Slavische Philologie - Archiv

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300 Iwan Franko, Als ein ziemlich konfuses Einschiebsel möchte ich auch Kap. VI betrachten (Bbijh Bii^H TpofliiH bis Tg öhjio b-b TLipaxH h b% tli nj7,Kti, a CHi^BH paxH HB cJiBimaHo), verschiedene Notizen aus der Chronik planlos zusammengetragen. Zu derselben Kategorie der Einschiebsel gehört auch Kap. VIII, Absatz 1 und 3 ; Absatz 2 ist ein abgebrochenes Stück der Schilderung der di'eitägigen Schlacht Igors mit den Polovzen an der Kajala. Konfuses Zeug ist auch Kap. IX, Abs. 1 und 3, der Traum Svjatoslavs. Im Absatz 2, in der Antwort der Bojaren auf die Ansprache des Großfürsten, wird als Deutung seines Traumes ein älteres Lied zitiert, welches einen Zug zweier russischen Fürsten gegen Tmutorokan mit einer Katastrophe an der Kajala schildert. Im Kap. XI haben wir zuerst das Fragment eines Liedes über den Tod Svjatoslavs in der Schlacht mit den Litauern und dann ein Lied oder das Fragment eines Liedes über Vsevolod. Das übrige gehört zum Igorliede, nur die konfuse Glosse am Anfang des Kap. XIV stört noch den Gang der Erzählung. Sehen wir nun, was das so auseinandergelegte >C-i0B0» uns als seine Bestandteile bietet. 1) Das Lied über den Zug Igors, ohne Anfang, mit unterbrochener und nur fragmentarisch ausfüllbarer Schilderung der Schlacht an der Kajala, mit dem schwunghaften Aufruf an zeitgenössische Fürsten (dieser Aufruf bietet eine feste Basis für die Datierung des Gedichtes, da er sich an den halicer Fürsten Jaroslav Osmomysl als an einen Lebendigen wendet, Osmomysl aber zwei Jahre nach dem Zuge Igors gestorben ist), die schöne Klage der Frau Igors, Jaroslavna in Putivl, die echt dramatische Beschreibung der Flucht Igors, lauter Episoden von hohem poetischen Werte. 2) Das Lied vom Vseslav — XI Abs. 3. 4. 5 — möge es hier in wortgetreuer Übersetzung folgen: In dem siebenten Trojansalter warf Vseslav ein Los um ein geliebtes Mädchen. Der warf sich aufs gesattelte Pferd und sprang der Stadt Kijev zu und berührte mit dem Speer den Kijever goldenen Thron. Sprang von da wie ein reißendes Tier, in der Mitternacht von Bilhorod, hängte sich im blauen Nebel, klopfte früh mit Mauerbrechern, öffnet Tore Novfforods,

Beiträge zur Quellenkritik einiger altrussischer Denkmäler. 301 schlug ins Nichts den Ruhm Jaroslavs, macht dann einen Wolfessprung aus Dudutki zum Nemiga. Am Nemiga wird das Feld mit Garben-Köpfen bedeckt, mit ehernen Flegeln gedroschen, auf der Tenne Leben gestreut, die Seele vom Leibe geworfelt. Nemigas blutige Ufer nicht mit Gutem waren besäet, besäet mit Gebeinen der Russensöhne. Vseslav der Fürst richtete die Leute, gab Befehle den Fürsten, lief selbst aber als Wolf in der Nacht; von Kijev bis zum Hahnenschrei lief er nach Tmutorokan, dem großen Chors (Sonne) als Wolf hat er den Weg durchquert. Diesem läutete man in Polotsk zum Morgengebet früh in der Sophienkirche mit Glocken, er aber hört in Kijev das Geläute. Ob auch »kundig« sein Geist im starken Leib, oft ertrug er bitteres Leid. Das ist kein altrussischer Volkston ; das knappe, abgerissene, dunkle, ja lapidare dieser Zeilen erinnert an die nordischen Runen der Edda. Was sagt die Chronik darüber? »In demselben Jahre (1067) kriegte Vseslav, Briaceslavs Sohn aus Polotsk, und nahm Novgorod ; drei Söhne Jaroslavs, Izjaslav, Svjatoslav und Vsevolod, taten ihre Truppen zusammen und gingen gegen Vseslav trotz des strengen Winters. Und sie kamen nach Minsk, die Minianen aber schlössen sich in der Stadt ein; die Brüder aber nahmen Minsk, hieben die Männer zu Tod, nahmen Weiber und Kinder gefangen (wörtlich: auf Schilder) und gingen zum Nemiga (Niemen); und Vseslav kam ihnen entgegen. Und sie kamen beide am Nemiga am 3. März zusammen, und der Schneefall war groß, und es war ein grimmiges Morden, viele fielen, Izjaslav, Svjatoslav und Vsevolod gewannen die Oberhand und Vseslav entfloh. Die Brüder lockten ihn zu sich mit einem Schwur, sie wollen ihm nichts Böses tun, er kam zu ihnen und sie führten ihn als Gefangenennach Kijev; bald darauf aber befreiten ihn die Kijever im Tumult, und der erschrockene Fürst Izjaslav floh nach Polen. So wurde Vseslav ein Fürst von Kijev, entfloh aber bald darauf in seine Stadt Polotsk, wo ihn aber der zurückgekehrte Izjaslav bald ein-

