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Slavische Philologie - Archiv

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Der Keflex des indogermanischen Diphthongs eu im Urslaviechen. 485<br />

4) Endlich bietet die Entstehung von slav. ju aus idg. 9u oder ^u<br />

unüberwindliche phonetische Schwierigkeiten, die dadurch nicht im geringsten<br />

vermindert werden, daß Mikkola als Zwischenglied zwischen 9U<br />

und/w den Übergangslaut ^liu stellt. Idg. du hätte ja in den slavischen<br />

Sprachen zu ou werden müssen und idg. % zu few, aber in keinem Falle<br />

zu '«m!<br />

Es ist daher verständlich, daß Vondräk in seinem neuesten Werk<br />

«Vergleichende slavische Grammatik« I, 16 (Göttingen 1906) sich der<br />

Hypothese Mikkolas nicht hat anschließen können. Aber nicht gerade<br />

viel besser ist, was er selbst an ihre Stelle setzt. Seiner Meinung nach<br />

assimilierte sich im idg. Diphthong eu e dem folgenden u\ es entstand<br />

der Laut ^ou und darauf der Laut ^^u. Das reduzierte e wurde im Urslavischen<br />

entweder zu * oder es schwand. »So erklärt sich der Widerspruch,<br />

daß idg. eu bald u bald^w entspricht.«<br />

Aber indem Vondräk diese Hypothese aufstellt, erklärt er erstens<br />

nicht, in welchen Fällen e zu ft wurde und in welchen es schwand; zweitens<br />

zeigt das Schicksal des heterosyllabischen eii^ daß wenn sich e dem<br />

folgenden u im Diphthong eu wirklich assimiliert hätte, diese Assimilierung<br />

schwerlich auf halbem Wege haltgemacht hätte, sondern zu vollständigem<br />

Übergang des eu vü. ou'^ u geführt haben würde.<br />

Die dargelegte Geschichte der Frage vom Reflex des idg. eu im Urslavischen<br />

zeigt, daß die Theorie Johannes Schmidts, wenn sie auch<br />

gegenwärtig in der wissenschaftlichen Literatur in dem größten Ansehen<br />

steht, doch von endgültiger Anerkennung noch weit entfernt ist. Eine<br />

neue Prüfung der Frage erscheint daher nicht überflüssig. Aber eine<br />

solche Prüfung wird nur dann festen Boden unter sich haben, wenn das<br />

gesamte auf die Frage bezügliche Material systematisch und kritisch erforscht<br />

sein wird. Als einen bescheidenen Beitrag zu einer solchen Prüfung<br />

gibt der Verfasser im Folgenden eine Übersicht über alle Beispiele,<br />

alte und neue, die seiner Ansicht nach mit größerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit<br />

die Beobachtung des großen deutschen Sprachforschers<br />

bestätigen.<br />

1) Ursl. *hljtisti »beobachten« (asl. kaiocth, russ. öjiiocth). Vgl.<br />

got. anahiudan »entbieten«, gr. 7tEvd^0f.iaL. Die Hochstufe derselben<br />

Wurzel ist in ursl. *buditi (asl. KOy;i,HTH, bulg. öyAi*, serb. öyAHTH,<br />

slov. budüi, cech. huditi, osorb. budzic, russ. öjaiitl) erhalten neben<br />

preuß. baudint »wecken«, lit. baüsti »besti*afen«, ai. bddhdyati »er<br />

weckt«, die Tiefstufe in ursl. '^b%dki (asl. KTv^^tTH, bulg. öahi, slov.

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