Slavische Philologie - Archiv

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394 Aleksa Ivic, in Temescbwar ausschließlich vom Klerus verwaltet werden, die materiellen Opfer hätte aber nicht der Staat, sondern das Volk durch Steuererhebungen zu tragen ^). Bischof Jovan Gjorgjevic, der sich, wie bekannt, um die Schulen nicht viel kümmerte 2), hatte auch bei dieser Gelegenheit den Regierungsvorschlag sehr leicht aufgefaßt. In seiner Antwort vom 6. Februar 1764 sagt er, daß Schulen in seiner Diözese unnötig seien, weil er selber dafür sorge, daß die Jugend die notwendige Belehrung im Christlichen Glauben erhalte ^j. Diese Antworten übersendete die Hofkammer am 4. März desselben Jahres an die Landes-Administration in Temeschwar mit dem Auftrage, sie möge auf der Basis dieser Antwortschreiben einen Beschluß fassen, was in Sachen der Verbesserung der serbischen und walachischen Schulen imBanat zu tun notwendig wäre^). Die Landes-Administration hielt wegen dieser Frage am 29. Mai 1764 eine Sitzung unter dem Vorsitze des Grafen Johann Perlas und in Anwesenheit beider Bischöfe des Banats ab. Wie alle andern Behörden damals, so war auch die Banater Landes-Administration feindselig gegen die Serben gesinnt und sie bestand mit ganzer Kraft darauf, die Errichtung von serbischen Schulen zu verhindern. Der Vorschlag des Bischofs Vinzenz, neue Schulen zu errichten, die alten zu verbessern, ein Seminar in Temeschwar zu gründen, die Eltern gesetzlich zu zwingen, ihre Kinder in die Schule zu schicken, wurde mit der Motivierung zurückgewiesen, die neuen Schulen wären unnötig und würden das Volk viele Opfer kosten. Alle Kinder können so wie so nicht die Schule besuchen, denn die Serben und Rumänen, besonders die ärmeren, brauchen ihre Kinder für Feldarbeiten und zum Viehhüten ; sie hätten daher nur Schaden, wenn ihre Kinder gezwungen wären, die Schule zu besuchen. Der Vorschlag über die Errichtung eines Seminars mußte ebenfalls fallen, denn es sei nicht möglich ein Seminar zu erhalten, da die Serben keinen Fond haben und das Ärar bereits vollständig erschöpft sei, Erhebungen von neuen Steuern aber sei ein ausschließliches Recht des Herrschers, über welches sie nicht verfügen dürfen. Bei dieser Beschlußfassung kam der Landes-Administration der Bischof Gjorgjevic zu Hilfe, denn er behauptete auch jetzt, daß in seiner Diözese die Schulen unnötig wären, da 1) Fin. Arch. Fase. 32, Nr. 14. 2) Pajuh, IIcTopHJa KaTHXii3Ma, Seite 25. 3j Fin. Arch. Fase. 32, Nr. 41. *] 1. c. Fase. 32, Nr. 15.

— Beiträge zur Kulturgeachichte des serbischen Volkes. 395 er selber dafür sorgt, die Jugend in Glauben und Gottesfurcht zu erziehen. Auf Grund dieser Behauptung des Bischofs Gjorgjevic legte die Landes- Administration dem Bischof Vinzenz ans Herz, er möge sich ein Beispiel an dem Bischof Gjorgjevic nehmen und sich ebenfalls in seiner Diözese um die Erziehung der Jugend kümmern. Das Resultat dieser Bewegung in der Schulfrage ist der Beschluß der Landes-Administration, daß zukünftig die serbischen Kinder in die deutschen Schulen im Banat aufgenommen werden können. Nachdem der Hof-Kammer in Wien der Bericht über den Verlauf der Sitzung der Landes-Administration erstattet wurde, billigte sie gänzlich ihren Standpunkt und damit war die Schulfrage für eine gewisse Zeit von der Tagesordnung verschwunden i). Russische Bücher und Lehrer, den Einfluß der russischen Kultur, ein und dieselbe Religion, die Stammverwandtschaft der Russen und Serben, alles das fürchteten die österreichischen Behörden. Diesen russisch-serbischen Beziehungen schrieben sie auch die Auswanderung der Serben nach Rußland vom Jahre 1751 1754 zu, die einen großen Schaden dem Kaiserreiche verursachte, weil dadurch seine südliche Grenze gegen die Türkei bedeutend geschwächt wurde. Aber da seit der Auswanderung nach Rußland diese Beziehungen noch enger wurden, beschloß die österreichische Regierung eine Buchdruckerei zum Drucken serbischer Bücher zu gründen und verbot die Büchereinfuhr aus Rußland; weiter beschloß sie, serbische Schulen zu errichten, um dadurch den russischen Einfluß zu verdrängen und das serbische Volk vom russischen gänzlich zu isolieren. Die Banater Serben waren damals die hervorragendsten und die Daten über ihre Lebensverhältnisse sind größtenteils erhalten. Dank den vielen Berichten der Landes-Administration, die an die Hof-Kammer und die illyrische Hof-Deputation gerichtet waren, können wir heute ein ganz klares und bis in die Einzelheiten gehendes Bild der damaligen Entwicklung der serbischen Schulfrage im Banat herstellen. Die Hof-Kammer interessierte sich am meisten für die Banater Serben, weil ihre Zahl groß und sie in nächster Nähe der russischen Grenze und des russischen Einflusses waren. Anfangs 1768 (24. Jänner) beschäftigte sich die Hof- Kammer wieder mit der serbischen Schulfrage und verlangte von der Landes-Administration den Bericht, serbischen und rumänischen Jugend besucht werden; wie viele Schulen im Banat von der was für Lehrer in diesen Schulen seien; was bis jetzt in dieser Richtung geschehen und was 1) Fin. Arch. Fase. 32, Nr. 41.

