Slavische Philologie - Archiv

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148 Kritischer Anzeiger. slavische Literatur ist so demokratisch, wie die serbische«. Interessant ist das Schlußergebnis für die serbische Literatur : »Keine Diese Äußerung zwingt mich lebhaft zu einer Ergänzung, die — ich bekenne es — vielleicht etwas subjektiv ist. Auch die böhmische Literatur, und die russische nicht weniger, scheint sehr demokratisch zu sein, der Unterschied liegt aber nicht in dem mehr oder weniger, sondern in der spezifischen Art des Demokratismus hier und dort. Ich finde nämlich, daß der serbische Demokratismus geradezu das Gegenteil von dem ist, was darunter in Europa allgemein verstanden wird. Ljubisas Landsleute sind autokratischer Natur: ein jeder ein kleiner König ; die Serben des Königreiches unter dem vorwiegend agrarischen Charakter des Landes und bei einer weiten liberalen Verfassung neigen ebenfalls zum Herrentum, die nahe Vergangenheit heroischer und patriarchaler Zustände Avirkt auch mit. Und so fehlt eigentlich der serbischen Literatur gerade dort, wo sie am volkstümlichsten ist, jene altruistisch humanitäre Tendenz, die man sonst mit dem Begriif einer demokratischen Literatur verbindet, ein kriegerischer Sinn und nationaler Patriotismus in der älteren, ein moderner Individualismus in der neueren sind die wesentlichen sozialen Züge der serbischen Literatur. Und doch hat der Verf. Eecht, denn nirgends sind die Standesunterschiede so gering, nirgends die Volksart mit den obersten Schichten der Nation so intim, wie bei den Serben; daß der Bauer den König mit Du anspricht, liegt eben nicht an dem demokratischen König, sondern an dem souveränen Bauer. Und dieser Grundzug geht durch das ganze serbische Leben, die Literatur nicht ausgeschlossen. Der Verf. hat dieses gewisse aristokratische Etwas wohl geahnt, doch findet er es bloß in der Sprache, die serbische Prosa ist ihm »was die Ausdrucksweise anbelangt, so vornehm wie keine andere«. Für eine zweite Auflage mache ich noch auf folgende Korrekturen aufmerksam: Bd. I, S. 29: Hozdenie st. Chozdenie; 34: Hasanaginica st. Hasanaginja; 105: Epos [Judith] st. Drama; lüü: ebenso (für Gundulids Tränen); 1U6: Vlasko st. Vlasek; — II. 5',): Agovanje st. Agovanie; 87 : Matica st. Matice; 91 : und auf der Carsija st. bei . . . Carsija (C. = Platz, Markt); 92: J. Sundecic st. J. Suncetid; 108: Isa st. Iza. Ein Schlußurteil ist hier nicht notwendig, weil die Unternehmung schon an und für sich lobenswert, die Ausführung aber bei den vielen Schwierigkeiten, die diesen Teil der Aufgabe erschwerten, zu entschuldigen ist. Der Verf. wird sich außerdem selbst überzeugt haben, daß seine Methode, die zu sehr urteilend und wertschätzend auftritt, auf einen so anspruchslosen und unbearbeiteten Stoff, wie es die serbokroatische Literatur ist, nicht mit Vorteil angewendet werden kann. Zagreb (Agram). I). Prohaska.

