Slavische Philologie - Archiv
Huraoristische — 450 Kritischer Anzeiger. vom Tode losgekauften Kater. Hund und Schlange und der treulosen Prinzessin, Nr. 196 — der Hund ist der treueste Freunc, nicht das Weib — ein besser passendes Stichwort für diesen Stoff würde man umsonst suchen. Diese Beispiele könnten sehr leicht vermehrt werden. Übrigens entspricht in dieser Hinsicht so ziemlich keine einzige slavische Märchensammlung, bis auf eine Ausnahme, die neue, dritte Ausgabe der Sammlung Afanasjevs. Es wäre höchst erwünscht, wenn sich die Folkloristen und speziell die Stoffwissenschaft betreibenden Gelehrten auf einen solchen systematisch angelegten Index einigen würden. Von den Herausgebern folkloristischen Materials möchten wir verlangen, dai3 sie sich mit den folkloristischen Forschungen einigermaßen bekannt machen oder wenigstens einen darin bewanderten Mann zur Hilfe heranziehen. Den betreffenden Publikationen der Krakauer Akademie wird nicht mit Unrecht vorgeworfen, daß sie den heute schon notwendigen bibliographischen Apparat meiden. G. PoHvka, 2. Lud bialoruski na Rusi litewskiej . . . przez Michala Federowskiego. Tom III. Cz^sc II. Tradycye historyczno-miejscowe, oraz powiesci obyczajowo-moralne. W Krakowie 1903. S. V -|- 314. Dieser kurz nach dem IL Bd. erschienene III. Bd., besser wohl 2. Abteilung des II. Bandes, enthält 1) > ernsthafte« Erzählungen, d. h. historische und lokale Sagen (S.3—IS , ziemlich gering an Zahl und Bedeutung; darunter sind einige Anekdoten von Fürst Karl Radziwill (Nr. 13— 18;, in anderen finden wir Einfluß internationaler Traditionen, wie z. B. in der Sage (Nr. 19] von der Auflösung des Ordens der Bernhardiner von der Landerwerbung durch eine zerschnittene Ochsenhaut ähnlich wie in einer galizisch-ruthenischon Version Archiv XXII, S. 307, Nr. 383. — Nr. 28, S. 13 »Der russische König« (polnisch erzählt) ist eine Version des weitverbreiteten Märchens von Abt und Kaiser. Wenig charakteristisch sind die Traditionen von der Frohne und ihrer Aufhebung — das Nr. 31, S. 14— 18 abgedruckte »Gedicht« ist kaum echt volkstümlich. Ein weiter unten S. 32 abgedrucktes Gedicht »Vom Leben und Tod des Trunkenboldes« wird in der Anm. selbst einem Literaten und Edelmann des Landes zugeschrieben. Folgen ganz kurze Ortssagen (S. 19— 23, Nr. 3.5 59), und hieran schließen sich zwei Sagen von der Tracht. Dieser Teil tritt vollständig zurück vor den »Erzählungen aus dem alltäglichen Leben«, welche dann das ganze Buch fast ausfüllen. Der Herausgeber hat sie gleichfalls dem Inhalt nach in einzelnen Gruppen zusammenzustellen versucht: (I.Teil. I.Abteilung: Das Familienleben, häusliche Angelegenheiten ; 2. Abteilung: »gelegenheitliche Erzählungen«, d. i. von Räubern, Dieben, Schwindlern, aus dem Jägerleben, von Wölfen und Miscellanea. IL Teil : Erzählungen, Schwanke : »Familienleben und häusliche Angelegenheiten« ; 2. Physische und psychische Fehler, besonders vom Duramen; 3. Beschäftigung, Handwerk, d. i. vom Astrologen, Doktor bis »um Diebe; 4. Stände (Bauer, Edelmann, Herr, Geistlicher); O.Volks-
