Slavische Philologie - Archiv

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[ 444 Kritischer Anzeiger. erwähnten polnischen Lautwandels einen Einfluß ausgeübt hat. Darüber kann ich mich nur freuen, obwohl die genannte, meine Arbeit in >Dzieje jez. polsk.« nicht erwähnt ist, doch muß ich hinzufügen, daß Brückner trotz slledem im Arch. f. slav. Phil. XXVIII, S. 567—568 eben über diese meine Arbeit folgendermaßen sich geäußert hat: daß >das Material wohl zusammengestellt ist (nur? Bez.), dagegen die Einzelausführungen verfehlt sind«, »die historische Betrachtung . . . wird nie Erklärungen, die Ulaszyn vorträgt, zugeben«, während die anderen Forscher wie z. B. Nehring, Kulbakin, van Vijk, Berneker, Vondräk ... in ihren Rezensionen übereinstimmend im Gegenteil gänzlich anders meine Arbeit beurteilten. Aber, das kann ja nur Brückners individuelles Urteil sein . . . Doch Brückner ist nur Gegner meiner Erklärungen »in Worten« ; in »der Tat« sieht das alles anders aus. Ich gebe ein paar Beispiele: früher schrieb er vermeidend die »Regel« der Entpalatalisierung, daß die Formen mit e (statt mit dem erwarteten 'o '«) »genau so alt und so gut sind« wie jene mit 'o oder 'a (vgl. »Z dziejöw jez. polsk.«, S. 135) und nämlich daher, daß wir »in alter Zeit diese Wirkung (d. h. Analogie) sonst nicht beobachten« (Arch. f. slav. Phil., XXIII, S. 238); aber nach meiner Kritik (in »Entpalatalisierung. . .« §§ 13— 15) dieser Brücknerschen Ansichten finden wir (in »Dzieje jez. polsk.«) nicht nur die nicht nur keinen »sporadischen Lautwandel«; ja wir finden hier »Regel«, sondern auch eine ganze Reihe von Erklärungen der abweichenden Formen mittelst der morphologischen Assimilation d.h. Analogie, die ja vor kurzem nach Brückner nicht in der alten Zeit gewirkt haben sollte!! Vgl. z. B. die Erklärungen der sionka (statt *sicmka] usw., oder czesac (statt des älteren c^osac) usw., die Brückner jetzt vortrügt in »Dzieje jezyka polskiego« S. 34, 37 ff., mit den von mir gegebenen (»Über Entpalat.« §§ 55, 48 u. and.). Also jetzt erkennt er auch den assimilatorischen Einfluß der Nebenformen mit dem regelmäßigen e an; ja, jetzt nennt er die Form czosac (im Gegensatz zu czesac) sogar »regulär« (»poprawna«), obwohl früher alle solche Parallelen für ihn »genau gut«, »uralt« ...waren; usw., usw.; daß er jetzt über die Form wier(; sagt, daß sie »von der Regel abweicht« — das habe ich schon oben erwähnt. Und noch eins. In seiner Besprechung meiner Arbeit erklärt sich Brückner (Arch. f. slav. Phil, XXVIII, S. 567—568) über meine Korrektur, die ich zu seiner Formel beigefügt habe, daß im Polnischen nämlich nicht biez, sondern *hioz zu erwarten sei; Prof Brückner erklärt jetzt, daß er deshalb biez angegeben hat, weil wir przez haben. Muß denn zX^oprzez^ aber nicht biez »allen Normen des Polnischen nach unbedingt przez lauten« ? Ich füge noch hinzu, daß wir nicht nur noch przez haben, sondern auch przed, aber daraus folgt noch nicht, daß es biez, aber nicht *hloz sein soll, da bisher niemand — auch selbst Brückner nicht — noch erklärt hat, warum vfiv przez wa.d.przed, aber nicht *przoz und *przod haben . . . Henryk Uiaszyn.

