23.02.2018 Aufrufe

Slavische Philologie - Archiv

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

256 Stjepan Srkulj,<br />

Über die Ursachen,<br />

II.<br />

welche die Taufe Vladimirs veranlaßten, haben<br />

wir verschiedene Auslegungen, die uns aber nicht zufrieden stellen können.<br />

Wir müssen sie<br />

sowohl in politischen Begebenheiten des byzantinischen<br />

Reiches, als auch im persönlichen Charakter Vladimirs suchen, und wir<br />

schicken schon jetzt voraus,<br />

daß es der persönliche Charakter Vladimirs<br />

war, dem die Taufe zuzuschreiben ist und daß die damalige politische<br />

Konstellation für die Intentionen Vladimirs ungemein günstig war. Vergegenwärtigen<br />

wir uns vor allem die damalige politische Lage des byzantinischen<br />

Reiches.<br />

Damals herrschten in Konstantinopel die Brüder Basilius II. und<br />

Konstantin VIII., die unter der Vormundschaft des Kaisers Nicephorus<br />

Phokas (963—969) und Joannes Tzimisces (969— 976) und nach dem<br />

Tode des letzteren unter der Vormundschaft des natürlichen Sohnes des<br />

Kaisers Romanus I., Parakimomen Basilius, standen. Dieser hatte die<br />

Regierung an sich gerissen, obwohl sie Tzimisces seinem Schwager Bardas<br />

Sklerus, der damals das Oberkommando in Kleinasien inne hatte, zugedacht<br />

hat. Um Bardas Sklerus unschädlich zu machen, nahm er ihm das Oberkommando<br />

ab, wodurch sich dieser verletzt fühlte, sich empörte und zum<br />

Imperator ausrufen ließ. Nachdem aber Parakimomen Basilius seine Empörung<br />

durch Bardas Phokas niedergeworfen, flüchtete Bardas Sklerus zum<br />

Emir-al-Omra des Chalifen von Bagdad, der ihn einkerkern ließ (Cedrenus<br />

ed. Bonn. II. 433). Durch die vormundschaftliche Regierung litt das<br />

kaiserliche Ausehen und der Staat kam fast in eine ähnliche Stellung, in<br />

welcher sich das Kalifat von Bagdad unter den Emiren al-Omra befand.<br />

Kaiser Basilius II. entließ den Parakimomen Basilius und stellte wieder<br />

das kaiserliche Ansehen her (Carl Neumann, Die Weltstellung d. byz.<br />

Reiches, 49). Da der Kaiser in seinen Entschlüssen eigenmächtig vorging,<br />

verletzte er dadurch die Befehlshaber, darunter auch Bardas Phokas,<br />

der nach derselben Stellung trachtete, die sein Verwandter Nicephorus<br />

Phokas innehatte.<br />

Dies Bestreben, vollkommener Alleinherrscher zu sein,<br />

geriet durch die Niederlage beim Trajanstor stark ins Wanken.<br />

Auf die<br />

Nachricht von dieser Niederlage Basilius II. verständigte sich Bardas<br />

Sklerus mit dem Emir-al-Omra,<br />

Sam-sam-al-daul, der ihn aus der Haft<br />

entließ (Posgiitj, ÜMnep. Bac. 13i^"2ij und ließ sich neuerdings zum<br />

Kaiser ausrufen. Kleinasien war dem Kaiser Basilius II. gar nicht gewogen,<br />

das Volk fürchtete sich vor dem nahenden Absolutismus, der<br />

Klerus war für die Freiheit der Kirche besorgt (Gfrörer, Byzantinische

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!