Slavische Philologie - Archiv

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. 398 Aleksa Ivic, In dieser Zeit wurde der serbische Kirchenkongreß abgehalten, der nebst der Wahl des neuen Metropoliten und der vielen anderen Angelegenheiten auch noch die Aufgabe hatte, über die serbische Schulfrage zu verhandeln. Als Kommissär des Königs bei diesem Kongresse fungierte Graf Hadik. Am 20. Oktober referierte er der Hof-Kammer von dem Wirken des Kongresses behufs Gründung von serbischen Schulen. In seinem Referate schlug er dem Herrscher vor, eine Kommission im Banat einzurichten, die den Stand der Schulen prüfen und ihm Bericht erstatten würde. Die Illyrische Hof-Deputation sandte an die Hof-Kammer dieses Referat von Hadik und unterstützte ihrerseits seinen Vorschlag ^j Inzwischen vollendete im Oktober 1769 Lazarini seine Studien und begab sich nach dem Banat, um dort eine Stelle zu suchen. Unterwegs erkrankte er und blieb so lauge in Preßburg, bis er wieder gesund wurde. In Wien hatte man keine Ahnung, was mit Lazarini geschehen, und die Hof- Kammer forderte in einem Dekrete Lazarini auf, das Lesebuch für die serbischen und rumänischen Schulen zu verfassen. Diesem Dekrete legte sie noch eine präzise Anleitung bei, an die er sich beim Verfassen dieses Schulbuches halten müßte. Die Polizei suchte Lazarini in Wien, um ihm das Dekret zu übergeben, aber vergebens. Am 9. Dezember meldete der Hof- Kammer ein gewisser Krüpl, der zum zweiten Male den Auftrag erhielt, Lazarini aufzusuchen, daß er ihn trotz aller Mühe nicht finden konnte 2). Zuletzt erfuhr man, daß Lazarini nach Temeschwar abgereist sei und sich bei dem dortigen Bischöfe befinde. Deshalb beauftragte die Hof-Kammer am 23. Dezember 1769 die Landes-Administration von Temeschwar, Lazarini aufzusuchen und wenn er wirklich dort ist, ihm den Auftrag zu geben, das Schulbuch zu verfassen; wollte er es nicht tun, so möge die Landes-Administration einen anderen finden, der im Stande wäre, diese Sache auf sich zu nehmen 3). Aber wie gesagt, Lazarini lag krank in Preßburg darnieder. Die Landes-Administration von Temeschwar suchte ihn eine geraume Zeit, aber vergebens ; dann am 3. März 1770 schlug sie auf Anraten des Metropoliten und illyrischen Volkssekretärs Nenadovic der Hof-Kammer zwei andere statt Lazarini vor, nämlich den unierten Archimandriten Arsen Popovic, der in Großwardein lebte und einePension von 1000 Gulden genoß, oder den Sekretär des ehemaligen nicht unierten Bischofs von Kronstadt, Demetrius Eustasius, 1) Fia. Arch. Fase. 32, Nr. 56. 2) 1. c. Nr. 32. 3) 1. c. Np. 104.

Beiträge zur KulturgeBchichte des serbischen Volkes. 399 der zu dieser Zeit in Kronstadt in Siebenbürgen lebte. Beide sprachen vollkommen deutsch, lateinisch, rumänisch und serbisch; sie waren früher selbst Lehrer gewesen i). Um diese Zeit wurde Lazarini in Preßburg gesund und führte den ersten Teil des Schulbuches zu Ende und sandte ihn an die Kammer. Dem Manuskripte fügte er noch ein Schreiben bei, in dem er die Schwierigkeiten, mit denen er zu kämpfen gehabt hatte, bis er diesen ersten Teil vollendete, schilderte. Für die andern zwei Teile habe er schon das Material gesammelt und wolle, wenn der erste Teil angenommen würde, die andern gleich beginnen. Zugleich bat er, ihm die versprochene Schul- Inspektion zu geben 2]. Über dieses Schulbuch und Bittgesuch Lazarinis wurde in der Sitzung der Hof-Kammer vom 1 1. März 1770 beraten. Die Kammer gibt zu, daß das Schulbuch im Großen und Ganzen nach den Instruktionen ausgearbeitet sei, es haben sich jedoch gewisse Fehler eingeschlichen. In dem Dekrete, das Lazarini zum Verfassen des Schulbuches beauftragte, wurde insbesondere der Wunsch geäussert, beim Schreiben des Schulbuches die lateinischen Buchstaben zu verwenden, aber gleich auf den ersten Seiten hatte Lazarini auch die russischen Buchstaben als eine Erleichterimg beim Lernen verwendet. Daran scheiterte die hauptsächliche Absicht der österreichischen Regierung, welche durch die Einführung der lateinischen Buchstaben in den serbischen Schulen jedwede Beziehung zwischen dem russischen und serbischen Unterrichte abbrechen wollte. Deshalb mußte man diese Buchstaben auslassen, die lateinischen Buchstaben anwenden, um den Schülern diese Buchstaben zu lehren. Das Buch fiel zu groß aus, viel größer, als man es wollte. Zuletzt wäre dieses Schulbuch einer strengen Zensur zu unterwerfen, da es aber der Kammer nicht bekannt war, wem man diese Aufgabe mit Sicherheit anvertrauen könnte, so mußte man deswegen die Kaiserin Maria Theresia fragen, ob man das der illyrischen Hof-Deputation oder der TemeschwarerLandes-Administration anvertrauen könnte, nämlich dieZensurzubesorgen. Die Kaiserin beschloß, vorläufig die Herausgabe des Buches zu sistieren und dem Metropoliten aufzutragen, er möge einen Katechismus für den Druck vorbereiten, aus welchem die serbische und rumänische Jugend die nötige Belehrung im Glauben bekommen würde. Zu gleicher Zeit erlaubte sie, daß Lazarini für zwei Jahre provisorisch als Schul-Inspektor ernannt werde. 1; Fin. Arch. Fase. 32, Nr. 66. 2) i. c. Nr. 59.

