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Slavische Philologie - Archiv

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Schrader, Sprachvergl. nnd Urgeschichte, angez. von Brückner. 431<br />

Sprache die Bekanntschaft der ältesten Arier mit dem Schmiedehandwerk<br />

keine deutliche Spur hinterlassen hat« ; für ihn bieten die sprachlichen Verhältnisse<br />

keinen Anlaß, die Ausbildung des Schniiedehandwerks in die arische<br />

Urzeit zu verlegen S. 2S), mich hindern sie daran keineswegs, und ich würde<br />

gar nicht zögern, auch einem Götterschmied den Platz im arischen Olymp anzuweisen.<br />

Verlust alten Sprachgutes ist nämlich etwas alltägliclies; der Verf widmet<br />

dieser Erscheinung sogar ein besonderes Kapitel (I, 100— 1(55), ohne aber des<br />

näheren darauf einzugehen — und doch sind die (rründe dafür äußerst interessant,<br />

zumal wenn man die Verhältnisse bei wilden Völkern mit ihren Wortverboten<br />

zur Erläuterung heranzieht. Auch die Arier werden oft alte Worte<br />

absichtlich fallen gelassen haben. Wenn z. B. die Slaven den Bären medvedb<br />

nennen, so haben sie absichtlich den ursprünglichen Bärennamen {ursus,<br />

fioxToc usw.) aufgegeben und ihn durch eine Umschreibung ersetzt, etwa wie<br />

sie das Fieber tetka nannten, um den Bösen nicht an die Wand zu malen, ihn<br />

nicht zu reizen {»ie icoiaj iviika z laaa oder o icilku moica a loilk tu sind ja geläufige<br />

Sprichwörter-Analogien dazu); sie und die Litauer in ihrer Bärenheiraat<br />

hatten allen Grund, in der Wahl der Bärennamen vorsichtig zu verfahren —<br />

wie häufig entscheidet das Streben nach Euphemismus über den Verlust alter<br />

Worte; kein Wunder daher, daß die arischen Götternamen z. B. gar nicht<br />

übereinstimmen.<br />

Die schwersten Verluste alten Sprachgutes (neben Verboten, Euphemismus,<br />

Vergessen' bringt jedoch oft das Eindringen von Fremd- und Lehnworten<br />

in die Sprache. In Bezug auf Einschätzung der Lehnworte trennen sich<br />

nun wieder unsere Auffassungen. Ich hatte aus Anlaß einer andern Schrift<br />

Schrader s die Heranziehung von russischen Lehnwörtern wie nonraMT-i,<br />

n-iKrayat u. dgl. als zwecklos bemängelt; der Verf. verteidigt sie, obwohl sie<br />

uns nichts anderes besagen, als die stillose Barbarei ihrer Herübernahme —<br />

da waren die Alten mit ihrem hngnslov und Ijubomudrije doch verständiger und<br />

anständiger. Wenn er weiter annimmt, daß Lehnworte im allgemeinen herübergenommen<br />

werden, wenn sie etwas neues besagen, eine neue Nuance u. dgl,<br />

hervorheben sollen, so würde ihn gerade das Beispiel der slavischen Sprachen<br />

eines anderen belehren, wo Westslaven und Sloveuen aus dem Deutschen, Südslaven<br />

aus dem Türkischen, Litauer aus dem <strong>Slavische</strong>n und Deutschen, ohne<br />

ieden Grund, ganz ziel- und zwecklos, borgen und kostbares einheimisches<br />

Sprachgut willkürlich preisgeben. Darüber geht der Verf. zu leicht hinweg,<br />

wenn er auch (I, 196) etwas von der Mode sogar, die dabei mitsprechen kann,<br />

einfließen läßt. Die Litauer haben z. B. ein uraltes Wort für Storch, gandras.<br />

sie ersetzen es heute allgemein, auch in Rußland, durch das deutsche! Denselben<br />

Storch nannten die polnischen Weichselflößer im XVI. Jahrh. schon<br />

Ksiqdz Wf'jteh (Priester Adalbert) und wehe dem Neuling, der ihn anders<br />

nannte: woher diese sonderbare Bezeichnung? man hat richtig erkannt, daß<br />

sie den niederdeutschen Namen des Storches, Adebar, zu Adalbert umdeuteten<br />

und übersetzten; gerade diese alte Flößersprache ist an solchen geradezu künstlichen<br />

oder erkünstelten Entlehnungen reich (vgl. Poradnik J^zykowy 1907),<br />

Man wende ja nicht ein, dies wären junge Erscheinungen, etwa Willkür-

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