Slavische Philologie - Archiv

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: 168 ^- lÜiöskij, Was das phonetische Verhältnis der Wurzeln beider Wörter betrifft, so wird es klar, wenn wir ihre idg. Wurzel *khöu- auf ein älteres zweisilbiges *khouä-' zurückführen, dessen Variante *Möu- verbunden mit dem Suffix -la im Urslavischen das Wort *c/iula bildete, während seine andere Variante *khuä- mit demselben Suffix *c/wala ergab. Die dritte Variante */c/iua- schließlich ergab ursl. *choh, das sich im heutigen südslavischen ochoh erhalten hat. Mit dem einen Zustand bezeichnenden Suffix -st- verbunden haben wir idg. *k/mä- und *k/tti9- in sl. *c/wastati (slov. chvastdti, russ. XBacTaxt) und *cholostb (im heutigen südsl. ocholosth). Endlich wurde im Slavischen von slav. *choh das verloren gegangene Iterativum ^chaliti gebildet und von diesem sind russ. oxajifc- HimaTB, HaxajrLHH^axt, naxa^tt gebildet i). VII. Die Frage, in welchem Verhältnis ursl. ^clvhUti zum Verbum *cJioteti steht, beschäftigt schon seit langer Zeit viele Forscher. Ich werde die über diese Frage geäußerten Ansichten hier nicht besprechen ich habe das in dieser Zeitschrift schon (ASPh. XXVIII 457— 459) getan. Ich gestatte mir, hier nur darauf aufmerksam zu machen, daß m. E. das ^ in cJnteti nicht phonetisch aus o in choteti entstanden, sondern hierher als Analogiebildung aus dem Verbum ^clvbtiti »rapere< gelangt ist, wie ich a. a. 0. gezeigt habe. Vgl. russ. oxoxa »Wunsch« und »Jagd« neben dial. oxBOxa, das sich schon in einem ABÖyKOBHUK-i des XVI. Jahrhunderts findet. Ich würde diese Ansicht auch noch jetzt verti'eten, wenn ursl. "^chytiti auch nur eine einigermaßen sichere Etymologie hätte. Leider steht die Wurzel ^cliyt- in den heutigen slavischen Sprachen ganz vereinzelt da und Wurzeln, die ihr in den anderen indogermanischen Sprachen genau entsprechen, sind meines Wissens noch nicht nachgewiesen worden. Dieser Umstand legt mir die Vermutung nahe, daß sl. *chytiti mit *cJvbtSti etymologisch identisch ist und daß folglich auch das erstgenannte Verbum ursprünglich »leidenschaftlich wünschen« bedeutete. Was das morphologische Verhältnis der beiden Verba betrifft, so wird es ebenfalls klar, wenn wir annehmen, daß es in der idg. Ursprache eine zweisilbige Wurzel *khouät- gab. Aus ihrer Variante *khou9tkonnte im Urslavischen *cJiytiti entstehen, aus einer anderen Variante ^khut- (als einer Tiefstufe von "^kliout-] '^clvbteti^ und endlich aus der dritten Variante *kliipt- gr. yäzig aus ^xfärig und slav. *choth (vgl. ^) Koziovskij ASPh. XI 385 vergleicht diese Wörter mit lat. Jtälare, aber das h dieses letzteren ist uuursprünglich. Vergl. Sommer Handbuch S. 122, Walde Lat. Et.Wb. 281.

Der Spirant v vor o aus idg. 9 im Urslavlschen. 169 gr. -/.aTTrög und slav. *kop^ aus idg. *qii^p-) aus *chvotb. Dieselbe Wurzel, jedoch in nasalierter Form liegt wahrscheinlich sl. *chqtb und arm. xand., G. xandoy »ardente brama« zugrunde. Dies sind die Beispiele, die m. E. mit größerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit beweisen, daß im Urslavischen t) vor aus idg. 9 ausfiel, wenn ihm ein postlingualer Konsonant (^, ^, kJi) vorherging. Wenn v andererseits folgerichtig vor altem (idg.) erhalten bleibt, so kann man das nur dadurch erklären, daß dieses offener gesprochen wurde als aus idg. 3. Und es erscheint beachtenswert, daß ein ähnlicher Vorgang sich auch in einer späteren Periode im Leben der slavischen Sprachen wiederholt hat: während v vor a als einem breiteren Vokal bestehen bleibt, schwindet es vor (auch wenn dieses == idg. 0) in gewissen Fällen. Vgl. big. tobahh »Nagel«, slov. gozditi »verkeilen«, obersorb. höidz >Nagel«, poln. gözdz id. neben asl. rBoSA'«' »Nagel«, big. rBOB^i id., serb. tbÖsa »aus der Erde hervorragender Stein«, slov. gvozditi »verkeilen«, cech. hvozdSj »Durchschlagholz«, poln. gwözdz »Nagel«, russ. tbosab id.; oder slov. gözd »Wald« neben aserb. tbosät. id. und cech. hvozd »Berg«; oder slov, Jioja »Tanne«, obersorb. khoj'na »Kiefer«, poln. choj'a »Kienbaum« neben serb. xBOJa »Zweig«, slov. hvoja »Tanne«, cech. chvoje »Nadel der Kiefer«, russ. xbok »Tangel«; oder niedersorb. chosc neben poln. chivoszczka, russ. xbolu.'l »Schachtelhalm« (Equisetum); oder cech. chosU »Besen« neben obersorb. khosco id. ; oder cech. cZtory »krank«, poln. chory id. neben cech. chwory id., russ. XBoptiH. Der Umstand, daß auch in diesen Wörtern v nur nach postlingualen Konsonanten schwindet, macht den Parallelismus zwischen beiden Vorgängen, dem alten und dem neuen, besonders auffallend. St. Petersburg. G. Iljmskij. üuelgues remarciues sur la laugue polafee. Le professeur Baudouin de Courtenay dans sou excellent resume de la question kasubienne (Archiv, XXVI, 366 ss.) en est venu ä mon opinion (comparez: »Stosunki pokrewienstwa j^zyköw lechickich« dans les Materyaty i prace Komisyi j^zykowej de l'Acadömie de seiences de Cracovie,

