Slavische Philologie - Archiv

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310 Franjo Fancev, Nicht mehr so verbreitet ist das Herumziehen von »ladarice*, wie ich mich aus meiner Jugendzeit erinnere, daß es der Fall noch war, welche am Johannstag von Haus zu Haus gingen und die Lieder sangen, mit welchen Glück im Hause und bei der Wirtschaft gewünscht wurde. Bei diesen Liedern ist am wichtigsten ihr Refrain Oj lepo ladoy lado^ lado und nach diesem »lado* werden sie >ladarice< genannt. Um nur ein Beispiel eines solchen Liedes zu zeigen, führe ich hier von einem solchen Liede nur den Anfang an. Wenn die ladarice in den Hof eines Hauses kommen, fangen sie so an: Falen hodi JeiuS KristuS\ OJ lepo lado, lado, lado *) Podajte nam Ivaneha, Da se i fij'ime poigramo. Bog pomaii iomu stanju 1 u ku6i gospodaru Ponajholje stari majki I u kuci drtczinici usw. Was die Volkspoesie anbelangt, mir ist nur jene von Virje bekannt, ist jene der älteren Generation viel wertvoller als die der jüngeren, heutigen. Nach ihrem Inhalte gehört die ältere meistens den lyrisch-weiblichen an, die Hauptpersonen in ihnen sind gewöhnlich ein jmzak und seine luha-divojka ; ihre Melodie ist grundverschieden von den Melodien der neueren Lieder. Die Lieder der älteren Generation haben nur für einen Vers Melodie, so daß alle Verse nach einer Melodie gesungen werden, dagegen sind die Melodien der neueren Lieder für ganze Strophen komponiert, viele von den magyarischen Liedern genommen, oder die Melodie eines in der Schule erlernten Liedes wird auch anderen Liedern angepaßt. Aber auch der Inhalt der neueren Lieder ist meistens frivol. Was noch bei diesen Liedern von Wichtigkeit ist, das ist ihre Sprache, die meistens verschieden ist von der gewöhnlichen Vulgärsprache; ja selbst bei den Leuten, die nie einen Satz in der Literatursprache gelesen haben, kann man den Einfluß des stokavischen Dialekts *) Dieser Vers wiederholt sich als Eefrain nach jedem anderen Vers.

1 Beiträge zur serbokroatischen Dialektologie. 3 1 in den Liedern konstatieren. So nur in den Liedern kommen solche Worte wie divojka^ luba, momöe, öedo, snu^a usw. vor; ferner sind in den Liedern nur li für J¥>. und l, dann a statt des e für die Halbvokale tiblich, so z. B. ruka, zut, jabuka, suza oder taman^ daHy samk usw. Auffallend ist auch in diesen Liedern die Anwendung der besonderen Form für den Vokativ, wie z. B. ustaj, usiaj, mlad-Mihalu oder ustaj snaio ana^ira; spavaj\ spavaj s7i(do naia\ odi zorj'a sesfro tiaia usw. Auch die Bildung des Futurums ist in solchen Liedern meistens mit cti, cd und nicht mit bodetn oder boni oder mit Präsens bei den perfektiven Verben wie z. B./a se k tehi ohrnoti ne cu\ ono cq mi luha biti\ ono cqmo nafaliti usw. Einige von diesen Liedern sind 100 Jahre schon hier bekannt. onda du se k tebi obrnoti; nach der lebenden Tradition über Für die Geschichte und Entwickelung der Dialekte ist es von Wichtigkeit, ob die Ansiedelung, wo ein Dialekt gesprochen wird, alt oder neu ist. Was die Dörfer der Podravina anbelangt, so sind meistens alle sehr alt. Schon aus dem Jahre 1201 (siehe Starine XXI S. 230) ist der Name Zdela überliefert (Zdelia »ad rivum Zdelia«, noch heute so genannt ein Bach in Virje); ob in derselben Urkunde >rivu8 Hausta« mit heutigem Hotova (potok) und >Cernoglaw< mit »Carovaglavica« identisch ist, können wir nicht sagen. Aus dem Jahre 1216 (Starine XXI S. 256— 7) haben wir Gorbonuk (das heutige Klostar) mit »ecclesia s. Adriani«. Diese Kirche findet man nicht mehr, aber man kann noch in Klostar den Ort zeigen, wo einmal diese Kirche stand, jener Teil Kirche herum heißt »Oderian«. IV. 214) stehen im Verzeichnis des Dorfes um die Unter dem Jahre 1334 und 1501 (Starine der Kh'chen der Agramer Diözese unter anderen auch Prodauiz, Susicha, Grabounok, Molina (1501), Supancz, welchen heute Virje, Gjurgjevec, Klostar, Molve entsprechen. Ob mit Supancz das heutige Zupanci identisch ist, können wir nicht sagen, doch sehr wahrscheinlich ist es, obwohl mit diesem Namen heute die Wiesen genannt werden. Zum ersten Male taucht der Name »Virie« erst im 17. Jahrhundert aus dem Jahre 1622 (s. Lopasic: Spomenici hrvat. krajine, Acta 1884, 3 Bde) auf, »sed fluvius zdelia ambit castellum Virie«. Gjurgjevec ist nach der Kirche des heiligen Georg (in den Urkunden der Militärgrenze gewöhnlich Set. Georgen genannt), Klostar nach einem Kloster benannt. Von den alten Namen hat sich nichts erhalten. Virje ist offizielle Benennung des Ortes, aber bei den Bewohnern wie auch in der Umgebung ist sie gar nicht tiblich, sondern man sagt nur Viri oder

