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Slavische Philologie - Archiv

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Daß<br />

Vondräk, Vergleichende slav. Grammatik, angez. von Porzezifiski. 427<br />

fassung des Wandels e : &: >Sonst geht das e äußerst selten in h über«, S. .'57),<br />

und ich möchte jetzt in aller Kürze noch darauf aufmerksam machen, daß die<br />

Behandlung der Lautentwicklung der modernen Slavinen besonders deutliche<br />

Spuren eines zu freien Umganges mit Lautgesetzen bietet. Man vgl. z. B. die<br />

Darstellung der Schicksale des e-Lautes, die unter der Rubrik »Verdumpfung<br />

des e zu o« besprochen werden iS. 39 fF.). Hier wird in erster Linie eine allgemeine<br />

Fassung des betreffenden Gesetzes vorgebracht, die an und für sich<br />

unrichtig ist, da eine jede slavische Sprache ihren eigenen Weg gewählt hat<br />

(Vgl. oben). Der Verfasser merkt es selbst, aber beruhigt sich gelegentlich<br />

bei einer Erklärung, die zu seiner eigenen Annahme in Widersprach steht.<br />

. .<br />

Z. B. kann man noch an der Eichtigkeit der allgemein gültigen Auffassung<br />

von Y.oUc usw. zweifeln, da man selbst das Gesetz »der Verdampfung« in den<br />

Worten formuliert hat: »Es (d. h. das o aus e) wurde also durch einen nachfolgenden<br />

harten Kons, veranlaßt?« Kann man nur wenige Zeilen weiter behaupten<br />

: die Palatallaute c, s, sc^ z und c nicht wie harte Konsonanten<br />

auf das vorhergehende e wirkten . muß so verstanden werden, daß sich hier<br />

ihre verdumpfende Wirkung nicht auf die vorhergehenden Vok., sondern nur<br />

auf die nachfolgenden ursprünglich erstreckte?« Das Kleinrussische bietet<br />

für Vondräk erhebliche Schwierigkeiten, und auf folgende Weise sucht er aus<br />

der Verlegenheit zu kommen: es wird die Vermutung ausgesprochen, das<br />

Kleinr. habe nach anderen Kons, als c, z, s das alte e zu einem »mittleren ohne<br />

Erweichung« umgestaltet; die Schreibungen alter Denkmäler, die dagegen<br />

ein^e aufweisen, »wodurch eine Weichheit ausgedrückt werden sollte«, sind<br />

auf den Einfluß der großruss. Graphik zurückzuführen oder finden eine gehörige<br />

Erklärung in der ehemaligen Existenz eines Grenzgebietes, wo e<br />

dasselbe<br />

Los, wie im Großrussischen, traf, das aber später von dem anderen,<br />

größeren Gebiet des harten e-Lautes beeinflußt wurde; nur das gedehnte e in<br />

Verschlußsilben wurde vor einem harten Kons, zu einem ö, nachdem es den<br />

vorhergehenden Kons, erweicht hatte. Es werden also mehrere Hypothesen<br />

aufgestellt, und die ganze Reihe wird durch ein Lautgesetz geschlossen : ein<br />

c wurde zu ö vor einem harten Konsonanten. Wie erklärt man aber den Umstand,<br />

daß ein e, das im Kleinrussischen doch mit e zusammengefallen ist und<br />

von Vondräk S. 09 ausdrücklich auch als langes verengtes e definiert wird (im<br />

Urslav. ist es seiner Annahme nach ein ie mit offenem e gewesen, vgl. S. 55),<br />

gerade wie das e (. . . zu c gedehnt, dieses war geschlossen, S. 42 \ das Schicksal<br />

des e nicht geteilt hat? Die Antwort bleibt aus. Es wird weiter vom Verfasser<br />

vergessen, daß im Kleinruss. ein o aus e nicht nur nach uralten Palatalen<br />

vorkommt (vgl. z. B. Sobolevskij, Lekcii 3, S. 61), und mit gutem Grund,<br />

denn wie sind diese Beispiele im Rahmen seiner Theorie zu deuten? Als<br />

»Schreibfehler« wohl nicht, es bleibt also nur die zweite Möglichkeit — Dialektmischung.<br />

Und erst diese Annahme — hat dieselbe irgend einen Anhaltspunkt?<br />

Ich glaube nicht. Zum Schluß sei bemerkt, daß die ganze Frage eine<br />

gehörige Beleuchtung durch Sachmatov bekommen hat,<br />

»Russkij jazyk« im russischen Brockhaus.<br />

vgl. seinen Aufsatz<br />

V. Nun muß ich zu meinem letzten Einwand übergehen, der all dem oben<br />

Gesagten zur Seite steht, da er auch von allgemeiner Bedeutung ist. Der

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