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Slavische Philologie - Archiv

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Vondräk, Vergleichende slav. Grammatik, angez. von Porzezinski. 417<br />

denjenigen bleiben, der an urslav. Ursprung des h aus e in pbci usw. zu denken<br />

vorzöge, trotzdem alles dagegen spricht.<br />

Was die »Verdumpfung des e zu o« betrifft, woräber der Verfasser S. 39 ff.<br />

handelt, so muß ich hervorheben, daß auf Grund solcher Erscheinungen wie<br />

altslav. f« vitbUnm^ Cloz. 844 und b. dlüto, p. dinto, r. doioto al tslavischer<br />

Wandel e : o angenommen wird. Dies ist entschieden falsch. Erstens können<br />

b. diäto, p. dioto, sowie auch kirchenslav. und bulg. diato, deren der Verfasser<br />

hier nicht erwähnt, nur die Existenz eines urslav. *dolto beweisen, also hat<br />

man es augenscheinlich mit einer urslav. Variante zu *dcllo zu tun, die mit<br />

einzelsprachlichem Lautwandel gar nicht zusammenhängt. Zweitens darf auch<br />

vübUomh samt den anderen Beispielen S. 86 keineswegs als Beweis des aufgestellten<br />

Lautgesetzes betrachtet werden. Es handelt sich doch um Lehngut,<br />

das den im Altslavischen geltenden Verhältnissen angepaßt wurde.<br />

»Die Verdumpfung des e zu o« tritt nach Vondräk »in den meisten slav.<br />

Sprachen, allerdings unter modifizierten Bedingungen auf« (S. 39). Sie soll<br />

»vereinzelt schon im Aksl.« erscheinen (die Beispiele haben wir eben besprochen)<br />

und »wurde also durch einen nachfolgenden harten Kons, veranlaßt<br />

aber so recht ausgeprägt hat sich dieser Prozeß im Russ., P. (Kas.) und<br />

Sorb. Aber hier sehen wir, daß noch ein anderer Faktor dazu kommen mußte<br />

und zwar ist es insbesondere im R. klar, dem e mußte nämlich ursprünglich<br />

ein Palatallaut vorhergehen«. Alles nebensächliche beiseite lassend (z. B. »in<br />

den meisten slav. Sprachen«), mache ich darauf aufmerksam, daß Vondräks<br />

Ausführungen auf Sand gebaut sind. Der Hauptfehler ist iüimer derselbe.<br />

Wie darf man einen Prozeß, der in verschiedenen Einzelspracheu »unter modifizierten<br />

Bedingungen« auftritt, summarisch beliandeln, ohne vorher bestimmt<br />

zu haben, was der Sonderentwicklung der betreffenden Sprachen<br />

zufällt und was wirklich ursprachlich ist, wenn man selbstverständlich triftige<br />

Gründe hat, ihn in die Ursprache zu verlegen? Es kommt dazu der Umstand,<br />

daß aus den besprochenen vitbUomh und dlato und nur daraus der Schluß gezogen<br />

wird: »also durch einen nachfolgenden harten Kons.« usw. Man darf<br />

doch nicht jedem Leser zumuten, daß er ebensoviel, wenn nicht mehr, als der<br />

Verfasser selbst, weiß, und den Teil des betreffenden Abschnitts, wo von<br />

einzelsprachlichen Erscheinungen die Rede ist, früher, als die einleitenden<br />

Bemerkungen lesen wird. Wie dem auch sei, zerstört Vondräk selbst durch<br />

nähere Ausführung die Vorstellung von der »Verdumpfung des e zu o«, die<br />

man auf Grund seiner Worte von S. 39—40 sich bilden wollte. Wenn man<br />

auch zugeben möchte, daß der e-Vokal urslav. geschlossen war und eine Erweichung<br />

des vorhergehenden Konsonanten herbeiführte, die in dem Prozeß<br />

»der Verdumpfung« mitspielte, so ersieht man aus S. 42 folgendes: »Das<br />

Kleinr. sticht in dieser Hinsicht ab (d. h. vom Großrussischen). Nach den<br />

Palatallauten finden wir hier zwar auch o . . . )Nach anderen Kons, ist dagegen<br />

das c frühzeitig zu einem mittleren ohne Erweichung — also wie im Südslav.<br />

— geworden«. Daraus kann man nur den Schluß ziehen, daß die »Verdumpfung«<br />

nach Vondräk im Kleinrussischen einzelsprachlich ist. Der Behauptung,<br />

dieser Lautwandel sei urslavisch mit rechter Ausprägung in einigen<br />

Sondersprachen ist jede Stütze entzogen. Zwar spricht nicht der Verfas'ser<br />

<strong>Archiv</strong> für slayische <strong>Philologie</strong>. XXIX. 27

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