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Slavische Philologie - Archiv

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Drei Fragen aus der Taufe des heiligen Vladimir. 269<br />

gewartet haben und weil sie nicht kam, griff er unerwartet Cherson an<br />

(PoacH'B, Hmh. Bac. 217). Ihre Ankunft hat sich vielleicht dadurch verzögert,<br />

daß sie sich weigerte zu gehen, wie uns das dieChronik (ji^t. 108^)<br />

und Ibn-el-Athir (BacujibeBCKiil, oTp. 147) bestätigen. Es ist selbstverständlich,<br />

daß sie sich schwer entschließen konnte, als Opfer der Politik<br />

soweit von den sonnigen Geländen des Bosporus in das düstere Barbarenland<br />

sich zu begeben und einen Menschen zu heiraten, vor dem sie eher<br />

Abscheu als was anderes haben konnte, denn seine Weiberlust und sein<br />

Brudermord sind ihr nicht unbekannt geblieben. Die Unterdrückung der<br />

Empörung Bardas Phokas war eben vollendet, Basilius konnte leichter<br />

atmen und vielleicht hoffte er sogar sich den schweren Bedingungen<br />

Vladimirs zu entziehen, was Vladimir mit der Eroberung von Cherson<br />

beantwortete. Dennoch scheint ein anderer Grund für diesen Vorgang<br />

gewesen zu sein. Wie oben erwähnt, war es Basilius daran gelegen, daß<br />

die Bedingungen, unter welchen er von Vladimir die Hilfe bekommen<br />

hat, geheim gehalten werden. Nun würde man ihm auch nach dem Falle<br />

Phokas verübelt haben, wenn er seine Schwester an den Barbaren Vladimir<br />

verheiratet hätte, ohne einen besonderen Grund dafür gehabt zu<br />

haben. Vielleicht lautete ein Punkt des Verti'ages dahin, daß Vladimir<br />

zur bestimmten Zeit Cherson überfalle, um auf diese Weise scheinbar die<br />

Hand Annas als Rekompensation für Cherson zu erhalten. Die öffentliche<br />

Meinung würde gegen die auf solche Weise entstandene Ehe weniger<br />

einzuwenden haben. Es ist wahr, daß wir dafür keine Beweise haben,<br />

aber die Verhältnisse schließen diesen Fall nicht aus. Der Angriff Vladimirs<br />

ließe sich noch auf eine andere Weise erklären: vielleicht war die<br />

Stadt von Basilius abgefallen, um sich ebenfalls an Bardas Phokas anzuschließen.<br />

In beiden Fällen wird uns dadurch der Verrat des Griechen<br />

Anastasius erklärlich i). In ganz anderem Lichte erscheint uns dieser<br />

Verrat, wenn wii- jenen Ven-äter Anastasius als einen Anhänger Basilius'<br />

gelten lassen, der diesen Verrat im Interesse seines Herrn geübt hätte.<br />

Eine Bestätigung dafür sehen wir darin, daß Vladimir gar nicht im Sinne<br />

gehabt, die Stadt für sich zu behalten. Aber auch Basilius mußte ein<br />

großes Interesse daran gehabt haben, mit Vladimir auf friedlichem Fuße<br />

1) In der Rekonstruktion der Chersonschen Legende ersetzt Sachmatov<br />

den Namen >Ana8tasius« durch den warägischen Namen >Zdberna< als den<br />

älteren (KopcyH. jier. 89). Jedenfalls ändert das an der Tatsache, daß Cherson<br />

durch Verrat gefallen, nichts.

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