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Slavische Philologie - Archiv

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Drei Fragen aus der Taufe des heiligen Vladimir. 267<br />

hindernis war (Weinhold, Altnordisches Leben, 244). Und dennoch ist<br />

es eine Frau gewesen, die tiber den Glauben in Rußland entschieden hat,<br />

es ist die Prinzessin Anna, die Schwester Theophanos und der beiden<br />

Kaiser Basilius II. und Konstantinus VIII. Ihretwegen verließ er seinen<br />

alten Glauben und nahm sozusagen über Nacht das Christentum an,<br />

und das konnte er eben wegen der Gleichgültigkeit der Religion gegenüber<br />

umso leichter tun. Den Grund, warum er das Christentum so leichten<br />

Herzens angenommen, haben wir in seiner Weiberlust zu suchen.<br />

Zu einem großen Weiberfreund hat ihn ja auch die Tradition gestempelt;<br />

als solchen charakterisiert ihn Thietmar von Merseburg (»Vladimir war<br />

ein unersättlicher Schwelger« Chronic, lib. VII c. .'S 2). »Vladimir war<br />

begierig nach den Frauen«, erzählt uns die Chronik, >er hatte Rognjed<br />

zum Weibe, die ihm 4 Söhne geboren : Izeslav, Mstislav, Vyseslav, Vsevolod<br />

und 2 Töchter; die Griechin beschenkte ihn mit Svjatopolk, die Böhmin<br />

mit Vyseslav und eine andere mit Svjatoslav und Mstislav, die Bulgarin<br />

mit Boris und Gleb. An Kebsweibern hatte er 300 in Vysegorod, 300 in<br />

Bjelgorod, 200 in Berestovo (die Nikonsche Chronik fügt noch hinzu:<br />

300 in Rodnja). Er war eben ein unersättlicher Schwelger, der sich verheiratete<br />

Weiber zuführen ließ und Jungfrauen entehrte«<br />

{jiir. TS^^^^j ij^<br />

Und wenn auch der Chronist die Zahl der Kebsweiber entschieden übertreibt,<br />

um nur den Gegensatz im Leben Vladimirs vor und nach der Taufe<br />

hervorzuheben, so zeigt uns schon die ziemlich große Zahl seiner Frauen<br />

und seiner Kinder, daß Vladimir ein großer Weiberfreund war. Man<br />

braucht sich aber nicht darüber zu wimdern, wenn er selbst eine Porphyrogeneta<br />

zum Weibe haben wollte<br />

und Kaiser Konstantin VII. Porphyrogenetes<br />

erzählt uns,<br />

daß eben die Fürsten der Barbaren besondere<br />

Vorliebe für kaiserliche Prinzessinnen zeigten (de adm. imp. c. 13).<br />

Wir haben gesehen,<br />

daß die politische Situation des byzantinischen<br />

Reiches ungemein günstig für diesen brennenden Wunsch Vladimirs war.<br />

Nur durch die äußerste Not gezwungen willfahrte Basilius dieser »conditio<br />

sine qua non« Vladimirs für die empfangene Hilfe. Der eigentliche<br />

Grund der Taufe Vladimirs liegt also in dem Wunsche,<br />

die Hand der Prinzessin Anna zu gewinnen, dieser Wunsch ist<br />

es auch, der die Christianisierung des russischen Volkes beschleunigte,<br />

worauf schon Gibbon in seiner »History of the decline and fall of the<br />

Roman empire« (VI, 163) hingedeutet hat.<br />

1) Dasselbe enthält auch etwas genauer das >IOjKHo-pyccKoe hchtIc Bjaa«-<br />

Mipa* ('iTeHiH Hecx. ä., 35).

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