Slavische Philologie - Archiv

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10 J- Charpentier, Krit. Bemerkungen zum urslav. Entnasalierungsgesetz. Das letzte Beispiel Jokls ist russ. ulaznyj in u. med^ 'Jungfernhonig': ksl. ulij 'alveus', russ. uUJ 'Bienenstock' u.s.w. Und er fügt wörtlich hinzu: »die 'nasalis sonans', als deren Reflex wir das a ansprechen, zeigt sich noch in pr. aulinis 'Stiefelschaft'«. Zuerst gehört das letztgenannte Wort natürlich gar nicht hierher, sondern zu lit. aunü^ aüii 'Fußbekleidung tragen', aukle 'eine lange Fußbinde', lett. aut, ksl. ob-ujq 'anziehen', av, aod^ra- 'Schuhwerk, Schuhzeug' (Bartholomae Air. W. 42) u.s.w. ; weiter enthält aul-ln-is gar keinen nasalis sonans, sondern ist natürlich eine -w-Ableitung, deren sich ja im Baltisch-Slavischen unzählige finden. Für uKj hat schon Miklosich Lex. 1049 die richtige Etymologie gesehen, wenn er es mit lit. file 'Höhle' (

11 Ein urslavisches Entnasalierungsgesetz. Antikritik und Nachträge. Die folgenden Ausführungen werden zunächst die Art aufzuzeigen suchen, wie J. Charpentier bei Prüfung des das Gesetz stützenden Materials zu seinem statistischen Schlußergebnis gelangt ist. Bei Besprechung der Kritik der einzelnen Wortgruppen wird sich die willkommene Gelegenheit bieten, neue, denselben Sippen angehörende Fälle aus modernen slavischen Sprachen dem Leser vorzuführen, somit das Arch. XXVIII, 1 gegebene Material zu ergänzen. Eine ganze Reihe neuer, das Gesetz belegender Etymologien aus bisher nicht besprochenen Gruppen wird sich anschließen. Über die Erwägungen allgemeiner Natur, aus denen Charpentier nach eigenem Geständnis ein Recht auf aprioristische Skepsis ableiten zu können glaubt, wird zum Schlüsse gehandelt werden. Bei hlazm u.s.w. begnügt sich Charpentier mit der bloßen Negation, indem er die »Bedeutungsähnlichkeit« mit hlesti nicht ausreichend findet, die von mir angeführte ältere Zusammenstellung mit r. hlagöj aber »unzweifelhaft« nennt. Die vollständige und durchgehende Bedeutungsübereinstimmung zwischen ksl. hlazm Irrtum und blesti irren, ff. c. bläzen, r. blazenh Spaßmacher und ksl. blesti Spaße machen, ksl. blazniti täuschen und c. oblouditi (in Mähren das Simplex blüdii'; Bartos, Dialekt, slovnik moravsky, S. 19) täuschen, c. (mähr.) blazny cUlaf Scherze, Spaße machen (1. c. S. 18) und r. blüdni Schelmenstreiche ist demnach für Charpentier Zufall, freilich ein Zufall, der in zahlreichen lautlich analogen Fällen in genau gleicher Weise auftritt. Von entscheidender Wichtigkeit ist jedoch r. blazb] es heißt außer Ausgelassenheit, Tollheit, Verrücktheit, Bedeutungen, welche das Wort natürlich zu blazenh stellen, auch ungeheuere Menschenmenge (Pavlovskij; Akad. slov. I, Sp. 205, nach der letzteren Quelle in Sibirien volkstümlich) und stellt sich somit auch in dieser Anwendung zur Sippe von blesti^ die hier dieselbe Bedeutung erkennen läßt, welche der lit. Entsprechung: blisti finster werden und innerhalb des sl. selbst dem o.-l.-s. bluJd trüb, dunkel (gegenüber: p. hlakac = blqdzic irren, Ä-suff.) noch zukommt. (Über die Verbreitung der Sippe s. Lid^n, Stud. z, ai. und vergl. Sprachgesch.

10 J- Charpentier, Krit. Bemerkungen zum urslav. Entnasalierungsgesetz.<br />

Das letzte Beispiel Jokls ist russ. ulaznyj in u. med^ 'Jungfernhonig':<br />

ksl. ulij 'alveus', russ. uUJ 'Bienenstock' u.s.w. Und er fügt<br />

wörtlich hinzu: »die 'nasalis sonans', als deren Reflex wir das a ansprechen,<br />

zeigt sich noch in pr. aulinis 'Stiefelschaft'«. Zuerst gehört<br />

das letztgenannte Wort natürlich gar nicht hierher, sondern zu lit. aunü^<br />

aüii 'Fußbekleidung tragen', aukle 'eine lange Fußbinde', lett. aut, ksl.<br />

ob-ujq 'anziehen', av, aod^ra- 'Schuhwerk, Schuhzeug' (Bartholomae Air.<br />

W. 42) u.s.w. ; weiter enthält aul-ln-is gar keinen nasalis sonans, sondern<br />

ist natürlich eine -w-Ableitung, deren sich ja im Baltisch-<strong>Slavische</strong>n<br />

unzählige finden. Für uKj hat schon Miklosich Lex. 1049 die richtige<br />

Etymologie gesehen, wenn er es mit lit. file 'Höhle' (

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