445 Zum slavischeu Folklor. 1 . Lud hiaioruski na Rusi litewskiej. Mateiyaty do etnografii slowianskiej, zgromadzone w latach 1877— 1893 przez Michala Federowskiego. Tom II. Basnie, przypowiesci i podania ludu z okolic Wolkowyska, Slonima, Lidy i Sokolki. Czqsc I. Basnie fantastyczno-mityczne. W Krakowie. Nakladem Akademii Umiej^tnosci 1902. S. XXII + 359 (Micha! Federowski: Das weißrussische Volk in Russisch-Litauen. II. Märchen, Erzählungen und Sagen. I. Teil. Fantastisch-mythische Märchen). Von dem groß angelegten Werke über die Volkskunde der Weißrussen, über dessen I. Band im Archiv XXI, 259 berichtet wurde, erschien später nach 5 Jahren ein zweiter gleich umfangreicher und inhaltsreicher Band. In demselben ist der Herausgeber in der Verwirklichung seines Programmes weiter vorgeschritten zur Mitteilung der in den von ihm durchforschten westlichen Sitzen der Weißrussen gesammelten Märchen, und zwar der sog. »fantastischmythischen«. Der Titel ist nicht unzutreffend zum Unterschiede von bloßen novellistischen Erzählungen aus dem gewöhnlichen Alltagsleben geschöpfter Stoffe. Doch paßt er nicht auf alle in diesen Band eingereihten Erzählungen, besonders nicht auf die die Sammlung einleitenden Tiermärchen und Fabeln. Der Herausgeber versuchte das Märchenmaterial systematisch zu ordnen, doch wie wir gleich bemerken wollen, ohne besonderen Erfolg. Vorausgeschickt sind als I.Teil Fabeln aus dem Tierleben (S. 3—36) und diese in 3 Unterabteilungen eingeteilt: a) Tiere unter sich, b) Tiere und Menschen, c) Tiere und Geister (bloß eine Nummer »Der Teufel und der Kater«). Wir finden auch Erzählungen, die durchaus nicht da hinein passen, Nr. 35 »Ab Bzdziuszkü«, d. i. Däumling pflügt, dem Herrn verkauft usw., Nr. 36 »Jäk dzied z bäbaju buob siejali« von der bis in den Himmel hinaufgewachsenen Fisole, vgl. Archiv XIX, 252, Nr. 41, 42. — Der 2. Teil (S. 37—125) enthält Märchen aus dem »fantastischen Leben« von mythischen Wesen und Tieren mit übernatürlichen Eigenschaften in 4 Unterabteilungen: 1. Sprechende Tiere, 2. »Sprechende Tiere und mythische Untiere« (Der Schlangenkönig, Der goldene Vogel, Der Greif, Der eiserne Wolf, Der sprechende Bär, Der Drache), 3. Tiere, mythische Untiere und Helden, 4. Miscellanea (Sprechende Bäume, Die den Mord entdeckende Flöte, Aschenbrödel, Blutschande, Heilendes und belebendes Wasser, Der Schrauben-Vogel). Diese Einteilung ist ganz äußerlich, begründet auf ganz unwesentlichen Einzelheiten: so finden wir z. B. in der Abteilung »Sprechende Tiere« neben dem Märchen Nr. 38: Alle Wünsche, die vom faulen Burschen im Namen des (dankbaren) Hechtes ausgesprochen werden, werden erfüllt, Nr. 39 : vom Mann, der von der von ihm erretteten Schlange die Gabe erhielt, die Tiersprache zu verstehen, auch Nr. 40 vom Räuber, der drei Schwestern nach und nach entführte und schließlich von der jüngsten überlistet wurde — wegen eines ganz zufälligen Motives : das Mädchen hob ein aus dem Nest gefallenes Vögelchen auf und trug