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168 ^- lÜiöskij,<br />

Was das phonetische Verhältnis der Wurzeln beider Wörter betrifft,<br />

so wird es klar, wenn wir ihre idg. Wurzel *khöu- auf ein älteres zweisilbiges<br />

*khouä-' zurückführen, dessen Variante *Möu- verbunden mit<br />

dem Suffix -la im Urslavischen das Wort *c/iula bildete, während seine<br />

andere Variante *khuä- mit demselben Suffix *c/wala ergab.<br />

Die dritte<br />

Variante */c/iua- schließlich ergab ursl. *choh, das sich im heutigen südslavischen<br />

ochoh erhalten hat. Mit dem einen Zustand bezeichnenden<br />

Suffix -st- verbunden haben wir idg. *k/mä- und *k/tti9- in sl. *c/wastati<br />

(slov. chvastdti, russ. XBacTaxt) und *cholostb (im heutigen südsl. ocholosth).<br />

Endlich wurde im <strong>Slavische</strong>n von slav. *choh das verloren gegangene<br />

Iterativum ^chaliti gebildet und von diesem sind russ. oxajifc-<br />

HimaTB, HaxajrLHH^axt, naxa^tt gebildet i).<br />

VII. Die Frage, in welchem Verhältnis ursl. ^clvhUti zum Verbum<br />

*cJioteti steht, beschäftigt schon seit langer Zeit viele Forscher. Ich<br />

werde die über diese Frage geäußerten Ansichten hier nicht besprechen<br />

ich habe das in dieser Zeitschrift schon (ASPh. XXVIII 457— 459) getan.<br />

Ich gestatte mir, hier nur darauf aufmerksam zu machen, daß m. E. das ^ in<br />

cJnteti nicht phonetisch aus o in choteti entstanden, sondern hierher als<br />

Analogiebildung aus dem Verbum ^clvbtiti »rapere< gelangt ist, wie ich<br />

a. a. 0. gezeigt habe. Vgl. russ. oxoxa »Wunsch« und »Jagd« neben<br />

dial. oxBOxa, das sich schon in einem ABÖyKOBHUK-i des XVI. Jahrhunderts<br />

findet.<br />

Ich würde diese Ansicht auch noch jetzt verti'eten, wenn<br />

ursl. "^chytiti auch nur eine einigermaßen sichere Etymologie hätte.<br />

Leider steht die Wurzel ^cliyt- in den heutigen slavischen Sprachen ganz<br />

vereinzelt da und Wurzeln, die ihr in den anderen indogermanischen<br />

Sprachen genau entsprechen, sind meines Wissens noch nicht nachgewiesen<br />

worden. Dieser Umstand legt mir die Vermutung nahe, daß sl.<br />

*chytiti mit *cJvbtSti etymologisch identisch ist<br />

und daß folglich auch<br />

das erstgenannte Verbum ursprünglich »leidenschaftlich wünschen« bedeutete.<br />

Was das morphologische Verhältnis der beiden Verba betrifft,<br />

so wird es ebenfalls klar, wenn wir annehmen, daß es in der idg. Ursprache<br />

eine zweisilbige Wurzel *khouät- gab. Aus ihrer Variante *khou9tkonnte<br />

im Urslavischen *cJiytiti entstehen, aus einer anderen Variante<br />

^khut- (als einer Tiefstufe von "^kliout-] '^clvbteti^ und endlich aus der<br />

dritten Variante *kliipt- gr. yäzig aus ^xfärig und slav. *choth (vgl.<br />

^) Koziovskij ASPh. XI 385 vergleicht diese Wörter mit lat. Jtälare, aber<br />

das h dieses letzteren ist uuursprünglich. Vergl. Sommer Handbuch S. 122,<br />

Walde Lat. Et.Wb. 281.

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