Slavische Philologie - Archiv
288 Iwan Franko, Engel dienen?« Er aber: > Alles, was du gemacht hast, ist groß und hoch, daß du die Welt mit ihrer Schönheit verlassen hast und Mönch geworden bist und dich selbst mit Fasten und Nachtwachen und Gebeten kasteit hast, und nun auch das Kloster verlassend hier dich verborgen hast. Wie sollen denn die Engel nicht deiner Heiligkeit dienen ? « Mit solchen Worten hauchte ihn der seelenverderbende Drache an, fachte seinen Stolz auf und erschien ihm jeden Tag. Als aber an einem Tage das Haus eines Mannes von den Dieben bestohlen wurde, kam der unreine Dämon, welcher ihm als Engel erschien und ihn verführte, imd sprach: »Da kommt ein Mann, dessen Haus von Dieben bestohlen wurde; gestohlen wurde ihm dies und dies und die Sachen liegen an dem und dem Orte. Sag ihm also, er möge gehen und sein Gut zurückholen. « Und richtig kam der Mann und verneigte sich vor der Höhle, der Mönch aber sprach von oben: »Wohl gekommen bist du, Bruder; ich weiß, daß ein Leidwesen über dich gekommen ist, doch traure nicht! Die Diebe kamen in dein Haus und nahmen dies und dies und verbargen es an dem und dem Ort. Geh' also hin und du wirst alles finden, und bete für mich. « Jener aber dies hörend wunderte sich sehr und ging und fand alles Gestohlene, und rühmte ihn im ganzen Land sagend: »Der Mönch, welcher in jener Höhle sitzt, ist ein Prophet. « Und eine unzählbare Menge Männer und Frauen kam zu ihm herbei und hörten, was er sprach, und wunderten sich, denn er, vom Teufel erfüllt, sagte einem jeden, was mit ihm geschehen war oder bald geschehen sollte. Der Prior aber und die Mönche hörten dies und wunderten sich, in wie kurzer Zeit er so geworden ist, daß er Vergangenes und Künftiges vorhersagen kann. Als nun jener Elende eine geraume Zeit in dieser Verführung verbracht hatte, erschien ihm am zweiten Tage der zweiten Woche nach der Himmelfahrt unseres Herrn Jesus Christus jener unreine Dämon und sprach zu ihm: »Wisse, Vater, wegen deiner makellosen Lebensweise und des engelgleichen Lebens sollen zu dir auch andere Engel kommen und dich bei lebendigem Leibe in den Himmel bringen, damit du dort mit Engeln die unsichtbare Schönheit bewahrest. « Dies sagte der unreine Dämon und verschwand. Doch der menschenliebende und barmherzige Gott, welcher nie eines Menschen Verderben wollte, legte dem Mönch ins Herz, alles dies dem Prior bekannt zu geben. Und als ein Bruder, wie gewöhnlich, das ihm Nötige brachte, neigte er sich von oben und sprach zu ihm: »Bruder, sage dem Prior, er möge hinaufkommen
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Beiträge zur Quellenkritik einiger altrnssischer Denkmäler. 289<br />
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auf einer Leiter in die Höhle hinaufklomm und zu jenem sagte: »Weswegen,<br />
Kind, wolltest du, daß ich hierher komme?« Der Mönch sprach:<br />
»Womit belohne ich dich, heiliger Vater, für alles, was du für meine Unwürdigkeit<br />
getan hast?« Der Prior sagte: »Was Gutes hab' ich für<br />
dich getan?« Er aber: »Ja, heiliger Vater, viel Gutes und Hohes und<br />
Großes, da ich durch dich würdig befunden wurde, mich in das heilige<br />
Engelsbild zu kleiden, durch dich auch in diese Höhle zu leben kam,<br />
durch dich auch Engel zu mir kommen und mich ihrer Unterredungen<br />
würdigen.«<br />
Dies hörend verwunderte sich der Prior und sagte: »Dy, Elender,<br />
siehst Engel und wurdest der vorhersehenden Gabe gewürdigt? Wehe<br />
dir, Elender, wehe dir! Sagte ich dir denn nicht, steige nicht in die Höhle,<br />
daß du von unreinen Dämonen nicht verführt werdest ?<br />
Auf diese Ansprache des Priors antwortete der Mönch: »Sprich<br />
nicht so, würdiger Vater. Wegen deiner heiligen Gebete sehe ich Engel<br />
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werden mit diesem meinem Leib. Wisse auch deine Heiligkeit, daß,<br />
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will, daß auch dich die Engel emportragen, damit du mit mir jene<br />
Seligkeit teilest.«<br />
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rasend. Elender, und hast du den Verstand verloren? Da ich aber hierher<br />
gekommen bin, gehe ich nicht fort, sondern werde abwarten, bis ich<br />
sehe, was mit dir geschehen wird. Denn jene Engel, jene eklen und unreinen<br />
Dämone, von welchen du sprichst, werde ich nicht sehen. Wenn<br />
du sie also kommen siehst, sage es mii*.<br />
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Davids Lieder singend.<br />
Als aber der Tag kam, an welchem der<br />
Verführte in den Himmel zu fahren hoffte, sah er die kommenden<br />
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Gottes, hilf deinem verführten Diener, laß ihn nicht in der Gewalt de<br />
ehrlosen Dämonen!« Und als er dies sprach, stürzten sich die Teufel<br />
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