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Slavische Philologie - Archiv

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Der<br />

244 Michajlo Tersakovec,<br />

nissen motiviert«. Dieses psychologische Moment spielt eine große<br />

Rolle in dem Streben nach der Ergänzung und Vervollkommung des Textes.<br />

Stellen wir uns einmal auf den Standpunkt eines Volkssängers: Die Gattin<br />

verrät ihren Mann an einen anderen — dazu muß sie einen Grund haben ^,<br />

sie hat auch einen solchen, ihr Mann ist doch ein Trunkenbold i), er vergeudet<br />

Geld, er vernachlässigt seine Wirtschaft, statt auf dem Acker zu arbeiten,<br />

zieht er vor angeblich in Wirtschaftsangelegenheiten herumzufahren oder sogar<br />

wie ein >Herr< auf gesatteltem Pferde zu reiten. Endlich erliegt er jedoch<br />

den Überredungen seiner Frau ; er gibt sein lustiges Leben auf, und in dem<br />

Augenblicke, wo der Türke kommt, ist er schon auf dem Acker beschäftigt.<br />

Man kann nun einwenden : Mann ist nunmehr auf die richtige Laufbahn<br />

gekommen, aus einem Trunkenbold ist er ein ordentlicher, arbeitender Mann<br />

geworden, seine Frau hat alles erreicht, was sie mit ihren Überredungen hat erreichen<br />

wollen, sie hat nun keinen Grund mehr, ihn zu verlassen und ihn im<br />

Stiche zu lassen ; sie verrät ihn dennoch. Also eine Inkonsequenz, der Abgang<br />

der Logik, der Ethik usw.? Ganz richtig. Der Volkssänger hilft sich<br />

jedoch auch in dieser Lage, indem er die strenge Konsequenz einführt, der<br />

Logik und der Ethik Rechnung trägt. Es ist interessant, daß in einer Var. des<br />

Liedes (Kolbergs >Pokucie« II, p. IS) die Verantwortung für den Verrat, als<br />

die Folge der Familienzerwürfnisse, auf Marijana, nicht auf Ivan fällt,<br />

den anderen vier Var.; sie ist eben der Trunksucht ergeben:<br />

>A MapHiiKO, Mapano^Ky,<br />

IIoKHHB nuTH ropi.ioiKy,<br />

IIoKHHi, nHTH Ta ry.iaTH,<br />

Ta ÖyÄCMO r'asÄOBaTiK.<br />

wie in<br />

Ein Weib, das die Zeit auf Zechgelagen vergeudet, die Wirtschaft seines<br />

Mannes vernachlässigt und ruiniert, ist imstande, auch ihn selbst zugrunde zu<br />

richten. Ein ganz folgerichtiger Schluß. Aus dem Grunde kann ich nicht der<br />

Meinung des Dr. Franko ganz beistimmen, das Lied sei in dieser Var. verdorben;<br />

in sprachlicher Hinsicht, ja (eine Beimischung von Polonismen), aber<br />

in der Entwicklung des Sujets bedeutet diese Var. einen Fortschritt, indem<br />

sie das Fremde, Unbegreifliche, den hiesigen Verhältnissen Zuwiderlaufende<br />

durch das einheimische, also mehr begreifliche, logische, natürliche Element<br />

zu ersetzen sucht.<br />

Der Verfasser gibt noch ein anderes Hilfsmittel zur Festsetzung der<br />

Entstehungszeit des Liedes an ; dieses findet er in der Szene, wo Ivan dem<br />

Türken den Bogen entlockt, mit welchem er seinen Gegner und seine Frau<br />

zugrunde richtet. Oben habe ich die Meinung geäußert, daß unser Lied diesen<br />

Zug sich<br />

aus der Duma vom Bajda-Vysneveökyj zueigen gemacht hat.<br />

Die Episode<br />

sie habe<br />

Dr. Franko behauptet das Gegenteil (vgl. SaniicKii p. 45—46).<br />

mit dem Bogenschießen sehe in unserem Liede natürlicher, älter aus ;<br />

also den Ursprung der entsprechenden Episode der Duma gegeben.<br />

>Möglich,<br />

Oii iBaHe iBanoiKy,<br />

UOKHHI, UHTK rOplEO^Ky,<br />

IIoKiiHB niiTH, raÜHyBaTU usw.

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