Slavische Philologie - Archiv

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396 Aleksa Ivi(5, man zukünftig zu tun gedenkt i) ? Die Landes-Administration antwortete auf die gestellten Fragen und am 9. Oktober 1768 übersandte die Hof- Kammer diese Antwort an die illyrische Deputation. Aus der Antwort der Landes-Administration konnte man ersehen, daß die Gründung und Verbesserung der serbischen Schulen unbedingt notwendig sei ; deshalb fragte die Hof-Kammer die illyrische Deputation um ihre Meinung in dieser Sache 2). Unter den Akten im Finanz-Archiv kann man nicht finden, was die Illyrische Hof-Deputation antwortete. Damals lebte in Wien ein gewisser Daniel Lazarini, Jurist und Studierender der Finanzwissenschaft. Die Hof-Kammer beschloß, ihm die Reorganisation der serbischen Schulen und das Verfassen eines Schulbuches zu überlassen. Zugleich bot sie ihm an, die Aufsicht über die Schulen in seine Hände zu nehmen und zugleich verlangte sie von ihm einen Entwurf, wie die Reform der serbischen Schulen auszuführen wäre. Lazarini war im Banat geboren, aber es ist mir nicht klar, welcher Nation er angehörte. Er selber sagte, er sei ein serbisch-rumänischer Nationalist. Die Verhältnisse seiner Heimat kannte er sehr gut und in Schulsachen war er ebenfalls bewandert. Anfangs 1769 unterbreitete er seinen Entwurf. Dieser kann der Hauptsache nach auf folgendes reduziert werden: 1. Es sind wenigstens in größeren Dörfern geschickte Schullehrer anzustellen, die zugleich das Dorfnotariat führen könnten. In diesen Dorfschulen wären Katechismus, Lesen, Schreiben und die vier Arten einfacher Rechnung zu lehren. 2. Ein Schulbuch sei zu verfassen, das die Einleitung in das Gebetlesen und Rechnen, einige Schriftformulare und die Belehrung in den Hauptpflichten enthielte. Das Buch sei in Rymnik, in der Groß-Walachei zu drucken. 3. In Temeschwar wäre eine Schule zu errichten für diejenigen, die weiter lernen wollen. Hier sollten die Religionslehre in der Muttersprache, Rechnen, Grammatik wenigstens bis zui* Syntax in drei Sprachen, der serbischen, lateinischen und deutschen, außerdem die Hauptregeln der Rhetorik, Buchführung, Logik, Ökonomie, Weltgeschichte und Geographie vorgetragen werden. 4. Von denjenigen, die ihre Kinder nach dem 8. und 9. Jahre die Schule nicht besuchen lassen wollen, wäre eine Steuer zu erheben, die man zum Besten der fleißis-en Schüler verwenden sollte. 1) Fin. Arch. Fase. 32, Nr. 31. 2) l. c. Nr. 20.

Beiträge zur Kulturgeschichte des serbischen Volkes. 397 5. Jene 2 000 Gulden, die die Karlovitzer Metropolie von dem Ärar bekommt unter der Bedingung, sie zum allgemeinen Besten zu verwenden, wären für die Schulen zu verwenden. Was die Inspektion der Schulen und die Abfassung des Schulbuches anbelangt, so nimmt es Lazarini auf sich unter der Bedingung, daß ihm zugleich irgendwo eine Stelle in der Landes-Kanzlei oder im Landesgericht in Temeschwar gegeben und ihm ein neunmonatlicher Urlaub gewährt wüdre, um die begonnenen Studien zu vollenden. Über diesen Vorschlag Lazarinis verhandelte die Hof-Kammer im Juli 1769. Der Referent war Hofrat Herteli, der den Entwurf Lazarinis in Vielem korrigierte und ergänzte. man in jedem Orte, sollte. Der Gehalt dieses Lehrers in diesen Orten wäre 30 Gulden jährlich. In seinem Referat sagte Herteli, daß wo wenigstens 60 Häuser sind, eine Schule eröffnen In den Orten, wo mehr als 60 Häuser sind, hätte der Lehrer 40 und in den Orten mit mehr als 100 Häusern, hätte er 60 Gulden jährlich. Die gesamten Kosten trägt die Gemeinde. Sprachen, der Das Schulbuch wäre in beiden serbischen und rumänischen, zu verfassen und dem Volke kostenlos zu geben, um es auf diese Weise möglichst zu verbreiten. Referent ist nicht damit einverstanden, daß man in Temeschwar eine Schule errichte, denn die wenigsten Serben und Rumänen werden diese Schule besuchen, auch scheint es ihm nicht klug, eine höhere Schule an der Staatsgrenze zu errichten, sondern er würde vorschlagen gute deutsche Schulen in Temeschwar, Groß-Becskerek, Maria Teresiopel, Verschez, Lugosch, St. Miklosch, Karansebesch, Weiß-Kirchen, Cakovo und anderen größeren Orten zu errichten. Der Diese Schulen sollte in erster Zeit der Staat aushalten, damit die Leute ihre Kinder lieber in diese Schulen schickten. Außerdem schlägt er vor, den braven Schülern von Zeit zu Zeit, besonders aber bei der Prüfung kleine Geschenke in Kleidern oder anderen Sachen zu machen. Er ist nicht damit einverstanden, daß man von denjenigen, die ihre Kinder nicht die Schule besuchen lassen wollen, Steuer erhebe, weil man in dieser Weise den Haß des Volkes gegen diese Neuerung hervorrufen könnte. Endlich ist er einverstanden, daß man dem Lazarini die Stelle des Schul-Inspektors gäbe, da es scheint, daß er die nötigen Kenntnisse dazu habe, und es wären ihm jährlich 600 Gulden zu bestimmen, außerdem noch 12 Schober Heu für die Pferde M. 1) In seinem Bittgesuche unterschrieb sich Lazarini > Daniel Lazarini. beeden rechten und camerall-wissenschaflft zuhörer« Fin.Arch. Fase. 32, Nr. 44.

