Slavische Philologie - Archiv
408 Aleksa Iviö, dem serbischen Volke in die Wiener Normalschule zu schicken, was aber bis jetzt nicht geschah. Außerdem schlug Fellbieger vor, daß die Kinder unter 8 Jahren die Schule über Sommer und die über 8 Jahre über Winter besuchen sollen, da sie im Sommer den Eltern in der Arbeit helfen müssen ^j. Er brachte noch einige weniger wichtige Vorschläge und viele wurden von der illyrischen Hof- Deputation angenommen. So beschloß sie am 1 5. Juni Jankovic nach Wien zu berufen und bestimmte ihm, so lange er sich in Wien aufhielte, 3 Gulden täglich 2). Am 21. August 1776 wurde in Wien eine außerordentliche Sitzung abgehalten, bei welcher Baron Reischach, Graf Koller, Abt Fellbieger, die Hofräte Greiner und Weingarten und Franz Kees, Referent der Hof- Kommision, anwesend waren. Es wurden viele Beschlüsse, die sich auf die serbischen Schulen bezogen, gefaßt. Zu dieser Zeit hatte schon die Schulreform bedeutende Erfolge. Im Banat selbst waren 1 83 Schulen mit ziemlich guten Lehrern ; auch in andern serbischen Gegenden vermehrte sich die Zahl der Schulen so sehr, daß für diese Avram Mrazovic und Stephan Vujanovski zu Schulinspektoren ernannt wurden 3). Es wurde auch das illyrische Regulament abgeändert und das Gesetz über serbische Schulen, das sich in dem Regulament befand, bedeutend umgearbeitet. Die obengenannte Kommission beschloß, das Regulament an die Bischofsynode, die am 2 1 . September d. J. zusammenkam, zur Begutachtung zu senden. Zugleich wurde die Aufgabe der Schulkommission und der Wirkungskreis des Schulinspektors genau festgesetzt. Inzwischen war Jankovic mit seinem Schulbuche, welches er nach dem deutschen Schulbuche ausgearbeitet hatte, fertig. Das Manuski'ipt Jankovic' wurde einem gewissen Atanasius Sekeresch zur Prüfung gegeben, der in ihm Fehler fand und einige Abänderungen vorschlug. Die Hof- Kammer aber wies die Vorschläge ab und ließ im Oktober 1774 das Schulbuch von Jankovic unverändert drucken^). Am 9. Oktober referierte Jankovic der Hof-Kammer auch über den zweiten Teil seines Buches, über die Lehrmethode. In diesem Referat beklagte er sich über viele Schwierigkeiten, die er beim Verfassen dieses Buches überwinden mußte ^). Die bedeutendste Arbeit jedoch in diesem Jahre waren die Statuten für die serbischen Schulen, die unter dem Titel »Das Regulament der 1) Fin. Arch. Fase. 32, Nr. 83. 2) i. c. Nr. 7 und Nr. 1. 3)1. C.Nr. 41. 4)1. C.Nr. 41. 5) i. c. Nr. 40. 6) Ibid.
Beiträge zur Kulturgeschichte des serbischen Volkes. 409 illyrischen Deputation« von 2. November 1776 für die illyrischen Volksschulen gedruckt wurden. In diesem Regulament ist es genau bestimmt, wo man das Schulgebäude bauen soll und wie es sein muß ; was man alles von dem Lehrer verlangt, welche Rechte der Schulinspektor und welche die Schulkommission habe, was alles in der Schule gelernt werde, wie lang der Schulunterricht dauern soll, welche Kinder verpflichtet seien, die Schule zu besuchen, welche Bücher Schulbücher sind, usw. Durch dieses Schul-Regulament wurde die schwere Arbeit der Lösung der serbischen Schulfrage zu Ende geführt. Durch die Schulreform wurde das Ansehen des Lehrerstandes bedeutend gehoben. Schullehrer, jetzt Bisher waren die gemeinen Soldaten und Kirchendiener aber mußte jeder Lehrer vorerst einen Kurs besuchen und sich dann einer Prüfung unterziehen. Ihr Gehalt wurde ebenfalls stark erhöht. Aus den Referaten über die Einnahmen und Ausgaben, die aus den einzelnen Orten an den Hof-Kriegsrat geschickt wurden, sieht man, daß die Lehrer ziemlich inne hatten'). gut bezahlt waren und angesehene Stellen Die Referate der Schul-Kommissionen im Laufe 1777 und 1778 weisen schon auf eine regelmässige und fortschreitende Arbeit hin. Zahl der Kinder war für damalige Verhältnisse bedeutend. Dagegen wurden die deutschen Schulen immer seltener und seltener von den serbischen Kindern besucht. Die So z.B. in Weiß-Kirchen von 122 Schulkindern, die die Schule im Schuljahre 1776/1777 besuchten, waren nur fünf serbische Schüler. Die Grenzerlehrer erhielten ihren Gehalt aus der Militärkasse, waren im Range des Feldwebels und durchwegs deutsch und katholischen Glaubens. Was die Gründung der Klerikalschule in Neusatz betrifft, so gab Graf Franz Koller im Auftrage des Herrschers schon am 2. November 1774 eine Note heraus, wodurch ihre Erbauung gestattet wird 2), Vorläufig aber wurde für diese Klerikalschule gerade so wie für das Gymnasium in Karlovitz nichts weiter getan. In dieser Weise wurde die serbische Schulfrage ihrem Ende zugeführt, Sie verschwindet zu gleicher Zeit mit der illyrischen Hof-Deputation, die sich mit ihr durch so viele Jahre unermüdlich befaßt hat. Die Lösung der serbischen Schulfrage wurde ohne Mitwirken des serbischen Volkes 1) Hof-Kriegs-Archiv 1776, 38—61. 2) FiD. Arch. Fase. 32, Nr. 30.