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444 Kritischer Anzeiger.<br />

erwähnten polnischen Lautwandels einen Einfluß ausgeübt hat.<br />

Darüber kann<br />

ich mich nur freuen, obwohl die genannte, meine Arbeit in >Dzieje jez. polsk.«<br />

nicht erwähnt ist, doch muß ich hinzufügen, daß Brückner trotz slledem im<br />

Arch. f. slav. Phil. XXVIII, S. 567—568 eben über diese meine Arbeit folgendermaßen<br />

sich geäußert hat: daß >das Material wohl zusammengestellt ist<br />

(nur? Bez.), dagegen die Einzelausführungen verfehlt sind«, »die historische<br />

Betrachtung . . . wird nie Erklärungen, die Ulaszyn vorträgt, zugeben«, während<br />

die anderen Forscher wie z. B. Nehring, Kulbakin, van Vijk, Berneker,<br />

Vondräk ... in ihren Rezensionen übereinstimmend im Gegenteil gänzlich<br />

anders meine Arbeit beurteilten. Aber, das kann ja nur Brückners individuelles<br />

Urteil sein . . . Doch Brückner ist nur Gegner meiner Erklärungen »in<br />

Worten« ; in »der Tat« sieht das alles anders aus. Ich gebe ein paar Beispiele:<br />

früher schrieb er vermeidend die »Regel« der Entpalatalisierung, daß die<br />

Formen mit e (statt mit dem erwarteten 'o '«) »genau so alt und so gut sind«<br />

wie jene mit 'o oder 'a (vgl. »Z dziejöw jez. polsk.«, S. 135) und nämlich daher,<br />

daß wir »in alter Zeit diese Wirkung (d. h. Analogie) sonst nicht beobachten«<br />

(Arch. f. slav. Phil., XXIII, S. 238); aber nach meiner Kritik (in »Entpalatalisierung.<br />

. .« §§ 13— 15) dieser Brücknerschen Ansichten finden wir (in »Dzieje<br />

jez. polsk.«)<br />

nicht nur die<br />

nicht nur keinen »sporadischen Lautwandel«; ja wir finden hier<br />

»Regel«, sondern auch eine ganze Reihe von Erklärungen der<br />

abweichenden Formen mittelst der morphologischen Assimilation d.h. Analogie,<br />

die ja vor kurzem nach Brückner nicht in der alten Zeit gewirkt haben<br />

sollte!! Vgl. z. B. die Erklärungen der sionka (statt *sicmka] usw., oder czesac<br />

(statt des älteren c^osac) usw., die Brückner jetzt vortrügt in »Dzieje jezyka<br />

polskiego« S. 34, 37 ff., mit den von mir gegebenen (»Über Entpalat.« §§ 55,<br />

48 u. and.). Also jetzt erkennt er auch den assimilatorischen Einfluß der<br />

Nebenformen mit dem regelmäßigen e an; ja, jetzt nennt er die Form czosac<br />

(im Gegensatz zu czesac) sogar »regulär« (»poprawna«), obwohl früher alle<br />

solche Parallelen für ihn »genau gut«, »uralt« ...waren; usw., usw.; daß er<br />

jetzt über die Form wier(; sagt, daß sie »von der Regel abweicht« — das habe<br />

ich schon oben erwähnt.<br />

Und noch eins. In seiner Besprechung meiner Arbeit erklärt sich Brückner<br />

(Arch. f. slav. Phil, XXVIII, S. 567—568) über meine Korrektur, die ich<br />

zu seiner Formel beigefügt habe, daß im Polnischen nämlich nicht biez, sondern<br />

*hioz zu erwarten sei; Prof Brückner erklärt jetzt, daß er deshalb biez<br />

angegeben hat, weil wir przez haben. Muß denn zX^oprzez^ aber nicht biez »allen<br />

Normen des Polnischen nach unbedingt przez lauten« ? Ich füge noch hinzu, daß<br />

wir nicht nur noch przez haben, sondern auch przed, aber daraus folgt noch<br />

nicht, daß es biez, aber nicht *hloz sein soll,<br />

da bisher niemand — auch selbst<br />

Brückner nicht — noch erklärt hat, warum vfiv przez wa.d.przed, aber nicht *przoz<br />

und *przod haben . . . Henryk Uiaszyn.

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