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Slavische Philologie - Archiv

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Fiderowgki, Folkloristisches aus Weißrnßland, angez. Ton Polivka. 447<br />

nige, die dem Plane des Herausgebers gemäß eigentlich in den I. Bd. aufgenommen<br />

werden sollten, so z. B. Nr. 277 ff. von Schätzen gehörten in die Abteilung<br />

des I. Bd. S. 42 f., die über verwünschte Schätze handelte; die Traditionen<br />

von der Niedzielka Nr. 299, 300 gehörten in den I. Bd. S. 1 38 f. ; Nr. 305<br />

stimmt fast wörtlich überein mit der Nr. 360 des I. Bd. S. 140, ist auch demselben<br />

Erzähler nachgeschrieben.<br />

Der Herausgeber bemerkte Selbst in der Vorrede, daß manche Nr. dieses<br />

II. Bd. eigentlich im I. Bd. hätte abgedruckt werden sollen, entschuldigt dies<br />

aber dadurch, daß das Materialien sind, die nach dem Abdrucke des I. Bd. gesammelt<br />

wurden. Hätte der Herausgeber diese Sagen und Märchen in einem<br />

eigenen Nachtrage zum I. Bd. abgedruckt, so wäre er eher solchen Vorwürfen<br />

ausgewichen.<br />

Übrigens haben wir schon bei der Besprechung des I. Bd. bemerkt, daß<br />

in demselben recht viele Märchen abgedruckt wurden, die wir keineswegs als<br />

Material zur Kenntnis der mythischen Anschauungen des Volkes anerkennen<br />

können, sondern eben bloß als Märchen, als ein Zweig der Volksliteratur, die<br />

als Erzeugnisse der Erzählungskunst des Volkes einen Wert besitzen.<br />

In der Einleitung lesen wir recht interessante, leider zu knappe Nachrichten<br />

über das Erzählen von Märchen und die Erzähler selbst. Wichtig ist<br />

die Bemerkung, daß sich die Erzähler in der Eegel aus den intelligentesten<br />

Kreisen der Landbevölkerung rekrutieren.<br />

In der Häusliclikeit erzählen gewöhnlich<br />

die jungen Frauen, da der Bauer der Arbeit und dem Verdienste<br />

nachgehend vielfach außer Hause ist, aber im Ganzen gebührt dieses Privilegium<br />

dem ältesten Mitgliede der Familie. Außer den heimischen Erzählern<br />

gibt es noch verschiedene, vagierende, Bettler und Blinde, die sich durch<br />

Märchenerzählen für das gebotene Nachtlager entgelten. Schade, daß der<br />

Verfasser keine näheren Daten über seine Erzähler uns mitteilte. Es ist zwar<br />

überall genau angemerkt sowohl der Ort als auch der Name des Erzählers,<br />

aber der Name ist doch bloß ein leerer Schall ohne näheren Bericht über<br />

dessen Träger. Wir erfahren nichts über dessen Alter, ob er der Schrift kundig<br />

ist, ob und wo er außer seiner engeren Heimat war, was seine Beschäftigung<br />

ist, Berichte die recht wichtig sind und die z. B. Eomanov gewissenhaft<br />

anmerkte. Aus den von Federowski mitgeteilten Namen ersehen wir nur soviel,<br />

daß er gleicherweise von männliclien wie von weiblichen Erzählern<br />

schöpfte, ja daß fast mehr Frauen ihm zu seiner Sammlung beisteuerten.<br />

Seinen Bemerkungen entnehmen wir weiter, daß durch den Einfluß der modernen<br />

Zivilisation die »abstrakten* Traditionen zu schwinden anfangen, wogegen<br />

die aus dem Alltagsleben geschöpften, moralisierenden, besonders<br />

Batirisch zugespitzten Erzählungen sehr zunehmen. Historische Traditionen<br />

gibt es recht wenig, Erinnerungen an nicht besonders lange, kaum vor einem<br />

Jahrhundert vorgegangene Ereignisse verfallen auffallend rsjsch in Vergessenheit,<br />

die zweite Generation bereits vergißt sie.<br />

Die Märchen unterliegen neuen Einflüssen,<br />

sie ändern sich nicht bloß<br />

unter dem Einfluß anderer Märchenstoflfe, sondern vielfach bereits unterliegen<br />

Bie dem Einfluß der gedruckten Literatur. Hier machen sich stark geltend die<br />

modernen Kulturmittel, Schule, insbesondere aber die allgemeine Wehrpflicht.

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