Iljinskij. Die Urkunde des bosnischen Banus Kulin, angez. von Resetar. 149 Die Urkunde des bosnischen Banus Kulin. FpaMCxa öana KyjHHa — Ontixi KpHTHqecKaro Hs^tanifl TeivCTa cl KOMMeHxapiflMH r. A. ILifcHHCKaro et npHJioaceHieMi. CHHMKa, St. Petersburg, 1906, 8", 35 S. OTOTHnH'iecKaro Vorliegende Publikation bildet den CLXIV. Band der von dem OömecTEo jnoÖuTe.iefi ;ipeEiiefi: nucBMemiocTu herausgegebenen TTaM^TuuKii und enthält eine Ausgabe der bekannten Urkunde des bosnischen Banus Kolin aus dem J. 11S9 samt philologisch-historischem Kommentar und phototypischer Reproduktion nacli dem im Archiv der k. Akademie der Wissenschaften in Petersburg aufbewahrten angeblichen Originale, während bis jetzt die Urkunde mehr nach der Ausgabe Miklosichs (in den Monumenta serbica bekannt war, der den Text der älteren der beiden im Wiener Staatsarchiv vorhandenen Abschriften der Urkunde wiedergegeben hatte. Der Text des Petersburger Exemplares war bis jetzt schon mehrere Male herausgegeben worden : zuerst von Karano-Tvrtkovic in seinen CpöcKiu cnoMeHHULi (Belgrad 1840), nach ihm ?on Sreznevskij in den Beilagen zu seinen Mticiu oöt ncxopiu p^cc. asuKa S. 233—234 vom Jahre 1840), hierauf von SafaHk in den Pamätky drevn. pisemn. Jihoslov. Prag 1851' — wohl nach einer ihm im J. 1S32 vom russischen Vizekonsul in Ragusa Gagic zugesandten Abschrift i; — , und endlich von Karskij 'im OqepKi, cjiai;. KHpu.i.i. na.ieori)a'i>iii. Warschau 1901), doch keine der t)i8herigen Ausgaben war fehlerfrei, so daß die kritische Ausgabe Iljinskijs md besonders die photo typische Reproduktion uns sehr willkommen ist. Die Urkunde ist zweisprachig: lateinisch und serbokroatisch, — jeder ier beiden Texte von verschiedener Hand und mit verschiedener Tinte (S. 15) geschrieben, außerdem der lateinische mit durchgeführter Worttreunung, der serbokroatische in scriptura continua. Der Text wurde von Ilj. vollkommen richtig und treu wiedergegeben ; ich möchte nur die Richtigkeit der Lesung ban in der ersten Zeile des lateinischen Textes bezweifeln: mir scheint, daß mf dem Faksimile oberhalb des n Spuren der Abkürzung für iis zu sehen sind, 50 daß das Wort als banus zu lesen wäre; es würde sonst auffallend sein, daß in der in leidlichem Latein geschriebenen Urkunde die Form han nicht latinisiert worden wäre ; tatsächlich haben beide Wiener Abschriften deutlich ban\ i. i. ha7ius. Ferner ist in Z. IV anuatjain und nicht amicirjam zu lesen auch in den beiden Abschriften deutlich mit t). Die Abkürzungen des lateinischen Textes wurden wohl wegen Mangels der notwendigen Typen; aufgelöst, wobei, jo viel ich sehe, Ilj. mit kursiver Schrift die Buchstaben wiedergeben wollte, welche im Originale entweder durch Abkürzungszeichen vertreten sind oder oberhalb der Linie stehen; doch seine Wiedergabe ist hie und da weder •ichtig noch konsequent; so gleich in den drei ersten Worten, welche Ilj. mit i»In nowme pa^ris« transskribiert, ist im Originale das i von nomine auf der i; Nochmals von I. Sreznevskij nach dem Original in naiiicTlfl 1852, B. I, . 344 und darnach in meinen Primeri II, 133—134 (Agram 1866). Sreznevskij jiat beidemale auch den lat. Text beigegeben. V. J.

