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Slavische Philologie - Archiv

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286 Iwan Franko,<br />

nicht einmal lesen und schreiben könne und daß er nie ein Wort der<br />

heiligen Schrift gelesen zu haben sich erinnern könne. Er sah seine<br />

Verirrung — fügt der Erzähler hinzu, tat reichlich Buße und wurde<br />

später Erzbischof von Novgorod.<br />

Wie erklärt nun H, Barac diese wundersame Geschichte? Ganz<br />

einfach : dieser Nikita war ja so ein jüdischer Konvertit, welcher mit<br />

Gewalt im Kloster eingeschlossen wurde; der Engel, der ihm dort erschien,<br />

war irgend ein jüdischer Rabbiner, das übrige möge man sich<br />

auslegen wie man will, besonders da auch Parallelen nur aus abendländischen<br />

Quellen angeführt werden, welche weder zur Nikita-Legende<br />

passen, noch auch das Geringste in derselben erklären können.<br />

In meiner Rezension über diese Arbeit (SaniiKcii iiayK. tob. m.<br />

IIIeByenKa 1906, Bd. LXXU, S. 190— 193) habe ich auf die Grundlosigkeit<br />

einer solchen Interpretation der Pateriklegenden hingewiesen<br />

und machte die Bemerkung, daß es doch notwendig sei, bevor man solche<br />

Erzählungen zur Rekonstruktion historischer Tatsachen gebraucht, zuerst<br />

eine literarische Kritik an ihnen zu üben, um sich zu überzeugen, ob sie<br />

überhaupt für eine historische Konstruktion tragfähig sind. Die Vita<br />

Theodosii ist ein authentisches Werk Nestors, nebenbei aber in seiner<br />

literarischen Form ganz und gar unoriginell. Nestor hat verschiedene<br />

griechische Heiligenleben zur stilistischen Verzierung seiner Tatsachen<br />

benutzt. Bereits im J. 1S96 im ersten Bande der HsBicxin oTxkji.<br />

pyccKaro astiKa ii cjiOBeeHOCTn hat Sachmatov die stilistische und teilweise<br />

sogar die sachliche Abhängigkeit der Vita Theodosii von der altrussischen<br />

Übersetzung der griechischen Vita Sabbae (^ChtIb CaBti<br />

TEpeocBHmeHiiaro) nachgewiesen. Dies genügt vollkommen, um auch<br />

die an ihrem Platze in der Vita Theodosii ziemlich unklare und unwahrscheinliche<br />

Notiz über die nächtlichen Besuche der Judenversammlungen<br />

vom Theodosius als eine fremdartige, hier nur mechanisch eingeschaltete<br />

Floskel zu betrachten.<br />

In dieser Frage ist die von H. Barac zitierte Erzählung vom Nikita<br />

Zatvornik entscheidend. Diese Erzählung ist mit wenigen Abweichungen<br />

einer griechischen Asketenerzählung nachgemacht, welche in die bekannte<br />

und ebenfalls sehr früh in Altrußland übersetzte Kompilation<br />

»Pandekte Nikons vom schwarzen Berge «<br />

(üaHAeKTt HHKOna ^epHoropu;a)<br />

aus einer sehr allgemein bezeichneten Quelle einbezogen wurde. Da das<br />

ganze große Werk Nikons bisher weder griechisch noch kirchenslavisch<br />

gedruckt wurde, so wird es vielleicht für die weiteren Forscher von

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