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Slavische Philologie - Archiv

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Schrader, Sprachvergl. \\m\ Urgeschichte, angez. von Brückner. 439<br />

die neue Orientierung Veselovskijs gegenüber so manchem Bylinenproblem,<br />

nach dem Westen nud seinen Einflüssen ; ich verweise nur deshalb auf die<br />

Analyse der Byline von Volga und dem Indischen Reiche (S. 61 ff.) im Zusammenhang<br />

mit der Ortnitsage. Doch kehren wir nach dieser Abschweifung,<br />

die wir ja den Manen des unvergeßlichen Forschers schuldig waren, noch einmal<br />

zuSchraders Buch zurück.<br />

Die dritte Auflage unterscheidet sich, wie liervorgehoben, durch die ausführliche,<br />

kundige Einschätzung des slavischen Elements von den vorigen.<br />

Dieses interessiert uns am meisten, wir verweilten bei ihm gerade am<br />

längsten, mit dem Verf. in der Regel völlig übereinstimmend. Nm- hier und<br />

da wichen wir von ihm ab, z. B. in der Beurteilung von dem Verhältnis mosedzb<br />

aus Messing, das er unrichtigerweise umkehrte ; dasselbe wiederholt sich bei<br />

velbbqdo. Er deutet es als >Riesentier< (t-e/y und bqdqV.) und läßt daraus das<br />

got. ulhandus entlehnt sein, beides unmöglich; vehbad-o mit dem Vorschlag des<br />

V [*c^lbqd^] ist ja sicher aus dem gotischen entlehnt, nicht umgekehrt! die<br />

Slaven behielten , anders als die Griechen , nur zu gern die fremden Namen<br />

bei. Gleich darauf läßt er völlig überflüssigerweise gqsh aus Gans entlehnt<br />

sein und beruft sich beide Male auf Peiskers Ausführungen über die Stellung<br />

der Slaven unter Turkotataren und Germanen, die hier nur ii-reführen. Und<br />

wiederum bei columba übergeht er mit Stillschweigen den golqbb (zur Unstimmigkeit<br />

im Anlaut vgl. slavisch A-^/jjt Schwan = lit. etc. gulb is dass.).<br />

Lud it i veizinnen (S. 532) ist Lehnwort. Ein wichtiges, der arischen Mythologie<br />

gewidmetes Kapitel (S. 415—458) haben wir absichtlich gar nicht berührt,<br />

weil Verf. selbst auf einen demnächst erscheinenden, ausführlicher zusammenfassenden<br />

Artikel verweist, den wir mit Ungeduld erwarten.<br />

Bei der Fülle des Stoffes wäre noch mancherlei zu erörtern, doch brechen<br />

wir nunmehr ab. Wir betonen nochmals mit besonderer Anerkennung die<br />

eingehende Beräcksichtigung des <strong>Slavische</strong>n, und wenn unsere Ausführungen<br />

in polemischer Richtung sich bewegten, so hindert dies uns nicht im mindesten,<br />

die Trefflichkeit des Werkes nach Gebühr anzuerkennen. Kein anderes dürfte<br />

geeigneter sein. Freunde der Sprachwissenschaft zu werben, Verständnis für<br />

ihre Aufgaben und Leistungen zu verbreiten ; das reiche Wissen, die vorsichtig<br />

abwägende Methode und Kritik,<br />

Reiz und Anmut der Darstellung vereinigen<br />

sich zu einem harmonischen Ganzen. Moderne Schlagwörter und Theorien<br />

verführen nicht den Verf.; eine gesunde Skepsis hat ihn vor jeglicher Überstürzung<br />

oder Einseitigkeit gehütet; er wahrt seinen Standpunkt, aber er kennt<br />

und berücksichtigt die Einwände anderer ; ihm sind die Arier weder Tugendbolde<br />

noch Troglodyten, er sucht stets die goldene Mitte zu wahren und tut<br />

es mit Erfolg. Man kann mit ihm über das eine und das andere streiten, aber<br />

man muß seinem Buche die größte Verbreitung wünschen: zur Aufkläning<br />

über die Vorzeit trägt es bei, wie kein anderes.<br />

Wohlweislich beschränkt der<br />

Verf. seine Aufgabe und sein Arbeitsfeld: nicht die Urzeit als solche, nicht die<br />

Entstehung von Familie, die Entdeckung der ersten Werkzeuge, die Zähmung<br />

der ersten Haustiere u. dgl., beschäftigen ihn, sondern die Arier auf der Kulturstufe,<br />

die sie vor der endgültigen Lösung uralten Zusammenhanges erlangten:<br />

darüber hinaus läßt er seine Blicke, und mit Recht, nicht weiter schweifen; er

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