310 Franjo Fancev,<br />

Nicht mehr so verbreitet ist das Herumziehen von »ladarice*, wie<br />

ich mich aus meiner Jugendzeit erinnere, daß es der Fall noch war,<br />

welche am Johannstag von Haus zu Haus gingen und die Lieder sangen,<br />

mit welchen Glück im Hause und bei der Wirtschaft gewünscht wurde.<br />

Bei diesen Liedern ist am wichtigsten ihr Refrain<br />

Oj lepo ladoy lado^ lado<br />

und nach diesem »lado* werden sie >ladarice< genannt. Um nur ein<br />

Beispiel eines solchen Liedes zu zeigen, führe ich hier von einem solchen<br />

Liede nur den Anfang an. Wenn die ladarice in den Hof eines Hauses<br />

kommen, fangen sie so an:<br />

Falen hodi JeiuS KristuS\<br />

OJ lepo lado, lado, lado *)<br />

Podajte nam Ivaneha,<br />

Da se i fij'ime poigramo.<br />

Bog pomaii iomu stanju<br />

1 u ku6i gospodaru<br />

Ponajholje stari majki<br />

I u kuci drtczinici usw.<br />

Was die Volkspoesie anbelangt, mir ist nur jene von Virje bekannt,<br />

ist jene der älteren Generation viel wertvoller als die der jüngeren, heutigen.<br />

Nach ihrem Inhalte gehört die ältere meistens den lyrisch-weiblichen<br />

an, die Hauptpersonen in ihnen sind gewöhnlich ein jmzak und<br />

seine luha-divojka ;<br />

ihre Melodie ist grundverschieden von den Melodien<br />

der neueren Lieder. Die Lieder der älteren Generation haben nur für<br />

einen Vers Melodie, so daß alle Verse nach einer Melodie gesungen<br />

werden, dagegen sind die Melodien der neueren Lieder für ganze<br />

Strophen komponiert, viele von den magyarischen Liedern genommen,<br />

oder die Melodie eines in der Schule erlernten Liedes wird auch anderen<br />

Liedern angepaßt. Aber auch der Inhalt der neueren Lieder ist<br />

meistens frivol.<br />

Was noch bei diesen Liedern von Wichtigkeit ist, das ist ihre<br />

Sprache, die meistens verschieden ist von der gewöhnlichen Vulgärsprache;<br />

ja selbst bei den Leuten, die nie einen Satz in der Literatursprache<br />

gelesen haben, kann man den Einfluß des stokavischen Dialekts<br />

*) Dieser Vers wiederholt sich als Eefrain nach jedem anderen Vers.

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