Slavische Philologie - Archiv

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342 Franjo Fancev, Gruppe c) die Verschiebung des Akzentes auch von den kurzen geschlossenen auslautenden Silben. Ähnlichen Vorgang zeigt uns die Betonung Petretid (Evangeliomi 1651) und Belostenec (Gazophylacium 1740); bei ihnen ist die Entwickelung der neueren Akzentuation erst im Laufe gewesen, und wir begegnen bei ihnen schon vorgeschobenem Akzent von der kurzen offenen Silbe im Auslaute (mit weniger Ausnahme), viel häufigeres Verbleiben bei der älteren Akzentuation der kurzen geschlossenen auslautenden Silben, die alte Betonung der langen offenen wie geschlossenen auslautenden Silben ebenfalls gut erhalten (besonders bei Belostenec). Nur einige Beispiele: rämio 253 (neben ravnh 255), krüio Tl (neben krüto 64, und kruto \A), jäko (cak. /ä^o), pride— pride^ pojde — pöj'de^ dojde — doj'de usw., gläve 162 (was a.ni gläva hinweist) usw.^ aber rogyäk 54, gospodär 157, dobre, gore^ vode^ troje usw. als gen. sing., zidovöm (dat. PI. 56), zemlüm (instr. sing. 178), sinagög 81, ovec als Gen. Fl., pustim (3 mal 56), cinim^ opijü 3. Präs. PI. 25, rastüy \ predü 3 Plur. 1 1 1 usw. bei Petretic; gläva, rüka^ nögci^ Qora^ hüha, aber auch igrä^ krpä^ krastä; dann kondp, kokds\ präs. l. Sing.: -em, äm^ im; Adjektivaauf o^, it [yvie/iramlgem, kazem^ gutäm. grgräm^ kimäm^ izepiräm, igräm^ hranim^ krstim, j'eldv ^ Jesenöv^ j'aldv^ korenit^ desüt J usw. ; aber auch curim^ drzim, krvdv^ klobük, smetje, aber sirömah usw. bei Belostenec. Von den Dialekten des slovenischen Sprachgebietes und von den kajkavischen des skroat. Sprachgebietes (vgl. Valjavec Rad vom Jahre 1878— 1891 Prinos k naglasu Rozic Dialekt von Prigorje Rad CXV, CXVI u. CXVIII; Oblak Dialekt von Medumurje Zbor. I) unterscheidet sich der Dialekt von Virje, abgesehen vom Zweisilbengesetze gegenüber der vollkommenen Beweglichkeit des Akzentes jeuer Dialekte, nur in bezug auf die zwei letzten Silben, vor allem darin, daß er keinen kurzen Akzent in der Endsilbe dulden kann, erhaltene ursprünglich betonte Kürzen wurden in der Endsilbe unter dem Akzente verlängert. Kehren wir zum Zweisilbeugesetze zurück, um vielleicht eine annehmbare Erklärung dieser Erscheinung zu finden. Wenn wir die Betonung der cakavischen und stokavischen (und auch kajkavischen) Dialekte, dann auch der slovenischen und russischen, näher betrachten, sehen wir, daß schon ursprünglich eine sehr großeAnzahl von Worten dieUltimaoder Penultimabetonung hatte, also auf den zwei letzten Silben, und gewiß war nicht größer die Zahl der Worte mit dem Akzente auf einer andern Silbe, da wir ja auch alle zweisilbigen Worte hierher rechnen können.

Beiträge zur serbokroatischen Dialektologie. 343 Aber es sind selbst bei mehr als zweisilbigen Wörtern mehrere mit der Betonung auf den zwei letzten Silben als mit der Betonung auf einer andern Silbe, so z. B.: 3 silbige Neutra bei Nemanic (Öakav.-Kroat. Stud. II) sind 1 60 mit der Betonung auf den zwei letzten Silben gegenüber 66 mit der Betonung auf der ersten Silbe; in Prozenten macht das 29^ auf der ersten Silbe und 1\% auf den letzten zwei. Bei dreisilbigen Femininen kommt der Akzent bei 6 1 ^ auf den zwei letzten, bei 39 ^ auf der ersten Silbe. Etwas anders verhält sich die Zahl der Worte mit ultima- oder Penultimabetonung bei viersilbigen Femin. nur 35^ (genauer 3.5,26^) gegenüber 6.ö^ Hier entfallen auf die letzteren (genau 64,74^) mit der Betonung auf der ersten oder zweiten Silbe, doch die viersilbigen Worte sind Ableitungen, welche gewöhnlich den Akzent des Grundwortes angenommen haben. Im Dialekte von Virje sehen wir bezüglich der Betonung aller Femin. ausnahmslose Ausgleichung in Genit. Instr. Singular, Dat. Local. Instr. Plur. ; größtenteils auch bei Mascul. im Genit. Dat. Loc. Plur. ; in der Quantität alle Neutra im Plur. usw. Daraus können wir den Schluß ziehen, daß in diesem Dialekte die Ausgleichung in der Betonung eine große Rolle spielte. Wenn also dieser Dialekt besondere Vorliebe für die Ausgleichung zeigt, so glauben wir diese Vorliebe zur Ausgleichung auch hier zur Hilfe nehmen zu können, um das Zweisilbengesetz zu erklären. Zuerst hat dieser Dialekt die Betonung der kurzen offenen Silben im Auslaute um eine Silbe gegen Wortanfang verschoben, vielleicht erst später auch die Betonung der geschlossenen, aber die Betonung der inneren Silben hat er unberührt gelassen. Die Betonung der langen (offenen und geschlossenen) auslautenden Silben ist ebenfalls unberührt geblieben. So hat sich eine noch größere Zahl der Worte mit der Betonung auf der vorletzten Silbe gebildet. Jetzt hat diese Überzahl mit der Penultimabetonung auch auf andere Wörter, deren Betonung auf einer weiter liegenden Silbe war, begonnen einzuwirken und sie hat auch alle an sich gezogen und so ist es gekommen, daß zuletzt die Betonung nur auf der vorletzten Silbe stehen konnte. Zugleich als die Kasus mit der Penultimabetonung auf den entsprechenden der Wörter mit einer anderen Betonung gewirkt haben, haben auch die Kasus mit erhaltener Endbetonung der langen Silben den entsprechenden Kasus nach sich gezogen und so 9,\Qh jahuka— -Jagoda^ lastavicoi priJafeUca, detelina usw. mit lohoda, svekrva^ pepelilga^ sfaresma, lepofa (von lepota), vrucina [you vrticrnä) usw. ausgeglichen haben, haben sich auch nach Gen. Instr. Sing, wie wie

