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Slavische Philologie - Archiv

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146 Kritischer Anzeiger.<br />

menschliches Recht war. Die scheinbar aggressive Rolle der Kroaten vom<br />

Jahre 1S4S wurde unerwartet und unter dem Vorwande einer nationalen Abwehr<br />

durch Österreich inszeniert. Es bestätigt dies der bittere Gewinn, den<br />

die Kroaten von diesem Feldzuge hatten! Eine andere Note als die chauvinistisch<br />

kroatische beherrscht die Lyrik des Illyrismus — die Losung war<br />

Demeters: Prosta zral^orn 2}iica leii . .!<br />

Markantere Gestalten wie<br />

Mazurauic-Vraz-Preradovic hat der Verf. in<br />

kurzen Zügen gut entworfen, am deutlichsten ist Mazuranic wiedergegeben.<br />

Am meisten läßt der Abschnitt über die neuere Dichtung zu wünschen<br />

übrig. Vor allem sind innerhalb der Einteilung nach Gattungen, wie sie der<br />

Verf. ungünstigerweise wählte, einzelne Schichten. Generationen und Richtungen<br />

auseinanderzuhalten. Zwischen Senoa, Kumicid und Novak herrschen<br />

Abgründe, obwohl die Zeitspanne, in der sie vorüberziehen, keine sehr weite<br />

ist. Gerade in einem grellen Nebeneinander der verschiedensten Kunstrichtungen<br />

besteht die Eigentümlichkeit kleiner Literaturen, weil sie sich in den<br />

Lehrjahren niemals ausleben. Einige Besserungen sind auch bezüglich anderer<br />

Schriftsteller nötig. Für GJalski gebraucht der Verf. gewisse Wendungen, die<br />

aus ihm etwas Fremdes machten: »Hervorragendster Prosaist« — »auf der<br />

dürftige Prosa, ist<br />

literarischen Arena« — >heikle Situationen«. Gjalski besitzt hingegen eine<br />

friedliebend feministisclier Natur und kehrte im jüngsten<br />

Roman zu jener guten alten Zeit zurück, wo es überhaupt keine »heiklen«<br />

Situationen gibt. Auch seine Beeinflussung seitens Turgenjevs muß mit Vorbehalt<br />

angenommen werden [vergl. darüber meine Rez. <strong>Archiv</strong> XXVIII, 142 ff.].<br />

— Das über Kozarac Gesagte ist wohl richtig außer der Auffassung des<br />

Titels »Mrtvi Kapitali«, denn darunter wird nicht fremdes Kapital,<br />

die im einheimischen unbebauten Boden ruhenden Schätze verstanden.<br />

sondern<br />

Unter<br />

den Vertretern der »Poesie« kommt Franjo Markovic nicht zu seiner vollen<br />

Geltung, denn man kann den Verfasser des »Dom i sviet« und »Karlo Dracki«<br />

durchaus nicht mit »Schöngeist« abtun. — Auch S. Kranjcevic ist durch die<br />

Schlagworte »ermüdete Seele, Pessimist und Skeptiker« nicht in seinem<br />

Wesen erkannt. Sein Christentum, das evangelische, womit er die Kirche<br />

hohnsprechend an den Pranger stellt, seine ethische Kritik der Gesellschaft -<br />

kennzeichnet ihn als einen jener Idealisten, die von Schopenhauer ausgehend 1<br />

sich auf dem Wege zu Nietzsche beßnden und in der Regel von der ratlosen<br />

Kritik mit obigen Merkmalen bezettelt werden. Etwas Almliches passiert dem<br />

Verf. mit den Modernen oder »Jungen«, wie sie in Kroatien benannt werden.<br />

Denn sein Schlußurteil über dieselben: »nervöse, in Träumen hindämmernde,<br />

nebelhaft verschleierte unverständliche Dichtung« und dem gegenüber<br />

die günstige Meinung über die »Alten«: »tiefer, klarer und natürlicher«<br />

scheint auf eine unzuverlässige Quelle hinzudeuten. Daß es sich nämlich hier<br />

nicht um die eigene Meinung des Verf handelt, versichert mich sein Verständnis<br />

für böhmische Produkte der Moderne: über Erscheinungen wie<br />

»Magdalena« weiß Karäsek besseren Bescheid.<br />

Die serbische Literatur geht neben der speziell kroatischen einher und<br />

es ist dem Verf gelungen, durch öftere Vergleichungeu unterscheidende Mo-

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