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Slavische Philologie - Archiv

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Drei Fragen aus der Taufe des heiligen Vladimir. 271<br />

Kaisern Gesandte i) mit der Drohung, daß er ebenso wie Cherson auch<br />

Konstantinopel einnehmen werde, wenn sie ihm ihre Schwester nicht zur<br />

Frau geben, d. h. wenn man den Vertragsverpflichtungen nicht nachkommen<br />

sollte. Basilius wurde jedenfalls in eine Zwangslage gesetzt:<br />

war dies im geheimen Vertrage, so konnte er leicht, ohne von der öffent-«<br />

liehen Meinung stark bedrängt zu werden,<br />

dem Wunsche Vladimirs entsprechen,<br />

war es nicht darin besprochen, so mußte er es unter dem Drucke<br />

der momentanen Situation tun, er durfte sich nicht mit Vladimir überwerfen.<br />

Basilius schickte seine Schwester in Gefolgschaft von Priestern<br />

und Großen nach Cherson, wo die Trauung stattfand. Die Trauung<br />

nahm der Bischof von Cherson in der Kathedralkirche der heiligen Sophie<br />

vor. Wir heben hervor, daß in Cherson nur die Trauung und nicht<br />

die Taufe vorgenommen wurde.<br />

Durch die Geheimhaltung des Vertrages blieb auch der Ort,<br />

Taufe vorgenommen wurde, für die Zeitgenossen ein Geheimnis.<br />

wo die<br />

Dieser<br />

Umstand ließ Raum für<br />

verschiedene Vermutungen und ermöglichte die<br />

Bildung zweier Vitae Vladimirs, die sich hauptsächlich um zwei Mittelpunkte<br />

gruppierten; die eine ist die chersonische Überlieferung, die wir<br />

in<br />

der Chronik haben, und die zweite ist die Kijewsche — resp. Vasiljevsche<br />

Überlieferung — deren Spuren wir, wie dies Sachmatov bewiesen,<br />

ebenfalls in der Chronik finden. Ja, es gab noch andere Versionen<br />

(Apysiie Ke HHaKO cKaatiOTi,, ji-Lt. lOQ^i), die dem Chronisten so unwahrscheinlich<br />

schienen, daß er sie nicht einmal mitteilen wollte. Übrigens<br />

ist der Chronist von der Richtigkeit seiner Darstellung so überzeugt,<br />

daß er einfach sagt, »die anderen, die es nicht wissen, erzählen, daß er<br />

in Kijew, wieder andere, daß er in Vasiljev getauft wurde«. Rosen hält<br />

die Version von der Taufe in Cherson für die richtige (IlMnep. Bac. 219).<br />

Wir ziehen aber die Meinung Golubinskis vor und sagen,<br />

daß er höchstwahrscheinlich<br />

in Vasiljev, s.w. von Kijew, getauft wurde (Hot. p. u;. 133),<br />

da dadurch die Taufe viel leichter geheim gehalten werden konnte.<br />

Schon<br />

der Name selbst zeigt, daß er in irgendwelcher Beziehimg mit Vladimir<br />

steht, da bekanntlich Vladimir bei der Taufe den Namen Basilius bekommen<br />

hat. Weiter unten führen wir die Umstände an, die uns veranlassen,<br />

die Taufe Vladimirs in das Jahr 98 7 zu verlegen; wenn also<br />

Vladimir im Jahre 987 tatsächlich die Taufe annahm, wovon wir über-<br />

1) PacnpocTpaHHoe npoj. >KUTie< gibt ihre Namen an: Oleg und Zdtberna<br />

(^Teuia HecT. ä. 30).

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