Slavische Philologie - Archiv

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252 Stjepan Srkulj. macht darauf aufmerksam, daß ursprünglich zwei »Skazania« über die Taufe Vladimirs entstanden, eines hatte die Stadt Cherson zum Mittelpunkte, während das andere die Taufe Vladimirs nach Kijew, resp. Vasiljev verlegt. Diese beiden Versionen fanden in den früher erwähnten »/tpsBiitHmiä Äir. ob.« Eingang. Das erste spiegelt sich im »Ha^i. cBOAi«, das andere im »^pennee aciiTie« ab (das setzt z. B. den Fall von Cherson in das dritte Jahr nach der Taufe). »^peBH'^Hiniii .lix. cb.« war nicht in Jahre verteilt und das *Av- ^Hxie« schöpfte daraus solche Nachrichten, wie die z. B., daß er das zweite Jahr zu den Stromschnellen ging, oder daß er zum Alleinherrscher am 11. Juni 6486 geworden ist (niaxMaTOBt, Oßjiivh hst. hct. 65). Erst der Verfasser des »Haq. cbgat.« hat in den Text der Chronik genauere chronologische Angaben eingetragen. Das »CKasanie«, nach welchem Vladimir in Kijew oder Vasiljev getauft wurde, fand auch Eingang in den »H. CEOAt« und weiter in »IIoBicTb Bp. jitTt«, es ist dies der Bericht unter dem Jahre 986 bis zu jener Stelle, wo Vladimir vom griechischen Philosophen aufgefordert wurde, den christlichen Glauben anzunehmen {Äir. 104 2). Das Ende des »Skazanie« wurde nicht eingetragen, da es der Verfasser des »H. CBOAt« mit der Taufe in Cherson in Übereinstimmung bringen wollte (niaxMaTOBi., OAniit, 67 und KoycyiieKaH Jier., 24), da er von der Richtigkeit dieser Version überzeugt war^). Darnach hat also die Rede des griechischen Philosophen auf Vladimir keinen Einfluß geübt, da sie in die russische Erzählung einfach aus der bulgarischen Erzählung über die Taufe Boris gekommen war. Sachmatov meint übrigens, daß auch der Bericht von Gesandtschaften der Päpste aus der Vita Boris in die Vita Vladimiri gekommen und daß sie überhaupt nie stattgefunden haben. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Kompilator der Erzählung von der Taufe Vladimirs die päpstlichen Gesandtschaften dem bulgarischen Original entnommen hat. Bekanntlich stand Boris in regem Verkehr mit dem päpstlichen Stuhle ; aber der Kompilator mußte entweder gehört oder aufgezeichnet gefunden haben, daß auch zu Vladimir Gesandte vom Papste kamen. Man muß als die größte Wahrscheinlichkeit zulassen, daß zu Vladimir Gesandte aus Italien, wenn nicht gerade vom Papste direkt, so wenigstens von der Kaiserin Theophano, der Schwester Annas, gekommen waren. Damit soll nicht gesagt sein, daß diese Gesandten die Aufgabe hatten, 1) Und jene, die es nicht recht wissen, erzählen, daß er in Kijew getauft wurde, andere wieder sagen, daß Vasiljev es war, und wieder andere erzählen es anders (.liT. 10'J9— >»).

Drei Fragen aus der Taufe des heiligen Vladimir. 253 Vladimir für den römischen Glauben zu gewinnen. Eine päpstliche Gesandtschaft schließen die damaligen Beziehungen zwischen Vladimir und der westlichen Kirche nicht aus ; dieselben waren keineswegs abgebrochen und die väterliche Fürsorge Vladimirs für den römischen Missionar Brun beweist, daß sie auch nicht unfreundlich waren. Brun, der sich auf dem Wege zu den Pecenegen an Vladimirs Hofe aufgehalten hat (1006/7), verfaßte darüber einen Bericht, der umso wertvoller ist, weil es der einzige zeitgenössische Bericht ist, den wir über Vladimir besitzen i). Die zeitgenössische Geschichte der Päpste (damals hatte den päpstlichen Stuhl inne Johann XV., 985—99 6) weiß von solchen Gesandtschaften nichts zu berichten; wir müssen dennoch eine Gesandtschaft voraussetzen, die nach Cherson gekommen ist, und zwar die Gesandtschaft der Kaiserinwitwe Theophano. Theophano hat sich jedenfalls durch Gesandte bei einem so feierlichen Momente, wie es die Heirat ihrer Schwester war (denn in Cherson handelte es sich nur um die Heirat) , vertreten lassen, und da sie sich damals durch das ganze Jahr 9S9 bis in den Sommer 990 in Italien aufgehalten hat, so ist nicht ausgeschlossen, daß diese Gesandtschaft mit Zustimmung des Papstes Johann abgegangen war. Da der Verfasser der Taufe Vladimirs gewußt hat, daß auch päpstliche Gesandte zu Vladimir gekommen waren (allerdings nach Cherson), so nahm er nach dem Vorbilde der Vita Boris als etwas selbstverständliches an, daß sie nur wegen der Bekehrung Vladimirs kamen. Auf diese Weise entstand die päpstliche Missionsgesandtschaft. Auffallend ist jedenfalls, daß die päpstlichen Gesandten in der Chronik als »Deutsche« angegeben werden: IIo TOMT) ^e npHAoma H-Lmi^h, rjiarojiiome : »npH^oxoMii noe.iaHH 0,1; naneaca« (.liT. 83^~ii). Daß diese nähere Bezeichnung als »Deutsche« der Vita Boris entnommen wäre, ist ausgeschlossen, aber erklärlich ist sie eben dadurch, daß sie Gesandte der deutschen Königinwitwe Theophano waren. Die Gesandten Theophanos haben vielleicht auch Geschenke für Anna mitgebracht, aber es ist eine Frage, ob sich darunter auch jene Reliquien befanden, die die Nikousche Chronik envähnt (5713-14J Eg igt weiter auch noch fraglich, ob das die Reliquien des heiligen Clemens waren, die Vladimir nach Kijew mitnahm. Bekanntlich nahm der heilige Kyrill, als er sich in Cherson aufgehalten, Reliquien des heiligen Clemens mit und brachte sie dann nach Rom. Er hat aber wahrscheinlich nur einen Teil der Reliquien mitgenommen, während der 1) Mitgeteilt in Giesebrechts > Geschichte der deutschen Kaiserzeit« II, 667— 670, sowie auch in der >PyccKafl EeciAa« 1856, I.