Iljinskij. Die Urkunde des bosnischen Banus Kulin, angez. von Resetar. 149<br />

Die Urkunde des bosnischen Banus Kulin.<br />

FpaMCxa öana KyjHHa — Ontixi KpHTHqecKaro Hs^tanifl TeivCTa cl<br />

KOMMeHxapiflMH r. A. ILifcHHCKaro et npHJioaceHieMi.<br />

CHHMKa, St. Petersburg, 1906, 8", 35 S.<br />

OTOTHnH'iecKaro<br />

Vorliegende Publikation bildet den CLXIV. Band der von dem OömecTEo<br />

jnoÖuTe.iefi ;ipeEiiefi: nucBMemiocTu herausgegebenen TTaM^TuuKii und enthält<br />

eine Ausgabe der bekannten Urkunde des bosnischen Banus Kolin aus dem<br />

J. 11S9 samt philologisch-historischem Kommentar und phototypischer Reproduktion<br />

nacli dem im <strong>Archiv</strong> der k. Akademie der Wissenschaften in Petersburg<br />

aufbewahrten angeblichen Originale, während bis jetzt die Urkunde<br />

mehr nach der Ausgabe Miklosichs (in den Monumenta serbica bekannt war,<br />

der den Text der älteren der beiden im Wiener Staatsarchiv vorhandenen<br />

Abschriften der Urkunde wiedergegeben hatte. Der Text des Petersburger<br />

Exemplares war bis jetzt schon mehrere Male herausgegeben worden : zuerst<br />

von Karano-Tvrtkovic in seinen CpöcKiu cnoMeHHULi (Belgrad 1840), nach ihm<br />

?on Sreznevskij in den Beilagen zu seinen Mticiu oöt ncxopiu p^cc. asuKa<br />

S. 233—234 vom Jahre 1840), hierauf von SafaHk in den Pamätky drevn.<br />

pisemn. Jihoslov. Prag 1851' — wohl nach einer ihm im J. 1S32 vom russischen<br />

Vizekonsul in Ragusa Gagic zugesandten Abschrift i; —<br />

,<br />

und<br />

endlich von<br />

Karskij 'im OqepKi, cjiai;. KHpu.i.i. na.ieori)a'i>iii. Warschau 1901), doch keine der<br />

t)i8herigen Ausgaben war fehlerfrei, so daß die kritische Ausgabe Iljinskijs<br />

md besonders die photo typische Reproduktion uns sehr willkommen<br />

ist.<br />

Die Urkunde ist zweisprachig: lateinisch und serbokroatisch, — jeder<br />

ier beiden Texte von verschiedener Hand und mit verschiedener Tinte (S. 15)<br />

geschrieben, außerdem der lateinische mit durchgeführter Worttreunung, der<br />

serbokroatische in scriptura continua. Der Text wurde von Ilj. vollkommen<br />

richtig und treu wiedergegeben ; ich möchte nur die Richtigkeit der Lesung<br />

ban in der ersten Zeile des lateinischen Textes bezweifeln: mir scheint, daß<br />

mf dem Faksimile oberhalb des n Spuren der Abkürzung für iis zu sehen sind,<br />

50 daß das Wort als banus zu lesen wäre; es würde sonst auffallend sein, daß<br />

in der in leidlichem Latein geschriebenen Urkunde die Form han nicht latinisiert<br />

worden wäre ;<br />

tatsächlich haben beide Wiener Abschriften deutlich ban\<br />

i. i. ha7ius. Ferner ist in Z. IV anuatjain und nicht amicirjam zu lesen auch<br />

in den beiden Abschriften deutlich mit t).<br />

Die Abkürzungen des lateinischen<br />

Textes wurden wohl wegen Mangels der notwendigen Typen; aufgelöst, wobei,<br />

jo viel ich sehe, Ilj. mit kursiver Schrift die Buchstaben wiedergeben wollte,<br />

welche im Originale entweder durch Abkürzungszeichen vertreten sind oder<br />

oberhalb der Linie stehen; doch seine Wiedergabe ist hie und da weder<br />

•ichtig noch konsequent; so gleich in den drei ersten Worten, welche Ilj. mit<br />

i»In nowme pa^ris« transskribiert, ist im Originale das i von nomine auf der<br />

i;<br />

Nochmals von I. Sreznevskij nach dem Original in naiiicTlfl 1852, B. I,<br />

. 344 und darnach in meinen Primeri II, 133—134 (Agram 1866). Sreznevskij<br />

jiat beidemale auch den lat. Text beigegeben. V. J.

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