394 Aleksa Ivic,<br />

in Temescbwar ausschließlich vom Klerus verwaltet werden,<br />

die materiellen<br />

Opfer hätte aber nicht der Staat,<br />

sondern das Volk durch Steuererhebungen<br />

zu tragen ^).<br />

Bischof Jovan Gjorgjevic, der sich, wie bekannt, um die Schulen nicht<br />

viel kümmerte 2), hatte auch bei dieser Gelegenheit den Regierungsvorschlag<br />

sehr leicht aufgefaßt. In seiner Antwort vom 6. Februar 1764<br />

sagt er, daß Schulen in seiner Diözese unnötig seien, weil er selber dafür<br />

sorge, daß die Jugend die notwendige Belehrung im Christlichen Glauben<br />

erhalte ^j.<br />

Diese Antworten übersendete die Hofkammer am 4.<br />

März desselben<br />

Jahres an die Landes-Administration in Temeschwar mit dem Auftrage,<br />

sie möge auf der Basis dieser Antwortschreiben einen Beschluß fassen,<br />

was in Sachen der Verbesserung der serbischen und walachischen Schulen<br />

imBanat zu tun notwendig wäre^). Die Landes-Administration hielt wegen<br />

dieser Frage am 29. Mai 1764 eine Sitzung unter dem Vorsitze des Grafen<br />

Johann Perlas und in Anwesenheit beider Bischöfe des Banats ab. Wie<br />

alle andern Behörden damals, so war auch die Banater Landes-Administration<br />

feindselig gegen die Serben gesinnt und sie bestand mit ganzer Kraft<br />

darauf, die Errichtung von serbischen Schulen zu verhindern.<br />

Der Vorschlag<br />

des Bischofs Vinzenz, neue Schulen zu errichten, die alten zu verbessern,<br />

ein Seminar in Temeschwar zu gründen, die Eltern gesetzlich zu<br />

zwingen, ihre Kinder in die Schule zu schicken, wurde mit der Motivierung<br />

zurückgewiesen, die neuen Schulen wären unnötig und würden das Volk<br />

viele Opfer kosten. Alle Kinder können so wie so nicht die Schule besuchen,<br />

denn die Serben und Rumänen, besonders die ärmeren, brauchen<br />

ihre Kinder für Feldarbeiten und zum Viehhüten ; sie hätten daher nur<br />

Schaden, wenn ihre Kinder gezwungen wären, die Schule zu besuchen.<br />

Der Vorschlag über die Errichtung eines Seminars mußte ebenfalls fallen,<br />

denn es sei nicht möglich ein Seminar zu erhalten, da die Serben keinen<br />

Fond haben und das Ärar bereits vollständig erschöpft sei, Erhebungen<br />

von neuen Steuern aber sei ein ausschließliches Recht des Herrschers,<br />

über welches sie nicht verfügen dürfen. Bei dieser Beschlußfassung kam<br />

der Landes-Administration der Bischof Gjorgjevic zu Hilfe, denn er behauptete<br />

auch jetzt,<br />

daß in seiner Diözese die Schulen unnötig wären, da<br />

1) Fin. Arch. Fase. 32, Nr. 14.<br />

2) Pajuh, IIcTopHJa KaTHXii3Ma, Seite 25.<br />

3j Fin. Arch. Fase. 32, Nr. 41. *] 1. c. Fase. 32, Nr. 15.

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