— 1 Federowski, Folkloristisches aus Weißrußland, angez. von Polivka. 45 atämme (Weißrusse, Zigeuner, Pole, Deutscher, Russe, Jude u.a.]; (J. Miscellanea. Es ist dies eine ganz äußerliche Einteilung, ohne Rücksicht auf die vorgleichende Märchenkunde. So finden wir in der 1. Abt. unter dem Stichworte »Unbeständigkeit, Treulosigkeit« eine Version der Witwe von Ephesus in Nr. 03, S. 2.5, unter dem Stichworte »Starrsinn, Hartnäckigkeit« die altbekannte Geschichte: Geschnitten, geschoren Nr. G6, S. 27 vgl. Montanus Schwankbücher 352, .525, 621, Rittershaus Neuisländ. VM. 450), unter »Mißachtung der Eltem< Nr. 67, 68, S.28 zwei Versionen zu Grimm KHM. 7S (Großvater, Vater, Enkel), Nr. &S^, S. 28 f. hängt mit der Sage »seit wann werden die Greise nicht mehr getötet* zusammen. Die in der 2. Abt. S. 31 ff. abgedruckten Räubergeschichten sind ziemlicli originell und erzählen wohl manche wirkliche Begebenheit aus dem Leben, doch auch da finden wir allbekanntes Gut, wie von der mutigen Müllerstochter und den Räubern u. ähnliche Nr. 1)2, 04 97; weiter »Doktor Allwissend« Nr. 98,99, von den Räixbern in der Kirche und den zwei Nachbarn Nr. 101, aber mit einer abweichenden Einleitung. Die in der Abt. »Miscellanea« Nr. 118, S. 60 mitgeteilte Erzählung, wie der Bauer seine 20 Groschen verteilt: fünf gibt er zurück, fünf borgt er, mit fünf erhält er das Weib, fünf wirft er ins Wasser, d. h. auf die Steuer, ist sehr verbreitet (Jlo6poBo.ii.CKiii Cmo.i. Co. I, 380, Cuopu. MaTOp. KanKas. XIX, Abt. 2, S. 73. Dobsiusky Slov. pov. II, 92, Czambel Slov. rec 425. Zingerle KHM. II, 121, Ps. Ilg Maltes. M. S. 82, Nr. 24 u. a.) und wäre gewiß in die Abt. 1 einzureihen. In Nr. 120, S. 61 sehen wir eine kurze Version der verbreiteten Erzählung »Whittington and his cat« (Clouston Pop. Tales a. Fictions II, 65 ff.). Im II. Teile finden wir in Abt. 1 u. a. eine Reihe Kinderreime. Daneben lesen wir die bekannte Anekdote, wie statt die Fliege zu erschlagen, der Kopf des Mannes oder Weibes eingeschlagen wird Nr. 138, S. 69, vgl. Clouston The Book of Noodles 164; ähnlich ist die früher S. Ol, Nr. 121 abgedruckte Erzählung, die wohl näher mit Pautschatantra (Benfey I, 283, vgl. Max Müller Essays II, 206) verwandt ist. In der Unterabteilung vom Jüngling lesen wir auch eine Version der alten Schulanekdote von dem Lateinschüler S. 72, Nr. 149; eine andere verwandte in Nr. 391, S. 202 ist in die 5. Abt. »Volksstämme« eingereiht, als ob gerade am wichtigsten wäre, daß so ein Masure das Latein seines Sohnes prüft (vgl. meinen Aufsatz in der Zs. f österr. Vk. XI, 162). Sehr zahlreich sind die in die 2. Abt. zusammengefaßten Geschichten vom Dummen, und da finden wir natürlich recht viele gut bekannte: Nr. ISn, S. 89 eine Version des Märchens von dem Dienstvertrag, wer sich, Knecht oder Herr, früher ärgert, dem werden die Riemen aus dem Rücken geschnitten Köhler Klein. Sclirift. I, 149;. Nr. ISl, S. 91 hängt mit dem sog. Urteil des Schemjaka zusammen (Köhler I, 578, II, 578). Zwei andere Versionen desselben hat der Herausgeber in die Abt. 5 unter »Jude« als Nr. 471, 472 gesteckt, da liier ein Jude am meisten von dem Bauern litt. Darunter finden wir auch Versionen von «Unibos« Nr. 192, 193, während andere Nr. 279, 280 in die 4. Abt. »Stände, a) Der Bauer, c) Witz, Pfiffigkeit, Ränke« eingereiht sind, und noch eine andere Nr. 404, S. 233 in die 5. Abt. »Volksstämme, U. Der Jude. te. Gier«, weil 29*
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Huraoristische<br />
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450 Kritischer Anzeiger.<br />
