Slavische Philologie - Archiv

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278 Stjepan Srkulj, Gemahlin, die Prinzessin Anna, führt, sind nicht stichhaltig*). Wenn Vladimir wirklich den Kaisertitel erhalten hätte, so würde man dies sowohl in den Quellen wie auch auf den Münzen geprägt gefunden haben, während sich auf den Münzen in Wirklichkeit nur > BjaAHMHpi. na CTOJii«^) befindet. Die Fragmente des Toparcha Goticus beziehen sich, wie dies Westberg (unter Mithilfe der Astronomen Kononovic in Odessa undVislicenius in Straßburg) bewiesen, auf das Jahr 963 (Westberg, Fragmente d. Top. G., 117) und wenn sich auch diese Fragmente in der Tat auf die Zeit Vladimirs beziehen würden, so bedeutet dennoch das Wot -»ßaai- Xevovra* (so wird nämlich jener Fürst, der nördlich von der Donau wohnt, genannt) nicht »ßaoiXeug* selbst, noch weniger, daß dieser -»ßaaü.evg*- Vladimir gewesen ist. Die »Carica« Anna führte diesen Titel, weil sie aus einer kaiserlichen Familie stammte. In der altrussischen Literatur haben wir eine Nachricht, die man für diesen Fall als Beweis anführt; es ist die »Sage vom babylonischen Reich«, in der erzählt wird, daß Vladimir vom Kaiser Basilius den ganzen kaiserlichen Byssus bekommen habe und daß er seit dieser Zeit unter dem Namen »Monomach« bekannt gewesen ist (A. Wesseloffsky, die Sage v. bab. Reich, Archiv 11, 142 bis 143). Wie wir sehen, wird hier der Name des Vladimir Svjatoslavic mit dem Namen des Vladimir Monomachos verwechselt, da Kaiser Basilius ein Zeitgenosse unseres Vladimir ist. Da wir für diese Nachrichten, sowie auch für die Behauptung der russischen Gesandten beim polnischen König Sigismund Augustus, 1554 (infolgedessen, daß Ivan IV. Vasiljevic den Kaisertitel angenommen) und der Behauptung der russischen Boljaren vor den polnischen Gesandten 1556, daß den heil. Vladimir Kaiser Basilius und der Patriarch mit der kaiserlichen Krone damals gekrönt, als sie ihn getauft haben 3), gar keine, weder russische noch byzantinischarabische Quellen bis ins XVI. Jahrh. besitzen, so entfallen auch die Behauptungen Regeis von selbst ; Vladimir hat weder den Kaisertitel, noch die kaiserlichen Insignien empfangen. Die Heirat Vladimirs mit der Prinzessin Anna (geboren am 1 3. März 963 — Gfrörer, Byz. Gesch. II. 483) hat im Herbst des Jahres 989 statt- 1) Da mir das Werk Eegels »Analecta Byzantino-Russica« unzugänglich war, so berichte ich nach der im SCypaajn, m. u. n.anpi.51. 1892 von R-skij (428) mitgeteilten Kritik. 2) Die Münzen sind in Schlumbergers >L'Epopee« angegeben. 3) H. H. ^CÄaiiOBT., üoBicTH BaBH.ioiii u »CKasanie KUHsixt B.jaÄHMip- CKHXT>< (ÄypHaj'B M. H. H., OKT. 1891, 328].

Drei Fragen aus der Taufe des heiligen Vladimir. 279 gefunden. Sie zählte also 2G Jahre, als sie an Vladimir gegen ihren eigenen Willen und im Interesse des Staates und der Dynastie verheiratet wurde. Obwohl uns der Chronist außer ihrem Tod im Jahre 1011 gar nichts zu berichten weiß, können wir dennoch nach der oben zitierten Stelle aus Jahja schließen, daß sie sich mit Eifer der Verbreitung des christlichen Glaubens hingab. Man kann nicht feststellen, ob Vladimir noch in demselben Jahre, in welchem die Trauung stattgefunden hat, nach Kijew zurückgekehrt war oder erst im Frühjahr des Jahres 990, es steht aber fest, daß die Taufe des russischen Volkes, d. h. der Kijewljanen (denn diese muß man unter dem russischen Volke verstehen), in diesem Jahre stattgefunden hat, da man eine Taufe »en masse* im Spätherbst oder gar im Winter am Flusse nicht vornehmen kann. Obwohl diese Zeitbestimmung außerhalb unserer Aufgabe liegt, müssen wir dennoch auf einen Beweis aufmerksam machen. Sachmatov hat in einem Aufsatze, der im Journal des Ministeriums der Volksaufklärung im April des Jahres 1897 erschienen war: »Xpoiiojioria ApeBii'JmmHxx pyccKiixij üixonncHLixt cbgaocb«, darauf hingewiesen, daß der Verfasser der 2. Redaktion der »ÜOBicTb Bp. .ttixT)« Verbesserungen vornahm und Zusätze hinzufügte und hat dies alles mit chronologischer Übersicht unter dem Jahre 887 angegeben: ÖTt Mnxaäjia i];apa ao Kpemenia EojirapcKoä seM.iH jiixi 17 (6360— 637 7), a OT'L Kpemenia ao npejioa:eniii KHHrx. ^liTt 29 (6377— 6406); a OTt iipe^ioacenia Kimr'L ao Kpemeiiifl PyccKia seiun .lixt 92 (6406 bis 6498), oxi. Kpemeiiia PyccKia seMjiii ao CMepxH Bojioahmhpobli 25 jiixx H AO yöieHia EopHca h Tjiiöa ; oxx ydiema Eopnca h Fjiiöa ao npcHBceiiia Moiii;. ä. 57 i) (XpoHO.ioria, 480). Für uns sind am wichtigsten die Angaben von der Übersetzung der Bücher bis zur Taufe und von der Taufe bis zu seinem Tode, resp. der Ermordung der heiligen Brüder Boris und Gleb. Die Übersetzung fand im Jahre 6406 statt, bis zur Annahme des Christentums sind 92 Jahre vergangen, was 6498 oder 99U nach Chr. ergibt. Von der Taufe des russischen Volkes bis zum Tode Vladimirs sind 25 Jahre vergangen; da Vladimir im Jahre 1015 1) Hier die Übersetzung: »Vom Kaiser Mihael bis zur Taufe des Bulgarenlandes sind 17 Jahre, und von der Taufe bis zur Übersetzung der Bücher sind 29 Jahre, von der Übersetzung der Bücher bis zur Taufe des Russenlandes sind 92 Jahre, von der Taufe des Russenlandes bis zum Tode Vladimirs 25 Jahre und bis zur Ermordung Boris und Glebs; von der Ermordung Boris und Glebs bis zur Übertragung der Reliquien 57 Jahre«.

