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Slavische Philologie - Archiv

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470 Kritischer Anzeiger.<br />

Die in dieser Sammlung mitgeteilten Märchen sind nicht so echt volkstümlich<br />

wiedergegeben, wie wir es von der Publikation volkskundlichen Materials<br />

zu fordern das Recht haben. Die kleinere Hälfte, neun Nrn., hat der<br />

Herausgeber selbst aufgezeichnet und zwar drei Nrn. von einem Landmann<br />

aus einem Dorf in der Nähe von Nisch, vier Nrn. von einem Handwerker in<br />

Nisch und zwei Nrn. von einem aus Syrmien stammenden Dienstmädchen in<br />

Belgrad.<br />

Leider hat H. A. Gavriloviö den volkstümlichen Charakter von diesen<br />

Erzählungen gänzlich verwischt,<br />

er hat nicht einmal die dialektischen Eigentümlichkeiten<br />

seiner Erzähler bewahrt, — seine Bemerkung S. 6 zeugt von<br />

einer nicht richtigen Schätzung des Dialektes — obzwar es gewiß von hohem<br />

Interesse für den Dialektologen wie für den Folkloristen gewesen wäre, wenn<br />

wir endlich wirklich Volkserzählungen in dem eigentümlichen Nischer Dialekte<br />

bekommen hätten, und hierin nicht ausschließlich auf die Erzählungen eines<br />

St. Sremac, einer Jel. Jov. Dimitrijeviö u. a. angewiesen sein müßten. Ein aus<br />

der Herzegovina nach Belgrad auf kurze Zeit zugereister junger Mann, namens<br />

Risto Mitrovid,<br />

schrieb seine sieben Erzählungen für den Herausgeber selbst<br />

nieder, und diese Erzählungen (Nr. 1—7) machen keineswegs den Eindruck<br />

echter Volkserzählungen. Auch die einer Hirtin vom Kopaonik von einem<br />

Lehramtskandidaten nacherzählten zwei Märchen (Nr. 9 u. 11) sind literarisch<br />

bearbeitet. Von zwei Nrn. (8 u. 17) berichtet der Herausgeber selbst, daß sie<br />

ihm von einem Literaten zugleich mit eigenen Gedichten geschickt wurden<br />

und gibt die Möglichkeit zu, daß sie von ihm selbst >nach seiner eigenen<br />

Kenntnis der Volksmärchen« geschrieben worden sind. —<br />

Der Herausgeber gibt in der Einleitung Aufschluß über seine Gewährsmänner,<br />

wie auch über die Herkunft der einzelnen Erzählungen, was wir mit<br />

geziemendem Dank quittieren. Hieran schließt er einige Bemerkungen über<br />

die gedruckten Nummern und einige bibliographische Berichte, diejedoch ziemlich<br />

stückhaft sind und auf einigen wenigen ihm eben bei der Hand gewesenen<br />

Arbeiten sich gründen. Es ist gewiß des Referenten größte Befriedigung,<br />

wenn seine Beiträge zur Märchenkunde ausgiebig benutzt werden und wenn<br />

seine Beiträge besonders an Stellen, wo nur sehr geringe Literaturbehelfe zu<br />

Diensten sind, in die Fachliteratur einführen. Mit dem bloßen Nachschreiben<br />

der Zitate sollte man sich aber nicht begnügen, sondern man sollte die zitierten<br />

Parallelen durchstudieren.<br />

Die bibliographischen Beiträge sollten doch nur als<br />

Hilfsmittel zu märchen- und sagen wissenschaftlichen Studien benutzt werden.<br />

Das ist ihr hauptsächlichster Zweck.<br />

Wir gehen nun zur Besprechung der einzelnen Nummern über.<br />

Nr. 1, S. 13 f. eine Variante zu dem Märchen bei Kojanovic-Stefanovid<br />

Nr. 5, deutsch <strong>Archiv</strong> V, 20 ff., außer den von mir im Zbornik za nar. ziv. juz.<br />

Slavena VHI, 171 und von Gavrilovic wiederholten Versionen ist noch eine in<br />

der Zs. »Bosanska Vila« 1S92, VII, 252 ff. abgedruckte zu erwähnen. Der<br />

Held, ein durch die Ränke seiner Stiefmutter vertriebener Prinz, bekommt<br />

die Zauberflöte von einem altersschwachen Einsiedler, dessen Durst er gestillt<br />

hatte. Die Vilenkönigin nahm später dem Herrn des Prinzen-Hirtenburschen<br />

die Augen, als er bereits in dessen Dienste längere Zeit war. Er<br />

verläßt später den Dienst, beschenkt von seinem Herrn mit Pferd und Waflen.

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