welche Form in einigen Dialekten vorkommt), sondern<br />

nur treha^ potreha.<br />

Die Ikavci haben triha, potriha.<br />

Vor undy, dann im Part. act. II sollte i, nach der festen Regel,<br />

zu ^ werden. Aber es kommen doch sehr oft die Formen vor, wie vi^eo<br />

(aus bha^.i'l), smjeo^ manchmal auch razumjeo^ hfjeo und sjeo\ außer<br />

diesen noch poleceo, sleceo.<br />

Ich habe in Mostar nie gehört poletat statt<br />

polijetaii (bei uns spricht man nxiT polijecati und policaii), was Milas in<br />

seiner Abhandlung anführt.<br />

Resetar sagt an einer Stelle (S. 73— 74), daß oft ein etymologisches<br />

i beziehungsweise e als e aufgefaßt und jekavisch wiedergegeben wird<br />

besonders geschieht das häufig bei vor einem r stehendem i: pästijer<br />

(schon im XVII. Jahrh. belegt), kdsijer.<br />

Ich führe die folgenden Beispiele<br />

aus Mostar an: postijer^ arabadzijer, talijer, karocijer, manchmal auch<br />

krumpijer, testijer^ putijer. Ich fasse das auf als eine Beeinflussung<br />

durch die italienische Sprache, die uns über Dalmatien herkam, aus den Formen<br />

wie : cameriere^ ostiere^ carrozziere ; wo also nach der italienischen<br />

Endung iere unser ij'er entstand. Interessant ist von einer Grabinschrift<br />

aus Done Hrasno (unweit von Dalmatien) die Form uBAHep (3anHCH<br />

No. 4880), welche sicher analogerweise entstanden ist.<br />

äurmin in seinem Aufsatze führt an, daß in der Osthercegovina<br />

zwischen i, />, ü, w, wenn ihnen ein/ folgt, kein / eingeschoben wird.<br />

Für die Gegenden von Foca und Novi Pazar kann ich nichts bemerken,<br />

weil mir die dortige Aussprache unbekannt ist,<br />

für Gacko dagegen kann<br />

ich bestimmt behaupten, daß dort zivleti, trpleti gesprochen wird. Bei

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