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Slavische Philologie - Archiv

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476 Kritischer Anzeiger.<br />

Bemerkenswert ist die große Verbreitung dieses Stoffes, denn selbst die<br />

Schwedin Lagerlöf hat ihn in ihren Legenden benützt. —<br />

Auch in der Rubrik III, wo von Volksglauben und Volkssitten die Rede<br />

ist, sind einzelne Lieder eingestellt, die bei verschiedenen Gelegenheiten gesungen<br />

werden. Nicht zu vergessen ist auch die Bemerkung des Verfassers<br />

(auf S. VI) in Bezug auf den Aberglauben und die Volksbräuche, daß sie im<br />

Schwinden begriffen sind, wie die alten Volkslieder, die er nur bei alten<br />

Frauen noch gefunden hat, die aber bei der jungen Generation nicht mehr<br />

bekannt sind. Auch das übrige Material ist schön, namentlich aber wertvoll<br />

ist das Wörterbüchlein: es bringt auf 44 Seiten neben anderen über 1200 in<br />

Pletersniks Wörterbuche nicht verzeichnete Wörter, also einen ganz ansehnlichen<br />

Wortschatz.<br />

Das Büchlein ist nach alledem besonders als eine Ergänzung zu Strekeljs<br />

Volksliederausgabe sehr zu empfehlen.<br />

Krainburg, April 1906,<br />

Ivan Grafenauer.<br />

Zusatz. Das angezeigte Büchlein verdient in der Tat die größte Beachtung<br />

seitens der slavischen <strong>Philologie</strong>. Es eröffnet einen Einblick in den<br />

sehr merkwürdigen Prozeß des Übergangs aus dem serbokroatischen Volkstum,<br />

das einst den Grundcharakter der Bevölkerung bildete, unter dem Einfluß<br />

des politisch-administrativen Lebens und des dadurch bedingten Verkehrs,<br />

dann der Kirche und Schule, in das slovenische Volkstum. Im gegebenen<br />

Fall würde ich von den zwei Benennungen Übergangsdialekt und Mischdialekt<br />

entschieden den letzteren Ausdruck als den bezeichnenderen vorziehen. Denn<br />

im gegebenen Falle wurde das Serbokroatische, das die untere, ältere Schicht<br />

bildet, dank sei es den oben genannten Faktoren, von dem Slovenischen als<br />

einer jüngeren Schicht überdeckt. Dieses dringt durch alle Poren in die frühere<br />

Sprache ein. Das härtere, widerstandsfähigere Material, also das Lexikon, dann<br />

ältere Volkslieder und Volkssprüche, leistet noch immer Widerstand, erhält<br />

sich im beträchtlichen Umfange, dagegen die beweglichen Sprachformen und<br />

Lauterscheinungen haben schon stark nachgegeben. Dürfen wir hoffen (das<br />

Büchlein führt ja I. auf dem Titel), daß uns ein zweites Heft mehr Züge aus<br />

dem Volksleben mitteilen wird. Ich würde namentlich auf die genaue Verzeichnung<br />

der üblichen Familiennamen aufmerksam machen. V. J.

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