300 Iwan Franko,<br />

Als ein ziemlich konfuses Einschiebsel möchte ich auch Kap. VI betrachten<br />

(Bbijh Bii^H TpofliiH bis Tg öhjio b-b TLipaxH h b% tli nj7,Kti,<br />

a CHi^BH paxH HB cJiBimaHo), verschiedene Notizen aus der Chronik planlos<br />

zusammengetragen. Zu derselben Kategorie der Einschiebsel gehört<br />

auch Kap. VIII, Absatz 1 und 3 ; Absatz 2 ist ein abgebrochenes Stück<br />

der Schilderung der di'eitägigen Schlacht Igors mit den Polovzen an der<br />

Kajala. Konfuses Zeug ist auch Kap. IX, Abs. 1 und 3, der Traum<br />

Svjatoslavs. Im Absatz 2, in der Antwort der Bojaren auf die Ansprache<br />

des Großfürsten, wird als Deutung seines Traumes ein älteres Lied zitiert,<br />

welches einen Zug zweier russischen Fürsten gegen Tmutorokan mit einer<br />

Katastrophe an der Kajala schildert.<br />

Im Kap. XI haben wir zuerst das Fragment eines Liedes über den<br />

Tod Svjatoslavs in der Schlacht mit den Litauern und dann ein Lied oder<br />

das Fragment eines Liedes über Vsevolod.<br />

Das übrige gehört zum Igorliede,<br />

nur die konfuse Glosse am Anfang des Kap. XIV stört noch den<br />

Gang der Erzählung. Sehen wir nun, was das so auseinandergelegte<br />

>C-i0B0» uns als seine Bestandteile bietet.<br />

1) Das Lied über den Zug Igors, ohne Anfang, mit unterbrochener<br />

und nur fragmentarisch ausfüllbarer Schilderung der Schlacht an der<br />

Kajala, mit dem schwunghaften Aufruf an zeitgenössische Fürsten (dieser<br />

Aufruf bietet eine feste Basis für die Datierung des Gedichtes, da er sich<br />

an den halicer Fürsten Jaroslav Osmomysl als an einen Lebendigen<br />

wendet,<br />

Osmomysl aber zwei Jahre nach dem Zuge Igors gestorben ist),<br />

die schöne Klage der Frau Igors, Jaroslavna in Putivl, die echt dramatische<br />

Beschreibung der Flucht Igors, lauter Episoden von hohem<br />

poetischen Werte.<br />

2) Das Lied vom Vseslav — XI Abs. 3. 4. 5 — möge es hier in<br />

wortgetreuer Übersetzung folgen:<br />

In dem siebenten Trojansalter<br />

warf Vseslav ein Los<br />

um ein geliebtes Mädchen.<br />

Der warf sich aufs gesattelte Pferd<br />

und sprang der Stadt Kijev zu<br />

und berührte mit dem Speer<br />

den Kijever goldenen Thron.<br />

Sprang von da wie ein reißendes Tier,<br />

in der Mitternacht von Bilhorod,<br />

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