Drei Fragen aus der Taufe des heiligen Vladimir. 253<br />

Vladimir für den römischen Glauben zu gewinnen. Eine päpstliche Gesandtschaft<br />

schließen<br />

die damaligen Beziehungen zwischen Vladimir und<br />

der westlichen Kirche nicht aus ; dieselben waren keineswegs abgebrochen<br />

und die väterliche Fürsorge Vladimirs für den römischen Missionar Brun<br />

beweist, daß sie auch nicht unfreundlich waren. Brun, der sich auf dem<br />

Wege zu den Pecenegen an Vladimirs Hofe aufgehalten hat (1006/7),<br />

verfaßte darüber einen Bericht, der umso wertvoller ist,<br />

weil es der einzige<br />

zeitgenössische Bericht ist, den wir über Vladimir besitzen i). Die<br />

zeitgenössische Geschichte der Päpste (damals hatte den päpstlichen Stuhl<br />

inne Johann XV., 985—99 6) weiß von solchen Gesandtschaften nichts<br />

zu berichten; wir müssen dennoch eine Gesandtschaft voraussetzen, die<br />

nach Cherson gekommen ist,<br />

und zwar die Gesandtschaft der Kaiserinwitwe<br />

Theophano. Theophano hat sich jedenfalls durch Gesandte bei<br />

einem so feierlichen Momente, wie es die Heirat ihrer Schwester war<br />

(denn in Cherson handelte es sich nur um die Heirat) , vertreten lassen,<br />

und da sie sich damals durch das ganze Jahr 9S9 bis in den Sommer 990<br />

in Italien aufgehalten hat, so ist nicht ausgeschlossen, daß diese Gesandtschaft<br />

mit Zustimmung des Papstes Johann abgegangen war. Da der<br />

Verfasser der Taufe Vladimirs gewußt hat, daß auch päpstliche Gesandte<br />

zu Vladimir gekommen waren (allerdings nach Cherson), so nahm er nach<br />

dem Vorbilde der Vita Boris als etwas selbstverständliches an, daß sie<br />

nur wegen der Bekehrung Vladimirs kamen.<br />

Auf diese Weise entstand<br />

die päpstliche Missionsgesandtschaft. Auffallend ist jedenfalls, daß die<br />

päpstlichen Gesandten in der Chronik als »Deutsche« angegeben werden:<br />

IIo TOMT) ^e npHAoma H-Lmi^h, rjiarojiiome : »npH^oxoMii noe.iaHH 0,1;<br />

naneaca« (.liT. 83^~ii). Daß diese nähere Bezeichnung als »Deutsche«<br />

der Vita Boris entnommen wäre, ist ausgeschlossen, aber erklärlich<br />

ist sie eben dadurch, daß sie Gesandte der deutschen Königinwitwe<br />

Theophano waren.<br />

Die Gesandten Theophanos haben vielleicht auch Geschenke<br />

für Anna mitgebracht, aber es ist eine Frage, ob sich darunter<br />

auch jene Reliquien befanden, die die Nikousche Chronik envähnt<br />

(5713-14J Eg igt weiter auch noch fraglich, ob das die Reliquien des<br />

heiligen Clemens waren, die Vladimir nach Kijew mitnahm.<br />

Bekanntlich<br />

nahm der heilige Kyrill, als er sich in Cherson aufgehalten, Reliquien<br />

des heiligen Clemens mit und brachte sie dann nach Rom. Er hat aber<br />

wahrscheinlich nur einen Teil der Reliquien mitgenommen, während der<br />

1) Mitgeteilt in Giesebrechts > Geschichte der deutschen Kaiserzeit« II,<br />

667— 670, sowie auch in der >PyccKafl EeciAa« 1856, I.

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