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Slavische Philologie - Archiv

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Drei Fragen aus der Taufe des heiligen Vladimir. 281<br />

V. Nach dem Tode des Gegenkaisers Bardas Phokas zögerte Basilius<br />

vielleicht im geheimen Einvernehmen mit Vladimir) mit der Ausführung<br />

des Vertrages. Vladimir aber, der für diesen Fall vorbereitet<br />

war, zwang ihn durch den unerwarteten und gelungenen Überfall auf<br />

Cherson zur Ausführung des Vertrages. Daher fand die Trauung im<br />

Jahre 989 statt, und Vladimir verzichtete auf Cherson.<br />

VI. Die Taufe der Kijewljanen resp. des russischen Volkes fand im<br />

Jahre 990 statt.<br />

VII. Wenn auch Basilius durch den Zwang der Umstände dem<br />

Wunsche Vladimirs willfahren mußte, hat dennoch dieses verwandtschaftliche<br />

Band dem byzantinischen Reiche ungemein große Vorteile gebracht.<br />

Vladimir und durch ihn Rußland wurde an byzantinische Interessen gebunden,<br />

mußte einen Teil seines Heeres den Byzantinern zur Verfügung<br />

stellen und dadurch den Untergang des bulgarischen Reiches ermöglichen,<br />

aber auch Russen wurden von Konstantinopel ferngehalten.<br />

VIII. Jener Zweck, den Uspenskij den Russen jener Zeit, also auch<br />

Vladimir unterschiebt, daß nämlich die Russen zur Überzeugung gekommen,<br />

daß sie einen viel größeren Einfluß auf die Geschichte der Bulgaren<br />

und des byzantinischen Reiches als Christen haben werden als<br />

Heiden (Pyet h BHsaHTia, 37), ging nicht in Erfüllung, denn der Einfluß<br />

Rußlands im Süden hört eben mit der Vernichtung des bulgarischen<br />

Reiches auf.<br />

IX. Durch die Hilfeleistung wurde Rußlands Heeresmacht schwächer,<br />

es konnte gegen die PeXenegen nicht energisch auftreten und mußte die<br />

Grenze durch Zäune, kleine Festungen und Wachthäuser geschützt werden.<br />

Aber eben dieser Umstand hinderte die Vergeudung der nationalen<br />

Kräfte auf verschiedene wüste Züge (wie zu Svjatoslavs Zeiten) und lenkte<br />

Vladimir auf den Pfad der Organisation des Reiches, wo sich sein organisatorisches<br />

Talent ausgebildet hat. Das Christentum wurde mit Eifer<br />

verbreitet und dieses stellte für die Folge ein gemeinsames Band verschiedener<br />

Völker und Stämme, die den russischen Staat bildeten, dar.<br />

In diesen Friedensjahren tritt unter Einwirkung Annas und der Griechen<br />

die Weichheit des Charakters und die Gutmütigkeit Vladimirs, die ihm<br />

soviel Sympathien in- und außerhalb des Landes verschafft haben, immer<br />

mehr in den Vordergrund.<br />

Dr. Stjepan Srkulj.

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