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Slavische Philologie - Archiv

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Schrader, Sprachvergl. und Urgeschichte, angez. von Brückner. 435<br />

etwa, die die Holzäpfel bezeichnen und die man, allerdings sehr problematisch,<br />

aus dem Deutschen herleiten möchte ? Über den Gaunamen Nadrovien s. u.<br />

eine Vermutung.<br />

Litauisch und Kussisch zusammen haben einmal, fürchte ich, den Verf.<br />

arg verführt. Während ihm die russischen priiski gute Dienste bei der Erklärung<br />

von ixizuX>.ov leisten, haben ihn Wt. ^mts (selbst und Herr), russ. sam<br />

(ebenso) zu der Aufstellung verleitet, daß auch arisches potis Herr nur aus<br />

einem älteren, pronominalen potis selbst (vgl. lat. suopte u. ä.) entstanden ist.<br />

Ich glaube entschieden, daß hier die Chronologie auf den Kopf gestellt ist:<br />

das litauische ist wie das russische (der polnische Gebrauch, namentlich in<br />

Litauen einheimisch, mag auf bloßer Nachahmung beruhen), spät und selbstständig<br />

— schon das preußische kennt ja kein pats selbst (dafiii- subas), und<br />

potis scheint überall den Eheherrn zu bezeichnen, vgl. noch preuß. patiniskmi<br />

Ehe; Krceks Ausführungen über das Fortleben von ^poc Herr im Poln. sind<br />

übrigens irrig. Es mag somit der alte Bopp mit Recht die Zusammengehörigkeit<br />

beider Worte bestritten haben; jedenfalls kann der junge litauische und<br />

russische Sprachbrauch für die Urzeit, die vom concretum zum abstractum,<br />

nicht umgekehrt, vorschritt, nicht maßgebend sein. Es ist dies die ausführlichst<br />

begründete Etymologie im ganzen Buche, doch keine glückliche, wie<br />

gerade die Verwandtschaftsnamen den Verf. mehrfach im Stiche lassen: seine<br />

Herleitung des deutschen Schwager aus dem slavischen svak (aus svojak], hat<br />

W. S c h u 1 z e durch den Hinweis auf die älteste Nennung des deutschen Wortes<br />

[in der verbrannten Jordaneshandschrift) entkräftet. Nebenbei sei bemerkt,<br />

daß gerade zur Deutung der Verwandtschaftsnamen die Parallelen von den<br />

Sprachen der >Wilden< her, die sie oft noch in alter Durchsichtigkeit erhalten<br />

haben, von Nutzen sein könnten: Schrader meidet ethnologische Parallelen<br />

fast prinzipiell.<br />

Die Belesenheit des Verf.,<br />

sein Berücksichtigen auch der allerneuesten<br />

Literatur (noch in den Nachträgen), kann nicht rühmend genug hervorgehoben<br />

werden. Doch vermisse ich einen wichtigen Nachweis: in II, 1S£F. handelt der<br />

Verf über den in der deutschen Heldensage hochberühmten Schmied Wieland<br />

= Völundr der nordischen Sagen, in einem besonderen Kapitel, »der Schmied<br />

in Sage und Sprache*, dessen Ausführungen in der meiner Ansicht nach irrigen<br />

Folgerung gipfeln,<br />

daß die Ausbildung des Schmiedehandwerkes nicht in die<br />

arische Urzeit zu verlegen ist. Mit Recht dagegen verhält sich Schrader<br />

skeptisch gegen die auf Kuhn zurückgehende Identifizierung von Wieland<br />

und Hephaistos - Daidalos ; ich hätte nur gewünscht, daß er auch die Kuhnsche<br />

Identifizierung der JElbeti - Alfen mit den indischen Ribhus als ein<br />

Märchen (würdig der bekannten Max MüUerschen von Sdrameya-IIermes usw.),<br />

zurückgewiesen hätte; ebenso hätte er andeuten können, daß die als Schmiede<br />

berühmten Zwerge bei Griechen (die Idäischen Daktyler) und Germanen auf<br />

eine vorarische europäische Zwergrasse, deren Spuren man jetzt überall aufstöbert,<br />

zu beziehen wären. Endlich hätte er — denselben Fehler begeht<br />

Veselovskij — den russischen Arzt-Schmied, den h. Kuima, nicht auf eine<br />

Stufe mit den yo^yref-Schmieden der Griechen, den Daktylen, stellen sollen,<br />

denn Kuzma ist nur durch eine Volksetymologie {Kuznec} zum Schmiedepatrou<br />

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