278 Stjepan Srkulj,<br />

Gemahlin, die Prinzessin Anna, führt, sind nicht stichhaltig*). Wenn<br />

Vladimir wirklich den Kaisertitel erhalten hätte, so würde man dies sowohl<br />

in<br />

den Quellen wie auch auf den Münzen geprägt gefunden haben,<br />

während sich auf den Münzen in Wirklichkeit nur > BjaAHMHpi. na CTOJii«^)<br />

befindet. Die Fragmente des Toparcha Goticus beziehen sich, wie dies<br />

Westberg (unter Mithilfe der Astronomen Kononovic in Odessa undVislicenius<br />

in Straßburg) bewiesen,<br />

auf das Jahr 963 (Westberg, Fragmente<br />

d. Top. G., 117) und wenn sich auch diese Fragmente in der Tat auf die<br />

Zeit Vladimirs beziehen würden, so bedeutet dennoch das Wot -»ßaai-<br />

Xevovra* (so wird nämlich jener Fürst, der nördlich von der Donau wohnt,<br />

genannt) nicht »ßaoiXeug* selbst, noch weniger, daß dieser -»ßaaü.evg*-<br />

Vladimir gewesen ist. Die »Carica« Anna führte diesen Titel, weil sie<br />

aus einer kaiserlichen Familie stammte. In der altrussischen Literatur<br />

haben wir eine Nachricht, die man für diesen Fall als Beweis anführt;<br />

es ist die »Sage vom babylonischen Reich«, in der erzählt wird, daß<br />

Vladimir vom Kaiser Basilius den ganzen kaiserlichen Byssus bekommen<br />

habe und daß er seit dieser Zeit unter dem Namen »Monomach« bekannt<br />

gewesen ist (A. Wesseloffsky, die Sage v. bab. Reich, <strong>Archiv</strong> 11, 142 bis<br />

143). Wie wir sehen, wird hier der Name des Vladimir Svjatoslavic mit<br />

dem Namen des Vladimir Monomachos verwechselt,<br />

da Kaiser Basilius<br />

ein Zeitgenosse unseres Vladimir ist. Da wir für diese Nachrichten,<br />

sowie auch für die Behauptung der russischen Gesandten beim polnischen<br />

König Sigismund Augustus, 1554 (infolgedessen,<br />

daß Ivan IV. Vasiljevic<br />

den Kaisertitel angenommen) und der Behauptung der russischen Boljaren<br />

vor den polnischen Gesandten 1556, daß den heil. Vladimir Kaiser Basilius<br />

und der Patriarch mit der kaiserlichen Krone damals gekrönt, als<br />

sie ihn getauft haben 3),<br />

gar keine, weder russische noch byzantinischarabische<br />

Quellen bis ins XVI. Jahrh. besitzen, so entfallen auch die Behauptungen<br />

Regeis von selbst ; Vladimir hat weder den Kaisertitel, noch<br />

die kaiserlichen Insignien empfangen.<br />

Die Heirat Vladimirs mit der Prinzessin Anna (geboren am 1 3. März<br />

963 — Gfrörer, Byz. Gesch. II. 483) hat im Herbst des Jahres 989 statt-<br />

1) Da mir das Werk Eegels »Analecta Byzantino-Russica« unzugänglich<br />

war, so berichte ich nach der im SCypaajn, m. u. n.anpi.51. 1892 von R-skij (428)<br />

mitgeteilten Kritik.<br />

2) Die Münzen sind in Schlumbergers >L'Epopee« angegeben.<br />

3) H. H. ^CÄaiiOBT., üoBicTH BaBH.ioiii u »CKasanie KUHsixt B.jaÄHMip-<br />

CKHXT>< (ÄypHaj'B M. H. H., OKT. 1891, 328].

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