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408 Aleksa Iviö,<br />
dem serbischen Volke in die Wiener Normalschule zu schicken, was aber<br />
bis jetzt nicht geschah. Außerdem schlug Fellbieger vor, daß die Kinder<br />
unter 8 Jahren die Schule über Sommer und die über 8 Jahre über Winter<br />
besuchen sollen, da sie im Sommer den Eltern in der Arbeit helfen<br />
müssen ^j.<br />
Er brachte noch einige weniger wichtige Vorschläge und viele<br />
wurden von der illyrischen Hof- Deputation angenommen. So beschloß<br />
sie am 1 5. Juni Jankovic nach Wien zu berufen und bestimmte ihm, so<br />
lange er sich in Wien aufhielte, 3 Gulden täglich 2).<br />
Am 21. August 1776 wurde in Wien eine außerordentliche Sitzung<br />
abgehalten, bei welcher Baron Reischach, Graf Koller, Abt Fellbieger,<br />
die Hofräte Greiner und Weingarten und Franz Kees, Referent der Hof-<br />
Kommision, anwesend waren. Es wurden viele Beschlüsse, die sich auf<br />
die serbischen Schulen bezogen, gefaßt. Zu dieser Zeit hatte schon die<br />
Schulreform bedeutende Erfolge. Im Banat selbst waren 1 83 Schulen mit<br />
ziemlich guten Lehrern ; auch in andern serbischen Gegenden vermehrte<br />
sich die Zahl der Schulen so sehr, daß für diese Avram Mrazovic und<br />
Stephan Vujanovski zu Schulinspektoren ernannt wurden 3).<br />
Es wurde auch<br />
das illyrische Regulament abgeändert und das Gesetz über serbische<br />
Schulen, das sich in dem Regulament befand, bedeutend umgearbeitet.<br />
Die obengenannte Kommission beschloß, das Regulament an die Bischofsynode,<br />
die am 2 1 . September d. J. zusammenkam, zur Begutachtung zu<br />
senden. Zugleich wurde die Aufgabe der Schulkommission und der<br />
Wirkungskreis des Schulinspektors genau festgesetzt.<br />
Inzwischen war Jankovic mit seinem Schulbuche, welches er nach<br />
dem deutschen Schulbuche ausgearbeitet hatte, fertig. Das Manuski'ipt<br />
Jankovic' wurde einem gewissen Atanasius Sekeresch zur Prüfung gegeben,<br />
der in ihm Fehler fand und einige Abänderungen vorschlug. Die Hof-<br />
Kammer aber wies die Vorschläge ab und ließ im Oktober 1774 das Schulbuch<br />
von Jankovic unverändert drucken^). Am 9. Oktober referierte<br />
Jankovic der Hof-Kammer auch über den zweiten Teil seines Buches,<br />
über die Lehrmethode. In diesem Referat beklagte er sich über viele<br />
Schwierigkeiten, die er beim Verfassen dieses Buches überwinden mußte ^).<br />
Die bedeutendste Arbeit jedoch in diesem Jahre waren die Statuten<br />
für die serbischen Schulen, die unter dem Titel »Das Regulament der<br />
1) Fin. Arch. Fase. 32, Nr. 83. 2) i. c. Nr. 7 und Nr. 1.<br />
3)1. C.Nr. 41. 4)1. C.Nr. 41. 5) i. c. Nr. 40.<br />
6) Ibid.