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Slavische Philologie - Archiv

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Beiträge zur Quellenkritik einiger altrussischer Denkmäler. 287<br />

Nutzen sein, wenn ich den Text dieser Erzählung aus einer Handschrift<br />

des Lemberger Basilianerklosters in wörtlicher Übersetzung veröffentliche.<br />

»Ein gewisser Mönch Namens Gregorius erzählte,<br />

ihm sei das Verlangen<br />

gekommen, nach Jerusalem zu gehen und die Auferstehungskirche<br />

Christi sowie andere heilige Plätze dort zu besuchen. Ich ging also<br />

und kam an einen Platz und fand dort einen hohen Fels und darin eine<br />

Höhle und unter dem Felsen ein Kloster. Und die Mönche dieses<br />

Klosters sagten mir, unlängst habe einer von unseren Brüdern den<br />

Wunsch geäußert, sich in jener Höhle abzusondern und fragte darüber<br />

den Prior.<br />

Dieser kluge Mann sprach aber zu ihm: »0 Kind, wie wirst<br />

du dich in jener Höhle allein absondern, wenn du die Leidenschaften<br />

deines Körpers imd deiner Seele noch nicht besiegt hast? Wer ins<br />

Schweigen übergehen will, soll ein Lehrer und nicht ein der Lehre Bedürftiger<br />

sein. Du aber, ohne noch dieses Maß erreicht zu haben,<br />

bittest meine Wenigkeit, daß ich dich in dieser Höhle einsam leben lasse.<br />

Ich sehe aber, du kennst die verschiedenen dämonischen Finten nicht.<br />

besser für dich ist,<br />

Viel<br />

den Vätern zu dienen und ihre Gebete zu empfangen<br />

und mit ihnen in geziemenden Zeitpunkten Ruhm und Lob des Herrn des<br />

Weltalls zu singen, als allein im Kampfe mit unreinen Gedanken zu<br />

leben. Hast du denn nicht gehört, wie unser Vater Johannes Klimax<br />

geschrieben hat: »Wehe dem Einsamen, denn wenn ihn Wehmut oder<br />

Faulheit übermannt, kann ihn kein Mensch emporrichten; wo aber zwei<br />

oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte —<br />

sprach, der Herr.«<br />

Dies und Ähnliches sprach zu ihm der Prior,<br />

konnte ihn aber nicht<br />

bewegen, von diesen seelenverderblichen Gedanken abzustehen.<br />

sah, sein Vorsatz, in der Höhle einsam zu leben,<br />

Als er<br />

sei unveränderlich und<br />

er unverweilt bat, ihn in der Höhle leben zu lassen, hieß er ihn tun, was er<br />

will. Und als er mit den Gebeten der Väter in die Höhle eintrat, trug<br />

ihm ein Bruder zur Essenszeit die Speisen hin, er aber hatte einen an<br />

der Schnur hängenden Korb und ließ diesen herab und nahm sie in<br />

Empfang.<br />

Während aber dieser Mönch in der Höhle war, unterließ der<br />

Widersacher aller im Gott ehrlich leben Wollenden, der Teufel, nicht, demselben<br />

böse Gedanken täglich und nächtlich einzugeben. Und nach einigen<br />

Tagen verwandelte er sich in einen Lichtengel und erschien ihm und<br />

sprach:<br />

»Wisse, daß für dein reines Gewissen und für dein hohes engelgleiches<br />

Leben Gott mich schickte, deiner Heiligkeit zu dienen.« Der<br />

Mönch aber antwortete: »Was Gutes hab' ich verrichtet, daß mir die

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