342 Franjo Fancev,<br />

Gruppe c)<br />

die Verschiebung des Akzentes auch von den kurzen geschlossenen<br />

auslautenden Silben. Ähnlichen Vorgang zeigt uns die Betonung<br />

Petretid (Evangeliomi 1651) und Belostenec (Gazophylacium 1740); bei<br />

ihnen ist die Entwickelung der neueren Akzentuation erst im Laufe gewesen,<br />

und wir begegnen bei<br />

ihnen schon vorgeschobenem Akzent von<br />

der kurzen offenen Silbe im Auslaute (mit weniger Ausnahme), viel häufigeres<br />

Verbleiben bei der älteren Akzentuation<br />

der kurzen geschlossenen<br />

auslautenden Silben, die alte Betonung der langen offenen wie geschlossenen<br />

auslautenden Silben ebenfalls gut erhalten (besonders bei Belostenec).<br />

Nur einige Beispiele: rämio 253 (neben ravnh 255), krüio Tl<br />

(neben krüto 64, und kruto \A), jäko (cak. /ä^o), pride— pride^ pojde<br />

— pöj'de^ dojde — doj'de usw., gläve 162 (was a.ni gläva hinweist) usw.^<br />

aber rogyäk 54, gospodär 157, dobre, gore^ vode^ troje usw. als gen.<br />

sing., zidovöm (dat. PI. 56), zemlüm (instr. sing. 178), sinagög 81, ovec<br />

als Gen. Fl., pustim (3 mal 56), cinim^ opijü 3. Präs. PI. 25, rastüy \<br />

predü 3 Plur. 1 1 1 usw. bei Petretic; gläva, rüka^ nögci^ Qora^ hüha, aber<br />

auch igrä^ krpä^ krastä; dann kondp, kokds\ präs. l. Sing.: -em, äm^<br />

im; Adjektivaauf o^, it [yvie/iramlgem, kazem^ gutäm. grgräm^ kimäm^<br />

izepiräm, igräm^ hranim^ krstim, j'eldv<br />

^ Jesenöv^ j'aldv^ korenit^ desüt J<br />

usw. ;<br />

aber auch curim^ drzim, krvdv^ klobük, smetje, aber sirömah usw.<br />

bei Belostenec.<br />

Von den Dialekten des slovenischen Sprachgebietes und von den<br />

kajkavischen des skroat. Sprachgebietes (vgl. Valjavec Rad vom Jahre<br />

1878— 1891 Prinos k naglasu Rozic Dialekt von Prigorje Rad CXV,<br />

CXVI u. CXVIII; Oblak Dialekt von Medumurje Zbor. I) unterscheidet<br />

sich der Dialekt von Virje, abgesehen vom Zweisilbengesetze gegenüber der<br />

vollkommenen Beweglichkeit des Akzentes jeuer Dialekte,<br />

nur in bezug<br />

auf die zwei letzten Silben, vor allem darin, daß er keinen kurzen Akzent<br />

in der Endsilbe dulden kann, erhaltene ursprünglich betonte Kürzen wurden<br />

in der Endsilbe unter dem Akzente verlängert.<br />

Kehren wir zum Zweisilbeugesetze zurück, um vielleicht eine annehmbare<br />

Erklärung dieser Erscheinung zu finden. Wenn wir die Betonung<br />

der cakavischen und stokavischen (und auch kajkavischen) Dialekte,<br />

dann auch der slovenischen und russischen, näher betrachten, sehen<br />

wir, daß schon ursprünglich eine sehr großeAnzahl von Worten dieUltimaoder<br />

Penultimabetonung hatte, also auf den zwei letzten Silben, und gewiß<br />

war nicht größer die Zahl der Worte mit dem Akzente auf einer andern<br />

Silbe, da wir ja auch alle zweisilbigen Worte hierher rechnen können.

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