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Slavische Philologie - Archiv

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236 Michajlo Tersakovec,<br />

Darauf, daß der Gebrauch voc. statt nom. ein INIerkmal des serb.<br />

Epos bildet,<br />

liat schon Zima L. hingewiesen (Figure u naiem naroduom<br />

pjesnictvu s njihovom teorijom. Zagreb 18S0, p. 217—218) und bei<br />

dieser Gelegenheit auch einige Beispiele angeführt, ohne aber davon zu<br />

sprechen, in welchem Grade diese Erscheinung verbreitet ist. Unterdessen<br />

brauchen wir den ersten besten Band der Karadzicschen Sammlung<br />

(Staatsausgabe BB. II, III, IV, VI, VII, VIII, IX) aufzuschlagen, um<br />

uns von der großen Verbreitung des in Rede stehenden Gebrauchs zu<br />

überzeugen. Das gibt auch Miklosich zu (Vgl. Gramm. B. IV, p. 370);<br />

bei dieser Gelegenheit zitiert er auch vier Beispiele aus dem Ukrainischen,<br />

ohne aber von den gegenseitigen Verhältnissen dieser Erscheinung in<br />

ukrain. und serb. Epen zu sprechen.<br />

Das bisjetzt Gesagte ist auch alles, was von den Spuren der serb.<br />

Epik in den ukrain. Dumen zu sagen ist. Im Augenblicke der großen<br />

nationalen Bewegung geschaffen,<br />

auf dem einheimischen Boden herangewachsen<br />

und mit den einheimischen Säften genährt, erhielten die<br />

Dumen im Munde eines Serben jenen leichten, spezifisch serbischen Anstrich.<br />

Der letzte Umstand hat aber keinen Anspruch, die von Ziteckij<br />

ausgesprochene Meinung von den Autoren der Dumen aufzuheben; er<br />

will dieselbe nur erweitern in dem Sinne, daß wir neben den Spitalgreisen<br />

als den Autoren und Pflegern der Dumen auch von dem ganzen Kosakenheere<br />

sprechen müssen, dem auch viele Serben augehörten.<br />

Anders verhielt sich die Sache mit jenem Teile des uki-ainischen<br />

Gebietes, welches schon vom J. 1340 an ein abgesondertes politisches<br />

Leben führte, d. h. Galizien mit seinen sog. Rotrussen. Ihre eigenen<br />

epischen Lieder haben sie nie geschaffen, denn die geknechteten Sklaven<br />

haben keine heroische Epoche durchlebt. Der großen kosakischen Emanzipation<br />

gegenüber sind sie beinahe fremd geblieben. Wenn man dennoch<br />

bei ihnen Lieder und Dumen der Kosaken-Periode findet, so sind<br />

dieselben ganz buchstäblich von der Ukraina entlehnt.<br />

Desto schärfer aber haben sich die unseligen Zeiten der tatarischund<br />

in seinen wenigen Beispielen eine Entlehnung erblicken — das ist<br />

kaum möglich, kaum denkbar. Man müßte denn einen ganz besonderen Fall<br />

voraussetzen, daß Serben als Kosaken schon die kleinrussisehen Dumen zu<br />

singen erlernt haben, ohne ihr serbisches Erbgut vergessen zu haben. Solchen<br />

Individuen die wenig zahlreichen Beispiele der Anwendung des Vokativs für<br />

den Nominativ in die Schuhe zu schieben, das mag originell klingen, aber<br />

wahrscheinlich ist es nicht. V. J.

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