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Slavische Philologie - Archiv

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Beiträge zur Kulturgeschichte des serbischen Volkes. 393<br />

pieser Schulen, welche entweder Mönche, Kirchensänger oder Priester<br />

ohne Diözese waren, wußten selbst nicht viel.<br />

Hie und da gab es auch<br />

in verschiedenen Orten Seminare, aber ihrer Gründung wurden ebenfalls<br />

große Hindernisse in den Weg gelegt.<br />

Als Beispiel dafür können wir das<br />

Seminar in Temeschwar anführen. Jahrelang wurden Verhandlungen gepflogen,<br />

jahrelang Bittgesuche geschrieben, bis man endlich die Bewilligung<br />

bekam *). Ein Gymnasium aber konnte das serbische Volk nicht bekommen.<br />

Welche Stimmung in Regierungskreisen gegenüber den Serben herrschte,<br />

illustriert uns am besten ein Fall,<br />

der sich im Jahre 1759 ereignet hatte.<br />

Die ungarische Hof-Kanzlei erfuhr, daß die Serben ein Gymnasium in<br />

Karlovitz errichteten. Der Ausschuß beeilte sich sofort eine Anfrage an<br />

den Kriegsrat zu stellen, wie so etwas überhaupt geschehen konnte und<br />

ob der Herrscher davon Kenntnis gehabt habe? Zugleich fügte er hinzu,<br />

daß die Serben es nur aus Neid gegen die Katholiken getan hätten. Und<br />

jetzt beginnt in Angelegenheit dieser Schule in Karlovitz, die sich überhaupt<br />

nicht ein Gymnasium nennen konnte, denn das echte Gymnasium<br />

begann erst vom Jahre 1791 an zu existieren, eine lange Explikation 2).<br />

Das erste Beispiel, das sich die österreichische Regierung um die serbischen<br />

Schulen kümmerte und an ihre Regulierung dachte, erhalten wir im<br />

Jahre 1763. Am 1 1. Dezember dieses Jahres entsendete die Hof-Kammer<br />

zwei besondere Schreiben, eins an den Bischof von Karensebesch, Jovan<br />

Gjorgjevic, das andere an den Bischof von Temeschwar Vinzenz Jovanovic-<br />

Vidak, in denen diese um die Meinung gefragt werden, ob es gut wäre<br />

n ihren Diözesen einige Schulen zu errichten und gebildete Lehrer anzustellen<br />

3) ?<br />

Schon am 13. Jänner 1764 sandte Bischof Vinzenz die Antwort und<br />

einen umfangreichen Vorschlag, wie man die serbischen Schulen verbessern<br />

könnte. In der Einleitung dieses Schreibens beklagte er sich über<br />

böse Leidenschaften und Fehler, die sozusagen ein Bedürfnis in seinem<br />

Volke geworden sind. Diese Fehler waren Viehdiebstahl, Schlägerei,<br />

Mord und Bigamie. Durch die Vermehrung und Verbesserung der Schulen,<br />

meinte er, könnte man das Volk zum Dienste für den Kaiser fähig machen<br />

und in ihm christliche Tugend und Liebe erwecken. Sein Vorschlag enthielt<br />

neun Punkte, nach ihm sollten die Volksschulen und das Seminar<br />

1) Finanz- <strong>Archiv</strong> Fase. 32, Nr. 19 u. Nr. 5.<br />

2) Hof-Kriegs-Arch. 1759, c. 74—203.<br />

3) Fin. Arch. Faso. 32, Nr. 10.

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