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Slavische Philologie - Archiv

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448 Kritischer Anzeiger.<br />

Eine für die Charakteristik der Kultur des weißrussischen Volkes nicht<br />

unwichtige Eigentümlichkeit der weißrusaischen Märchen, eigentlich ihrer<br />

Sprache berührte nicht der Herausgeber in seiner Einleitung. Polnischer Einfluß<br />

begegnet uns auch in den von Romanov, Sejn aus weiter östlichen Gebieten<br />

der Weißrussen aufgezeichneten Märchen , doch bei weitem nicht in<br />

dem Maße, wie bei Federowski. Höher gestellte Personen, und auch übernatürliche<br />

Wesen sprechen in der Regel mehr oder weniger polnisch: »kniol<br />

zawsze z polskiego zanosic< lesen wir S. 87 in Nr. 64, und so spricht der König<br />

polnisch in Nr. 60, 64, 66, 83. In Nr. 34ü spricht der heil. Johann polnisch, in<br />

Nr. 366 eine verwünschte Jungfrau, in Nr. 96 die personifizierte Cholera, in<br />

Nr. 179 die Frau, der nach seinem Tode als Gespenst erscheinende Herr und<br />

der Lakai, in Nr. 69 sogar der Greif, dem der Held die Jungen vom Tode errettet<br />

hatte.<br />

Polnisch sind auch einige Sprüche, so spricht in Nr. 72 die Stieftochter<br />

die Eiche an *deinbie, demhie, zlnti/ klemhie . .«, in Nr. 322 wird der<br />

Tod mit einem polnischen Spruch in den Sack gelockt.<br />

In der Vorrede kritisiert der Herausgeber die älteren Sammlungen des<br />

weißrussischen Folklore, besonders die Sammlungen von J. Karlowicz, Wl.<br />

Weryho, M. Dmitriev, P. V. Sejn und die älteste Bearbeitung weißrussischer<br />

Märchen von A. J.Glinski. Über das große Werk E.Romanovs spricht er sich<br />

nicht aus, bloß in der beigefügten Bibliographie spendet er ihr die verdiente<br />

Anerkennung. In dieser Bibliographie sind die Arbeiten aus den<br />

Jahren 1844 bis 1894 verzeichnet, im Ganzen 18 Nrn., doch ist damit gewiß<br />

nicht die ganze betreffende Literatur erschöpft.<br />

Beigefügt sind noch kurze Anmerkungen über die westweißrussischen<br />

Dialekte, die in dem von Federowski untersuchten Gebiete gesprochen werden.<br />

Sie betreffen die Diphthonge ie, uo in akzentuierten Silben, die Verbreitung<br />

des sog. akanie, doppelte Akzentuation, d. i. den Rücktritt des Akzentes<br />

um eine Silbe, wobei natürlich verschiedene Faktoren, größtenteils wohl die<br />

Macht der Analogie wirkten, und einige andere phonetische Erscheinungen.<br />

Hinzugefügt sind einige Bemerkungen von J. R(ozwadowski), unter dessen<br />

Leitung das Werk gedruckt wurde, über die Wiedergabe der lautlichen<br />

Eigentümlichkeiten dieser Dialekte,<br />

unter anderem auch über die erwähnten<br />

Diphthonge. Darnach wird man das sonst der sprachlichen Seite dieses<br />

Werkes gespendete Lob doch etwas einschränken müssen, und beim Studium<br />

der weißrussischen Phonetik es nur mit gewisser Einschränkung benützen<br />

dürfen. Hiermit soll durchaus nicht geleugnet werden, da(3 in diesem Werke,<br />

trotz den unzulänglichen und schwerfälligen Mitteln<br />

der polnischen Graphik,<br />

welche der Herausgeber anwand, die lautlichen Eigentümlichkeiten der weißrussischen<br />

Dialekte viel treuer bewahrt sind, als in den Ausgaben von Sejn<br />

und Romanov, wie es auch unlängst der beste Kenner des Weißrussischen,<br />

Prof.Karskij, anerkannte. Sonst bietet dieses Werk ungemein viel wertvolles<br />

Material für die grammatische Erforschung des Weißrussischen. Ohne hierauf<br />

näher einzugehen, wollen wir nur noch auf die zahlreichen Polonismen hinweisen,<br />

die wir da antreffen. Sie betreffen besonders Kirchliches und allgemein<br />

Kulturelles: hsuondz 126, ksiotidza 126, ksiendztioti 256 u. ö., auch ksüpulz<br />

185, 199, 22ü, usic kroli byli tam i ksionzcnta 125, ludzi swienczanaju wadoju

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