Slavische Philologie - Archiv
— 274 Stjepan Srknlj, CD.«, in welchem sich die beiden »CKasaiiie« von der Taufe Vladimirs der Kijewschen (Vasiljevschen) und Chersonschen Überlieferung wiederspiegeln (Oahh'b H31. HCTO^i. G6)i). Nach den Untersuchungen Sachmatovs gehören die Begebenheiten, die uns die Chronik unter dem J. 986 mitteilt, bis zu jener Stelle, wo Vladimir vom griechischen Philosophen aufgefordert wurde, den christlichen Glauben anzunehmen, dem »Cnasaiiie« von der Taufe Vladimirs inKijew, an, auf was wir bereits oben aufmerksam gemacht haben (ibid. 67). Nun würde man nach dieser Aufforderung erwarten, daß Vladimir tatsächlich das Christentum angenommen habe. Statt dessen erzählt uns der Chronist sofort weiter unter dem J. 987 über die Beratung mit seinen Vornehmen und Stadtältesten und über die Sendung seiner Gesandten zum Studium anderer Religionen zu den Bulgaren, Deutschen und Griechen, um so auf die Chersonsche Überlieferung zu kommen (ibid. 67). Hierher, meinen wir, gerade unter das J. 987 gehört die Erzählung von der stattgefundenen Taufe in Kijew, respektive Vasiljev, die der Verfasser des »Haq. cb.«, als er den »/I^peB- H'^Smiä J. c.« benützt, einfach ausgelassen, da er tiberzeugt war, daß nur die Chersonsche Überliefening die richtige ist. Der Verfasser des »Hau. OB.« hat also mit der Kijewschen Überlieferung begonnen, den Schluß weggelassen und mit der Chersonschen fortgesetzt und geendet. Die Chersonsche Überlieferung von der Taufe Vladimirs ist unter dem Einflüsse der Chersonschen Geistlichkeit entstanden. Der Verfasser konnte ein Nachkomme jener Chersonschen Geistlichen sein, die Vladimir aus Cherson mitgenommen hat oder einer der später angekommenen Geistlichen (niaxAiaxoBi., Kopc. .i. 60). Die Legende ist noch vor dem »Ha'i. CBO^i;'!)« entstanden und hatte eben jene Tendenz der russischen Literatur, die Ende des XI. Jahrh. zum Vorschein gekommen : zu beweisen, daß die russische Kirche auch durch das innere Leben innig mit der griechischen Kirche verbunden ist. Diese Tendenz unterstützten auch die russischen Mönche und unter diesem Einflüsse stand auch der Verfasser des >Hay. ob.«, der, nach vielen Merkmalen urteilend, Mönch im >Mihailo-Vydubickischen« Kloster gewesen ist (ibid. 7 1— 75 und 104). 1) Sachmatov hat in dieser Abhandlung gemeint, daß diese Kijewsche Überlieferung die Taufe in das J. 9SG setzt, weil er von der Voraussetzung ausging, daß der Fall Chersons im J. 9S6 geschah (ibid. 66 GT), in seiner letzten Untersuchung über die >KopcyHCKafl .icr.< setzt er den Fall Chersons ganz korrekt nach dem >^peEuißiuiii Ji. c.< in das J. 989 (Kopc. ji. 23) und folglich die Taufe in das J. 987 (ibid. 59).
Drei Fragen aus der Taufe des heiligen Vladimir. 275 Um aber die Angaben der Chersonschen Überlieferung, besonders den Ort und das Jahr der Taufe, als die einzig richtigen darzustellen, mußte er alles meiden, was mit dieser Legende im Widerspruche war, und natürlich mußte er dieser Überlieferung auch die Chronologie dem entsprechend anpassen, d. h. das Jahr der Taufe in das Jahr 988 versetzen. So rückte er den Tod Jaropolks in das Jahr 6488 (=980), die Niederlassung Vladimirs ebenfalls in dieses Jahr, den Fall von Cherson in das Jahr 6496 (= 988), dabei hat er aber vergessen alle anderen Angaben dementsprechend zu ändern; daher die Widersprüche im »Hau. ob.« und in der »IIoB. Bp. .1.« und ebenso die Widersprüche mit den oben erwähnten Quellen. — Man könnte die Frage stellen, wieso haben die oben angeführten Quellen das Jahr 987 als das Jahr der Taufe angeben können, sobald die Taufe geheim vorgenommen wurde? Die Taufe konnte geheim gehalten werden bis zur Heirat Vladimirs ; nach der stattgefundeuen Trauung sie auch weiterhin zu verheimlichen, war für Vladimir kein Grund mehr vorhanden, man konnte sehr leicht erfahren, wann und wo die Taufe stattgefunden hatte. Nun können wir genau die Zeitfolge der oben erwähnten Zitate konstruieren: 11. Juni 6486 (978) bestieg Vladimir den fürstlichen Stuhl von Kijew, das zehnte Jahr nach der Ermordung seines Bruders Jaropolk, das ist 987, nahm er das Christentum an, 28 Jahre nach dessen Annahme, also 1015, starb er, das zweite Jahr nach der Taufe, also 988, zog er gegen Porogi (Stromschnellen), eigentlich begleitet er sein Aushilfskorps bis hierher und zieht höchstwahrscheinlich nach Tmutarakan, das dritte Jahr, also 989, nahm er Cherson ein, was wir aus Vasiljevskis Studien wissen und vom Baron Rosen bestätigt wird, das vierte Jahr, also 990, legte er den Grundstein zum Bau der steinernen Kirche der heil. Muttergottes . . . .