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Slavische Philologie - Archiv

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Speranskij, Aus Altägypten, angez. von Polivka. 465<br />

Bitius in den Apis in der russischen >Bearbeitungc »fast unerkennbar< wurde<br />

— Bitiu wurde ja nicht von seiner treulosen Frau in einen Stier verwandelt,<br />

sondern er verwandelte sich selbst, die ganze weitere Geschichte verläuft ganz<br />

eigens, so daß von einer Verwandtschaft der altägyptischen Erzählung mit<br />

dem russischen epischen Liede, noch mit anderen zahlreichen Erzählungen<br />

von der Verwandlung des Mannes in ein Tier von selten des bösen Weibes<br />

(vgl. <strong>Archiv</strong> XIX S. 250 Nr. 22; XXI S. 300 Nr. 19), welche gewiß hätten herangezogen<br />

werden sollen, eigentlich keine Rede sein kann. Doch der Verfasser<br />

postuliert im vorhinein eine Verwandtschaft, und so muß er raisonieren, wie so<br />

das alte Sujet von den russischen Sängern, Rezitatoren verdorben werden<br />

konnte. Er läßt sich in eine tiefere Analyse der russischen epischen Sage und<br />

einen Vergleich mit den näher verwandten Märchen gar nicht ein. Dafür ist<br />

er überzeugt einen unwiderlegbaren Beweis seiner Ansicht in dem Beinamen<br />

der Marina gefunden zu haben. Sie heißt Kajdalovna, Kajdals Tochter. Diesen<br />

sonderbaren Namen nun glaubt er zwar nicht direkt in den altägyptischen<br />

»Urquellen*, aber in der altgriechischen Sagenwelt gefunden zu haben. Und<br />

zwar zieht er Herodots Erzählung von dem letzten Herakliden Kandaulos und<br />

dessen Ermordung durch Gyges, den Geliebten seiner Frau, heran.<br />

Diese in<br />

der altgriechischen Welt einst sehr verbreitete Sage wurde in undenkbaren<br />

Zeiten von professionalen Sängern nach Rußland »oder bestimmter gesagt in<br />

das alte Skythien* gebracht, und da »floß sie nach und nach mit dem russischen<br />

Volksepos wie auch mit anderen Orientalen oder sogar altägyptischen Sujets«<br />

zusammen. Der Verfasser bekennt, daß die Episoden der russischen und der<br />

griechischen Sagen nur in allgemeinen Konturen übereinstimmen, dennoch ist<br />

für ihn deren genetische Verbindung unzweifelhaft (S. 130). Und so vergleicht<br />

er weiter noch die Sage von Marina mit der altägyptischen Urquelle. In dem<br />

Verhältnisse der Marina einerseits zu ihrem »lieben Freunde«, der Zmej Gorynyc,<br />

Tugarin Zmijevic u. a. heißt, andererseits zu Dobryna will er das Verhältnis<br />

der Tochter der Götter einerseits zu ihremjungen Gemahl Bitiu, andererseits<br />

zu dem nicht jungen, aber starken und schrecklichen Pharaon erblicken.<br />

Zmej Gorynyc, der nichts anderes ist als eine Abart des Koscej des Unsterblichen,<br />

ist derselbe »Zauberer« Bitiu; jedoch hätte sich aus dieser altägyptischen<br />

Gestalt auch Dobryna entwickelt, und andererseits erinnert Zmej Gorynyc<br />

wieder stark an Pharaon (S. 135, 138). In eine nähere Verbindung mit der<br />

altägyptischen »Urquelle« versucht er noch eine andere Gestalt des russischen<br />

Epos zu bringen, das Idolisce poganoje. Er will darlegen, daß die Sagen von<br />

ihm in uralter Zeit gänzlich unabhängig von dem tatarischen Einfall entstanden<br />

sind und sich gebildet haben.<br />

Der Name selbst kann nach des Verfassers Ansicht<br />

durchaus nicht in Beziehung zu den zahlreichen feindlichen Völkern gebracht<br />

werden, welche das alte Rußland des hl. Vladimir oder Svjatoslavs<br />

kannte (S. 145).<br />

In späterer Zeit seien Sagen von den Tatarenzügen in diese<br />

Sage hineingetragen worden und Idolisce selbst zu einem tatarischen Fürsten<br />

umgewandelt worden. Um die Genesis dieser Sagen klar zu stellen, seien die<br />

späteren Einschiebsel und Zusätze loszulösen.<br />

Der Verfasser stellt die grundlegenden Elemente dieser Sage fe8t(S. 148 ff.)<br />

und kommt zu dem Ergebnis, daß dieser Stoff mit der alten ägyptischen Ge-<br />

<strong>Archiv</strong> für slavische <strong>Philologie</strong>. XXIX. 30

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