23.02.2018 Aufrufe

Slavische Philologie - Archiv

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8peranskij, Aus Altägypten, angez. von Polivka. 463<br />

Verfassers ohne Zweifel die Erzählung von den übernatürlichen Eigenschaften<br />

des Herzeus des Bitiu zu betrachten (S. 93). Vollstiindig von den Menschen abgeschieden<br />

wußte Bitiu sein Herz so zu verzaubern, daß er es der größeren<br />

Sicherheit wegen an einem zuverlässigen Orte in<br />

der Blüte am Gipfel einer<br />

hohen Akazie o. a. verbergen konnte. Dieses Herz abgelöst vom Organismus<br />

enthielt auf geheimnisvolle Weise in sich die ganze Lebenskraft dieses Organismus<br />

und eine unsichtbare und zugleich untrennbare Verbindung mit dem<br />

Körper. Sein Geheimnis vertraute Bitiu seinem älteren Bruder an, damit er<br />

ihm in der Stunde der Gefahr zu Hilfe eilen könnte, und dann teilte er es noch<br />

seinem Weibe mit, doch zu seinem Unheil. Auf Angabe seines verräterischen<br />

Weibes wurde der Baum gefällt, das Herz fiel auf die Erde und Bitiu starb<br />

denselben Augenblick. Weiter wird erzählt, wie der ältere Bruder Anupu nach<br />

dem wunderbaren Zeichen erkannte, daß Bitiu ein Unglück geschah, nach<br />

langem Suchen das Herz fand und den Bruder wieder belebte.<br />

Bereits Ralston in seiner englischen Übersetzung der russischen Volksmärchen,<br />

und nach ihm andere, W. A. Clouston Populär Tales and Fictions II,<br />

'Ml ff., Cosquin Contes pop. de Lorraine I, 173 ff., A. Lang Mythes, cultes et<br />

religions S. 602 haben darauf hingewiesen, daß sich dieses Motiv in zahlreichen<br />

Märchen aller europäischen Völker wie auch in Indien vorfindet; ja bereits in<br />

der russischen Literatur wurde die alte ägyptische Version herbeigezogen im<br />

Jahre 1887 von Kuzmicevskij-Dragomanov (KieucKaa Craii. 1S87, Bd. 19, S. 2ü8,<br />

PosbIäku Mux. ilparoaiaHOLa II, IGO, vgl. Cyamocx (JocpeMCHHafl Ma.aopyc. ariiorpader alte ägyptische Held<br />

des Roraanes Bitiu war das Prototyp des phantastischen Helden der russischen<br />

Volksmärchen, des unsterblichen Koscej« (S. 95). Er untersucht nicht die<br />

großen Unterschiede aller europäischen und asiatischen Versionen zusammen<br />

von dem altägyptischen Motive. Koscej und die ihm nahe verwandten übermenschlichen<br />

Wesen sind doch stark von Bitiu verschieden, auch deren Verhältnis<br />

zu dem »verräterischen« Weibe iüt grundverschieden, der Tod des<br />

Koscej wird auch in allen den näher verwandten Versionen, abgesehen von<br />

geringfügigeren Unterschieden so ziemlich gleich, verschieden von der altägyptischen<br />

Erzählung herbeigeführt, in allen diesen Versionen ist das Leben,<br />

die Seele des Eiesen, Drachen, Koscej doch anders verborgen, als es Bitiu tat,<br />

und mit Unrecht sagt der Verfasser »diese Verschiedenheit stört nicht im geringsten<br />

die genetische Verbindung der neueren Varianten mit der altägyptischen<br />

Urquelle« (3. 97). Wir hätten erwartet, daß der Verfasser zuerst die<br />

verschiedenen neueren Versionen untereinander vergleicht, ihr gegenseitiges<br />

Verhältnis zu bestimmen sucht, vielleicht die ursprüngliche allen diesen<br />

neueren Versionen zugrunde liegende Form zu konstruieren sich bestrebt und<br />

dann erst diese Grundform mit der altägyptischen Version vergleicht. Aber<br />

er nimmt nur das russische Märchen aus Afanasjevs Sammlung, zieht außer-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!