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Slavische Philologie - Archiv

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Schrader, Sprachvergl. und Urgeschichte, angez. von Brückner. 437<br />

Bravalin sogar an die sagenberühmte Bravallaschlacht denken, ihn etwa als<br />

einen Bravallakämpfer bezeichnet auffassen: sprachlich läge dies näherund<br />

sachlich könnte diese Deutung nicht schlimmer sein, als jene beiden, nur wäre<br />

sie gleich unnütz. Desto schärfer und treffender ist die Kritik, S. 51 ff., gegen<br />

Chalanskijs Annahme [Oleg^ = Volga = liligus = Ilja); sie zeigt, wie<br />

täuschend alle die Argumente sind, die Chalanskij zumal aus späten, fabelhaften,<br />

völlig wertlosen Ausschmückungen russischer Chroniken ins Feld<br />

führt; sonst pflegten die Ausführungen Veselovskijs etwas schwankend<br />

und zweifelnd zu sein, wie es ja die Natur seines Gegenstandes mit sich<br />

brachte — selten fand ich sie so entschieden und so präzise, wie gerade hier,<br />

namentlich auch, was den Mißbrauch symbolischer Auslegungen betrifft, obwohl<br />

Veselovskij selbst (z. B. bei dem Gegensatz Volga — Mikula, Ilja —<br />

Svjatogor, bei der Wielandsage) solchen symbolischen,<br />

sozialkulturellen Um-<br />

obwohl man auch<br />

deutungen der Sagenmotive gar nicht aus dem Wege geht,<br />

diese gar sehr bezweifeln kann.<br />

Die Wielandsage selbst soll nach ihm finnischen Ursprunges sein, entstanden<br />

auf finnisch-aistischem (litauischem) Gebiete und übertragen in den<br />

finnischen Norden ; wird doch in der Völundarkvida Wieland der Sohn eines<br />

finnischen Königs genannt, in der Tidreksage ist er ein Wiltine. Und nun<br />

werden andere Namen oder richtiger Varianten der Sagen in derselben Richtung<br />

ausgedeutet: also der Berg Kallava (andere Lesart Ballofa usw.), auf dem<br />

die schmiedenden Zwerge hausen, ist finnisches Kaleva;<br />

König, der Wieland gefangen hält,<br />

Nidudr, der jütische<br />

herrscht über die Niarar = Nerar — das<br />

soll nun nicht mehr schwedisches Noerike u. a., wie man annimmt, sein, sondern<br />

die litauische Nehrung, nerga, neiia, ja vielleicht die Landschaft Neroma, Noroma<br />

der ältesten Chronik (Varianten Korova, Narova usw.) ; im Gegensatze zu<br />

allen bisherigen Erklärern möchte ich darin den Namen NaJrovia wieder erkennen,<br />

s. 0.; die Nennung innerhalb lauter litauisch -lettischer Gaue in der<br />

Chronik paßt durchaus zu einer solchen Lokalisierung, wird doch dieser Nam<br />

sogar mit Samogitien identifiziert, während Kuniks Deutung aus dem Finnischen<br />

oder gar Sjögrens Hereinziehung der Woten(!!) jeden Zusammenhang<br />

verletzen. Den Fluß Visara, auf dem Wieland von den Zwergen (Kallavas)<br />

nach Thiodi in Jütland gelangt, lokalisiert nun der Verf. auch nahe dem litauischen<br />

Boden, als einen der kurischen Zuflüsse, eventuell als den Libauischen<br />

See, Esestua der Urkunde von 1230: sowohl Visara als dieses JEse-vtua, d. i.<br />

Esertaa leitet er von lit. ezeras, ezars See ab ; das erstere ist rundweg abzuweisen,<br />

und ist denn Esestua überhaupt litauisch? liegt nicht »finnische« Herleitung<br />

näher? Neben diesen äußerst problematischen, vielleicht nur ganz<br />

irreführenden Deutungen bewegt sich Veselovskij auf etwas sichererem<br />

Boden, wenn er sorgfältigst alle Übereinstimmungen in der Wielandsage und<br />

der Kalevidensage aufweist, die ja schon von anderen, zum Teil noch von<br />

Mannhardt, namentlich von Krohn, hervorgehoben waren; Krohn sah<br />

deutsche Einflüsse in diesen finnischen Reminiszenzen, Veselovskij schlägt<br />

nun den entgegengesetzten Weg ein.<br />

Was ist davon zu halten ? Wäre die Wielandsage nur nordisch — aber<br />

sie ist germanisch , haftet gerade in Niederdeutschland am zähesten und ist

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