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Slavische Philologie - Archiv

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Der Spirant v vor o aus idg. & im Urslavischen. 1 65<br />

»das Durchgeseihte« bedeuten würde.<br />

Aber diese Erklärung ist nur auf<br />

den ersten Blick wahrscheinlich, denn die Entstehung des litauischen<br />

Wortes selbst ist rätselhaft und außerhalb des baltischen Sprachgebiets,<br />

wo sich noch lett. käst »seihen«, lett. kästaris »Seihetuch« findet, kommt<br />

es wohl nicht vor. Der Versuch Zupitzas, Germ. Gutt. 103, gr. '/.öo-mvov<br />

»Sieb«, als ihm verwandt hinzustellen, ist nicht glücklich, nicht nur deshalb,<br />

weil er zu diesem Zweck lit. köszti in kös- ss^^ zerlegen muß, sondern<br />

vor allem, weil gr. y.üGy.LVOv als Reduplikation der Wurzel *sk{h)i »trennen,<br />

spalten« erklärt werden kann. Persson Zur Lehre 113, Prellwitz^ 230.<br />

Wenn Walde Lat. Et. Wb. 132 dazu lat. cölum stellt, das er aus qok-slom<br />

entstanden sein läßt, so darf man nicht vergessen, daß lat. cölum nach<br />

Lindsay, Die lat. Sprache 128 seiner Herkunft nach zweifelhaft ist und<br />

phonetisch ebenso gut auch ans* caviilum »kleine Öffnung« erklärt werden<br />

kann. Vgl. lat. catilae, caullae »Höhlung, Öffnung«. Aber nicht so sehr<br />

diese morphologischen Schwierigkeiten als semasiologische Schwierigkeiten<br />

veranlassen mich, die Etymologie Zubatys anzuzweifeln.<br />

Es ist nämlich<br />

bei der Bereitung von Grütze durchaus nicht unbedingt nötig, sie durch<br />

einen Sieb zu seihen. Selbst in den Kulturländern geschieht dies auch<br />

in verhältnismäßig wohlhabenden Häusern keineswegs überall. Um so<br />

weniger darf man erwarten, daß es in der indogermanischen oder urslavischen<br />

Urzeit, in der das Wort kasa entstand, geschehen ist.<br />

Alle diese Schwierigkeiten schwinden von selbst, wenn wir das<br />

slavische Wort *kasa zu ai. kväfhati »er kocht« undgothvapö »Schaum«<br />

stellen. Was die Bedeutung betrifft, so kann diese Gleichung kaum ernstliche<br />

Entgegnungen hervorrufen, da jede Grütze gekocht wird und jede<br />

Grützart hierbei »Schaum« geben kann. Was das phonetische Verhältnis<br />

dieser Gleichung betrifft, so wird es sofort klar, wenn wir unsere Regel<br />

darauf anwenden. Beide Wörter gehören nach der scharfsinnigen Etymologie<br />

Pedersens IF. V 38 zu derselben Wortgruppe wie lat. cäseus<br />

und slav. k^s?iqti\ kvas^ und gehen auf idg. *quät{s)- zurück. Indem<br />

wir mit dieser Etymologie die von Hirt, Ablaut § 392 gebotene Etymologie,<br />

wonach slav. *kvas^, *kysnqU usw. auf idg. *kouä-s zurückgeht, kombinieren,<br />

— Hirt erklärt dabei nicht, warum s in kysel in diesem Falle<br />

nicht zu cÄ wurde, was wiederum, wenn man Pedersens Standpunkt teilt,<br />

ganz verständlich ist — können wir für das idg. drei phonetische Varianten<br />

dieser Wurzel konstruieren: 1. *kiiüts-^ woraus lat. cäseus^ slav.<br />

kvaii^\<br />

2. *kou3ts^ woraus später * küts und hierauf slav. *kys- in *kysel^<br />

*kysn(iti entstand, und 3. *kuots-.<br />

Letztere mußte im <strong>Slavische</strong>n *kvos-)

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