vom Tode losgekauften Kater. Hund und Schlange und der treulosen Prinzessin,<br />
Nr. 196 — der Hund ist der treueste Freunc, nicht das Weib — ein<br />
besser passendes Stichwort für diesen Stoff würde man umsonst suchen.<br />
Diese Beispiele könnten sehr leicht vermehrt werden. Übrigens entspricht in<br />
dieser Hinsicht so ziemlich keine einzige slavische Märchensammlung, bis auf<br />
eine Ausnahme, die neue, dritte Ausgabe der Sammlung Afanasjevs.<br />
Es wäre höchst erwünscht, wenn sich die Folkloristen und speziell die<br />
Stoffwissenschaft betreibenden Gelehrten auf einen solchen systematisch angelegten<br />
Index einigen würden. Von den Herausgebern folkloristischen Materials<br />
möchten wir verlangen, dai3 sie sich mit den folkloristischen Forschungen<br />
einigermaßen bekannt machen oder wenigstens einen darin bewanderten<br />
Mann zur Hilfe heranziehen. Den betreffenden Publikationen der Krakauer<br />
Akademie wird nicht mit Unrecht vorgeworfen, daß sie den heute schon notwendigen<br />
bibliographischen Apparat meiden.<br />
G. PoHvka,<br />
2. Lud bialoruski na Rusi litewskiej . . . przez Michala Federowskiego.<br />
Tom III. Cz^sc II. Tradycye historyczno-miejscowe, oraz<br />
powiesci obyczajowo-moralne. W Krakowie 1903. S. V -|- 314.<br />
Dieser kurz nach dem IL Bd. erschienene III. Bd., besser wohl 2. Abteilung<br />
des II. Bandes, enthält 1) > ernsthafte« Erzählungen, d. h. historische<br />
und lokale Sagen (S.3—IS , ziemlich gering an Zahl und Bedeutung; darunter<br />
sind einige Anekdoten von Fürst Karl Radziwill (Nr. 13— 18;, in anderen finden<br />
wir Einfluß internationaler Traditionen, wie z. B. in der Sage (Nr. 19] von der<br />
Auflösung des Ordens der Bernhardiner von der Landerwerbung durch eine<br />
zerschnittene Ochsenhaut ähnlich wie in einer galizisch-ruthenischon Version<br />
<strong>Archiv</strong> XXII, S. 307, Nr. 383. — Nr. 28, S. 13 »Der russische König« (polnisch<br />
erzählt) ist eine Version des weitverbreiteten Märchens von Abt und Kaiser.<br />
Wenig charakteristisch sind die Traditionen von der Frohne und ihrer Aufhebung<br />
— das Nr. 31, S. 14— 18 abgedruckte »Gedicht« ist kaum echt volkstümlich.<br />
Ein weiter unten S. 32 abgedrucktes Gedicht »Vom Leben und Tod<br />
des Trunkenboldes« wird in der Anm. selbst einem Literaten und Edelmann<br />
des Landes zugeschrieben. Folgen ganz kurze Ortssagen (S. 19— 23, Nr. 3.5<br />
59), und hieran schließen sich zwei Sagen von der Tracht.<br />
Dieser Teil tritt vollständig zurück vor den »Erzählungen aus dem alltäglichen<br />
Leben«, welche dann das ganze Buch fast ausfüllen. Der Herausgeber<br />
hat sie gleichfalls dem Inhalt nach in einzelnen Gruppen zusammenzustellen<br />
versucht: (I.Teil. I.Abteilung: Das Familienleben, häusliche Angelegenheiten<br />
; 2. Abteilung: »gelegenheitliche Erzählungen«, d. i. von<br />
Räubern, Dieben, Schwindlern, aus dem Jägerleben, von Wölfen und<br />
Miscellanea. IL Teil : Erzählungen, Schwanke : »Familienleben<br />
und häusliche Angelegenheiten« ; 2. Physische und psychische Fehler, besonders<br />
vom Duramen; 3. Beschäftigung, Handwerk, d. i. vom Astrologen, Doktor<br />
bis »um Diebe; 4. Stände (Bauer, Edelmann, Herr, Geistlicher); O.Volks-