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Slavische Philologie - Archiv

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:<br />

292 Iwan Franko,<br />

Gebiet der russischen Hagiographie und nicht der Historiographie gehört.<br />

Und keine Nestorfrage mehr. Interessant für die Geschichte der mittelalterlichen<br />

Historiographie ist nur die Frage der Komposition der ältesten<br />

russischen Chronik, der sogen. IIob'Scti> BpsMeHHMxx Jixi, und diese<br />

Frage hat Herr Scepkin nur gestreift und nicht gelöst.<br />

Die älteste Chronik ist uns in zwei wichtigen Handschriften überliefert,<br />

dem Codex Laurentianus und dem Hypatius-Codex. Der erstere<br />

reicht bis an das Jahr 1110 und schließt mit der bekannten Inschrift:<br />

»HryMBH'B CnJitBecTepx CBHTaro MHxanja nanncax'B Kmirii chh<br />

jiiTonHceu;i> « usw. mit dem Datum 1116. Diese Inschrift findet sich im<br />

Hypatius-Codex nicht, wo derselbe Text, welcher im Laurentius-Codex<br />

mit dieser Inschrift in der Mitte unterbrochen wurde, weiter fortgesetzt<br />

wird.<br />

Die Inschrift bildet also keinen Beschluß des Textes, sondern gehörte<br />

höchstens unter den Schluß des Jahres 1113, wo die einheitliche Erzählung<br />

Basils, die wir weiter besprechen werden, mit dem Antritt<br />

Vladimir Monomachs auf den Großfürstenthron in Kijev schließt.<br />

Das<br />

Jahr 1116 ist also kein Datum für den Schluß dieser Chronik und ist<br />

nur aus Versehen eines späteren Kopisten an diese Stelle gelangt.<br />

Was wir bis dahier haben, ist keineswegs ein einheitliches Werk,<br />

sondern eine Kompilation ziemlich vieler und heterogener Werke und<br />

loser Notizen, welche wir in vier chronologisch aneinandergereihte<br />

Gruppen teilen können. Da die russischen Ausgaben keine Kapiteleinteilung<br />

haben und gewöhnlich nur nach Jahreszahlen zitiert werden,<br />

was beim Lesen verwirrend wirkt und keinen Überblick gewährt, so<br />

zitiere ich weiter die Kapitel und Absätze nach der Ausgabe des<br />

Miklosich (Cronica Nestoris, textum slovenicum edidit Fr. Miklosich.<br />

Vindobona 1860).<br />

Miklosich hat sich mit dem >Nestor« einen schlechten<br />

Spaß erlaubt, indem er ihn aus dem Kijever Dialekte des XII. Jahrh. in<br />

die Sprache der pannonischen Legenden übersetzte; seine Ausgabe ist<br />

also ein Kuriosum, aber seine Kapiteleinteilung ist meistens gut und<br />

sollte auch in die russischen Textausgaben eingeführt werden.<br />

Die erste Textgruppe umfaßt die Anfänge Rußlands bis zum Tode<br />

Svjatoslavs im J. 972, eine Zeit, welche man nicht so sehr die mythische,<br />

als vielmehr die epische nennen kann (Mikl. Kap. I— XXXVI).<br />

Sie besteht,<br />

wie die ganze übrige Chronik, aus diversen Elementen, unter denen<br />

man unterscheiden muß<br />

Excerpte aus byzantinischen Chronographen, gewöhnlich mit<br />

Spuren älterer bulgarischer Übersetzung und slavischen Zusätzen, so im

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