396 Aleksa Ivi(5,<br />

man zukünftig zu tun gedenkt i) ?<br />

Die Landes-Administration antwortete<br />

auf die gestellten Fragen und am 9. Oktober 1768 übersandte die Hof-<br />

Kammer diese Antwort an die illyrische Deputation. Aus der Antwort<br />

der Landes-Administration konnte man ersehen,<br />

daß die Gründung und<br />

Verbesserung der serbischen Schulen unbedingt notwendig sei ; deshalb<br />

fragte die Hof-Kammer die illyrische Deputation um ihre Meinung in dieser<br />

Sache 2).<br />

Unter den Akten im Finanz-<strong>Archiv</strong> kann man nicht finden, was<br />

die Illyrische Hof-Deputation antwortete.<br />

Damals lebte in Wien ein gewisser Daniel Lazarini, Jurist und<br />

Studierender der Finanzwissenschaft.<br />

Die Hof-Kammer beschloß, ihm die<br />

Reorganisation der serbischen Schulen und das Verfassen eines Schulbuches<br />

zu überlassen.<br />

Zugleich bot sie ihm an, die Aufsicht über die Schulen in<br />

seine Hände zu nehmen und zugleich verlangte sie von ihm einen Entwurf,<br />

wie die Reform der serbischen Schulen auszuführen wäre.<br />

Lazarini war<br />

im Banat geboren, aber es ist mir nicht klar, welcher Nation er angehörte.<br />

Er selber sagte, er sei ein serbisch-rumänischer Nationalist. Die Verhältnisse<br />

seiner Heimat kannte er sehr gut und in Schulsachen war er<br />

ebenfalls bewandert. Anfangs 1769 unterbreitete er seinen Entwurf.<br />

Dieser kann der Hauptsache nach auf folgendes reduziert werden:<br />

1. Es sind wenigstens in größeren Dörfern geschickte Schullehrer<br />

anzustellen, die zugleich das Dorfnotariat führen könnten. In diesen<br />

Dorfschulen wären Katechismus, Lesen, Schreiben und die vier Arten einfacher<br />

Rechnung zu lehren.<br />

2. Ein Schulbuch sei zu verfassen, das die Einleitung in das Gebetlesen<br />

und Rechnen, einige Schriftformulare und die Belehrung in den Hauptpflichten<br />

enthielte. Das Buch sei in Rymnik, in der Groß-Walachei zu<br />

drucken.<br />

3. In Temeschwar wäre eine Schule zu errichten für diejenigen, die<br />

weiter lernen wollen.<br />

Hier sollten die Religionslehre in der Muttersprache,<br />

Rechnen, Grammatik wenigstens bis zui* Syntax in drei Sprachen, der serbischen,<br />

lateinischen und deutschen, außerdem die Hauptregeln der Rhetorik,<br />

Buchführung, Logik, Ökonomie, Weltgeschichte und Geographie vorgetragen<br />

werden.<br />

4. Von denjenigen, die ihre Kinder nach dem 8. und 9. Jahre die<br />

Schule nicht besuchen lassen wollen, wäre eine Steuer zu erheben, die<br />

man zum Besten der fleißis-en Schüler verwenden sollte.<br />

1) Fin. Arch. Fase. 32, Nr. 31. 2) l. c. Nr. 20.

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