23.02.2018 Aufrufe

Slavische Philologie - Archiv

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

242 Michajlo Tersakoveö,<br />

hohes Alter hini]. 1) Es wird keine Erwähnung des Dorfes getan,<br />

wo Ivan lebte; im Gegenteil aus dem Inhalte des Liedes geht es hervor, daß<br />

sondern irgendwo in einem Meierhofe, in der<br />

er in dem Dorfe gar nicht lebt,<br />

Einsamkeit so, daß er gegen den Türken niemanden außer seiner Frau zu<br />

Hilfe rufen kann. 2) Er pflügt mit dem Weibe ein beliebiges Ackerstück,<br />

das heißt er beginnt einen noch freien, unbeschränkten Boden<br />

zu pflügen; 3) Vor der Heirat hat er nicht ein Landmannsleben geführt,<br />

sondern ein freies, Burlaken (Schlenderer)- oder Kosaken-<br />

Leben so, daß ihn erst seine Frau überreden muß, die Pferde gegen die<br />

Ochsen, den Wagen gegen den Pflug, den Sattel gegen das Joch und die<br />

Riemengeißel gegen die Pflugreute umzutauschen, das heißt, vonderritterlichen<br />

Kosaken-Lebensweise zur landmänni sehen üb erzugehen.<br />

Fügen wir noch hinzu, daß Ivan und der Türke den Bogen schießen,<br />

daß Marijana zu Pferde reitet, wie es sich einer Steppen-<br />

Kosakin geziemt, so bekommen wir ziemlich deutliche Hinweise<br />

auf die Zeit des XV.— XVI. Jh., wo diese Züge ganz der<br />

Wirklichkeit entsprachen, besonders in diesen Teilen unseres<br />

(verst. ukrainischen) Landes, welche südlich und östlich gegen<br />

die Grenzen des türkisch-tatarischen Gebietes lagen« (3anucKH,<br />

p. 37).<br />

Diese Annahme und zwar die Schlußfolgerung ist schon aus dem Grunde<br />

unannehmbar, weil unser Lied sonst zu einem Flickwerk werden würde, das<br />

von allerlei aus verschiedenen Gegenden zusammengebrachten Teilen zusammengestopft<br />

ist. Denn wenn wir die in dem Schlußsatze aufgezählten Züge<br />

als solche, die der Wirklichkeit entsprechen, also fast alle wichtigeren Bestandteile<br />

des Liedes als reell betrachten, was steht uns dann im Wege, noch<br />

den letzten Bestandteil, den Raub resp. den Kauf des Weibes, als reell anzunehmen<br />

und folglich die fremde Entlehnung ganz und gar abzulehnen. Denn<br />

war eine derartige Zusammenkunft des Ivan mit dem Türken möglich, warum<br />

konnte nicht auch der Raub des Weibes möglich sein? Dr. Franko schweigt<br />

jedoch von einer solchen Möglichkeit und in der weiteren Folge beschäftigt<br />

er sich nur mit den serbisch-bulgarischen Einflüssen.<br />

Wenden wir uns nun zu den drei Beweisgründen, die den Verfasser zu<br />

dem bekannten Schlüsse brachten. Ad 1. Dr. Franko traut zu sehr seinem<br />

eigenen Kommentar zum Texte des Liedes, wenn er den Ivan zu einem ukrainischen<br />

Steppenmeierhofbesitzer macht, der einsam, fern von allen Leuten, in<br />

dem Kampfe gegen den Türken nur auf die Hilfe seiner eigenen Frau angewiesen<br />

ist. Wenn man schon die allbekannte Tatsache, daß man auf die<br />

Topographie der Volkspoesie sich nicht allzusehr verlassen darf, mit in Rechnung<br />

zieht, so muß man einwenden, daß die Abwesenheit jeder Topographie<br />

in solchem Liederzyklus, zu dem auch unser Lied gehört, nichts<br />

merkwürdiges ist, daß es im Gegenteil eine bewußte Manier ist. Um nur ein<br />

Beispiel anzuführen: In dem Liede »EartKo njicÄae Äo^Ky TypKaaK<br />

1) Die Numerierung und das Unterstreichen gehört mir.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!