Beiträge zur KulturgeBchichte des serbischen Volkes. 399<br />

der zu dieser Zeit in Kronstadt in Siebenbürgen lebte. Beide sprachen<br />

vollkommen deutsch, lateinisch, rumänisch und serbisch; sie waren früher<br />

selbst Lehrer gewesen i).<br />

Um diese Zeit wurde Lazarini in Preßburg gesund und führte den<br />

ersten Teil des Schulbuches zu Ende und sandte ihn an die Kammer.<br />

Dem Manuskripte fügte er noch ein Schreiben bei, in dem er die Schwierigkeiten,<br />

mit denen er zu kämpfen gehabt hatte, bis er diesen ersten Teil<br />

vollendete, schilderte. Für die andern zwei Teile habe er schon das<br />

Material gesammelt und wolle,<br />

wenn der erste Teil angenommen würde,<br />

die andern gleich beginnen. Zugleich bat er, ihm die versprochene Schul-<br />

Inspektion zu geben 2].<br />

Über dieses Schulbuch und Bittgesuch Lazarinis wurde in der Sitzung<br />

der Hof-Kammer vom 1 1. März 1770 beraten. Die Kammer gibt zu, daß<br />

das Schulbuch im Großen und Ganzen nach den Instruktionen ausgearbeitet<br />

sei, es haben sich jedoch gewisse Fehler eingeschlichen. In dem Dekrete,<br />

das Lazarini zum Verfassen des Schulbuches beauftragte, wurde insbesondere<br />

der Wunsch geäussert, beim Schreiben des Schulbuches die<br />

lateinischen Buchstaben zu verwenden, aber gleich auf den ersten Seiten<br />

hatte Lazarini auch die russischen Buchstaben als eine Erleichterimg beim<br />

Lernen verwendet. Daran scheiterte die hauptsächliche Absicht der<br />

österreichischen Regierung, welche durch die Einführung der lateinischen<br />

Buchstaben in den serbischen Schulen jedwede Beziehung zwischen dem<br />

russischen und serbischen Unterrichte abbrechen wollte.<br />

Deshalb mußte<br />

man diese Buchstaben auslassen, die lateinischen Buchstaben anwenden,<br />

um den Schülern diese Buchstaben zu lehren. Das Buch fiel zu groß aus,<br />

viel größer, als man es wollte. Zuletzt wäre dieses Schulbuch einer<br />

strengen Zensur zu unterwerfen, da es aber der Kammer nicht bekannt<br />

war, wem man diese Aufgabe mit Sicherheit anvertrauen könnte, so mußte<br />

man deswegen die Kaiserin Maria Theresia fragen, ob man das der<br />

illyrischen Hof-Deputation oder der TemeschwarerLandes-Administration<br />

anvertrauen könnte, nämlich dieZensurzubesorgen. Die Kaiserin beschloß,<br />

vorläufig die Herausgabe des Buches zu sistieren und dem Metropoliten<br />

aufzutragen, er möge einen Katechismus für den Druck vorbereiten, aus<br />

welchem die serbische und rumänische Jugend die nötige Belehrung im<br />

Glauben bekommen würde. Zu gleicher Zeit erlaubte sie, daß Lazarini<br />

für zwei Jahre provisorisch als Schul-Inspektor ernannt werde.<br />

1; Fin. Arch. Fase. 32, Nr. 66. 2) i. c. Nr. 59.

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