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Slavische Philologie - Archiv

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Karäsek, Slav. Literaturgeschichte, anggz. von Grafenauer u. Prohaska. 147<br />

meute aufzuweisen. Das muß ihm anerkannt werden. Und es will mir scheinen,<br />

daß er über die serbische Literatur sogar besser informiert ist. Kann<br />

sein, daß ihn die volkstümlichere Art der serbischen Erzähler, die vornehmere<br />

Sprache und das orientalische Kolorit der Poesie mehr anzogen. Auch können<br />

tüchtige Vorarbeiten [besonders die von Nedic über die Lyrik] viel zum Verständnis<br />

beigetragen haben. — Ich beschränke micli nur auf einige Bemerkungen.<br />

Ein Mißverständnis ist bei L. Lazarevic eingetreten,<br />

denn in seiner Novelle<br />

»Werter* steht er nicht unter dem Einflüsse Goethes, sondern er gehört<br />

zu jenen, die sich durch Gegenschriften vom Werterfieber reinigen wollen<br />

[vergl. die hübsche, aber einseitige Studie über Lazarevic von J. Skerlic im<br />

Savremenik IL 2]. — Stj. Ljubisa scheint mir durch Volkstümlichkeit, wie sie<br />

bei anderen serbischen Erzählern verstanden wird, nicht entsprechend gekennzeichnet<br />

zu sein. Er stilisiert hingegen seine Bocchesen, sie halten ja<br />

formvollendete politische Reden und wahren eiue herrenhafte Moral. Ihr<br />

ritterliches Wesen ist hier künstlerisch aufgenommen worden und da das<br />

Schildern nicht in die ganze Breite ihrer Existenz geht, haben Ljubisas Bocche<br />

für mich etwas Idealistisch-aristokratisches.<br />

ihn interessanter.<br />

Seine Landsleute wurden durch<br />

[Wie etwa die Schweiz durch Gottfried Keller.]<br />

Für die serbische Lyrik gilt beinahe dasselbe was für die kroatische.<br />

Auch hier haben die jüngsten Dichter die traditionelle patriotische Richtung<br />

und selbst die Fühlung mit dem Volksliede aufgegeben. Auch hier kann ich<br />

nur einen richtigen Hang zum Individualismus erblicken. Wenn dies ein<br />

Sündeufall für die serbische Poesie ist — der Verf. findet nämlich, daß sie<br />

ihre jungfräuliche Schönheit eingebüßt — , so ist das für mich eben nur ein<br />

Beweis djr Weiterentwicklung; die jungfräuliche kann sich zu Frauen-Schönheit<br />

entfalten. — Die älteren Lyriker werden in ihrer Art nach Nedics Anweisungen<br />

gekennzeichnet.<br />

Über den bedeutendsten, über.Zmaj J. Jovanovid,<br />

hätte der Verf. eine neuere, in ihren Grundzügen intime und treffende Studie<br />

Kostic's heranziehen sollen [vergl. auch <strong>Archiv</strong> XXVI, 1301. Über Kostic selbst<br />

urteilt der Verf. etwas scharf — nach Nedic — »seine Liebe ist erträumt, seine<br />

Gedichte erkünstelt«.<br />

Seine Verwandtschaft mit der Moderne hat der Verf.<br />

erraten, aber nicht erklärt und nicht des näheren bezeichnet. Was eine Vergleichung<br />

mit dieser zuläßt, ist sein Drang nach Originalität, besonders in<br />

seinen Dramen ist das fühlbar ; wie alle Stürmer und Dränger so greift auch<br />

er notwendig auf die Urquelle Shakespeare zurück und bringt das serbische<br />

historische Drama in eine freiere Bewegung — vor ihm stand dieses formell<br />

zu sehr unter dem Einflüsse<br />

des serbischen Heldenliedes und hatte infolgedessen<br />

etwas enisoh-achwerfällig Schleppendes und Deklamatorisches. In der<br />

Lyrik Kostids entspricht dieser Neuerung das Vernünfteln, der Esprit und die<br />

Galanterie, was wohl im serbischen Volksliede, aber nicht bei seinen bisherigen<br />

Nachahmern zu finden war. — Nedic hatte sehr viel lobende Worte — wie<br />

einst Heine — für alles Runde, Gesunde und so prangt auch noch bei Karasek<br />

Jovo Ilic in seiner vorigen Herrlichkeit, als ein von der Kultur nicht »angekränkelter<br />

Held«. —<br />

lü*

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