^). Die Angaben über die Taufe Vladimirs sind bei Jahja etwas unklar, so daß man zum Schlüsse kommen könnte, daß Vladimir erst nach der Eroberung von Cherson das Christentum angenommen hätte, was der Chersonschen Überlieferung entsprechen würde. Um diesen Punkt klarzu- 1) Nach der Chronik faßte er den Gedanken dazu 989 {jiiv. 11 0«) und ließ ihn ausführen, was auch im J. 990 geschehen konnte, da in der Chronik das J. 990 fehlt ; wir werden übrigens auch die Taufe des russischen Volkes streifen und feststellen, daß dieselbe im J. 990 geschehen ist und die Kirche hat er jedenfalls nach dieser Tat zu bauen begonnen. 18*
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Drei Fragen aus der Taufe des heiligen Vladimir. 275<br />
Um aber die Angaben der Chersonschen Überlieferung, besonders den<br />
Ort und das Jahr der Taufe, als die einzig richtigen darzustellen, mußte<br />
er alles meiden, was mit dieser Legende im Widerspruche war, und natürlich<br />
mußte er dieser Überlieferung auch die Chronologie dem entsprechend<br />
anpassen, d. h. das Jahr der Taufe in das Jahr 988 versetzen. So rückte<br />
er den Tod Jaropolks in das Jahr 6488 (=980), die Niederlassung<br />
Vladimirs ebenfalls in dieses Jahr, den Fall von Cherson in das Jahr<br />
6496 (= 988), dabei hat er aber vergessen alle anderen Angaben dementsprechend<br />
zu ändern;<br />
daher die Widersprüche im »Hau. ob.« und in<br />
der »IIoB. Bp. .1.« und ebenso die Widersprüche mit den oben erwähnten<br />
Quellen. —<br />
Man könnte die Frage stellen, wieso haben die oben angeführten<br />
Quellen das Jahr 987 als das Jahr der Taufe angeben können, sobald<br />
die Taufe geheim vorgenommen wurde?<br />
Die Taufe konnte geheim gehalten<br />
werden bis zur Heirat Vladimirs ;<br />
nach der stattgefundeuen Trauung<br />
sie auch weiterhin zu verheimlichen, war für Vladimir kein Grund<br />
mehr vorhanden, man konnte sehr leicht erfahren, wann und wo die<br />
Taufe stattgefunden hatte.<br />
Nun können wir genau die Zeitfolge der oben erwähnten Zitate konstruieren:<br />
11. Juni 6486 (978) bestieg Vladimir den fürstlichen Stuhl<br />
von Kijew, das zehnte Jahr nach der Ermordung seines Bruders Jaropolk,<br />
das ist 987, nahm er das Christentum an, 28 Jahre nach dessen Annahme,<br />
also 1015, starb er, das zweite Jahr nach der Taufe, also 988,<br />
zog er gegen Porogi (Stromschnellen), eigentlich begleitet er sein Aushilfskorps<br />
bis hierher und zieht höchstwahrscheinlich nach Tmutarakan,<br />
das dritte Jahr, also 989, nahm er Cherson ein, was wir aus Vasiljevskis<br />
Studien wissen und vom Baron Rosen bestätigt wird, das vierte<br />
Jahr, also 990, legte er den Grundstein zum Bau der steinernen Kirche<br />
der heil. Muttergottes . . . .^).<br />
Die Angaben über die Taufe Vladimirs sind bei Jahja etwas unklar,<br />
so daß man zum Schlüsse kommen könnte, daß Vladimir erst nach der Eroberung<br />
von Cherson das Christentum angenommen hätte, was der Chersonschen<br />
Überlieferung entsprechen würde. Um diesen Punkt klarzu-<br />
1) Nach der Chronik faßte er den Gedanken dazu 989 {jiiv. 11 0«) und ließ<br />
ihn ausführen, was auch im J. 990 geschehen konnte, da in der Chronik das<br />
J. 990 fehlt ; wir werden übrigens auch die Taufe des russischen Volkes streifen<br />
und feststellen, daß dieselbe im J. 990 geschehen ist und die Kirche hat<br />
er jedenfalls nach dieser Tat zu bauen begonnen.<br />
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