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Slavische Philologie - Archiv

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:<br />

Karäsek, Slav. Literaturgescliichte. angez. von Grafenauer u. Prohaska. 145<br />

Eigentümliches da.<br />

Der Verf. hat gerade die weniger individuellen Züge angegeben<br />

— so das Thema der Liebe, der Familie, der öch\viegerrautter, alles<br />

das sowie auch die »ewig sich wiederholende Melodie« ist nicht allein dem<br />

serbokroatischen Volksliede eigen. — Über die Heldenlieder wurden nicht<br />

die besten Vorarbeiten herangezogen. Hier unterläuft auch der Fehler, daß<br />

Kacic die Quelle für die Ballade »von der edlen Frauen des Assan-aga« wäre.<br />

Ebenso wird irrtümlich die sUdslavische Akademie statt die königl. serbische<br />

in Belgrad als Herausgeberin des Vukschen Nachlasses von Heldenliedern<br />

angeführt.<br />

Den Satz, womit die kroatische Wiedergeburt eingeleitet wird [IL 54<br />

»Die Kroaten pflegten die Literatur auf den quarnerischen Inseln und der<br />

nahen Küste von Alters her in glagolitischer Schrift; daneben feierten sie Gott<br />

und seine Heiligen in Lateinschrift und zwar in den Provinzdialekten«], würde<br />

ich hinweglassen, weil er nicht ganz dem Tatsächlichen<br />

entspricht und weil<br />

dann Eaum geboten wäre, die Bezeichnung illyrisch und Illyrismus näher zu<br />

erklären. Denn diese Termini und selbst ilir Sinn treten durchaus nicht erst<br />

mit Gaj zum erstenmal auf, sondern wurden bereits von den Gelehrten und<br />

Schriftstellern der vorigen Jahrhunderte gebraucht. Man verstand darunter<br />

die ganze südslavische Gruppe. Mit Gaj gewinnt diese Bezeichnung nur an<br />

Wert, indem jetzt durch eine einheitliche Schrift und Sprache der einheitliche<br />

Name gleichsam lebendig wird. Auch hätte der slavophilen und<br />

panslavistischen Ideen, die liie und da im XVII. und XVIII. Jahrh. im Süden<br />

aufleuchteten, gedacht werden können [Gundulic, Juraj Krizanic, P. Katancic<br />

u. a.j.<br />

Über der ganzen Darstellung des Illyrismus<br />

scheint eine gewisse Ironie<br />

zu ruhen, was daher stammen mag, daß die Bewegung äußerlich gescheitert<br />

ist. Zu sehr werden hier problematische Ausdrücke gebraucht (Gaj — »ein<br />

Offiziosus Metternichs«), und dadurch der Geist des Ganzen entstellt. Denn<br />

aus Sachlichkeit muß man konstatieren, daß die Ideen der lUyrier vollinhaltlich<br />

noch heute bestehen, daß es sich da durchaus um keinen überwundenen<br />

Standpunkt handelt. An der Hand dieses Gedankens hätte der Verf. die<br />

ganze kroat. Literatur des XIX. Jahrh. entwicklungsgeschichtlicli behandeln<br />

können. Das rein Kulturgeschichtliche hätte für einen fremden Leser, der da<br />

ein zeitgenössisches Volk nach der europäischen Kultur zustreben sieht, besonderen<br />

Reiz gehabt. Leider beobachtete der Verf. zu sehr eine eklektische<br />

und urteilende Methode. — Eine Kleinigkeit, die im Stande ist, auf das Ganze<br />

ein schiefes Licht zu werfen, möge gründlich beseitigt werden. »Begeisterte<br />

nationale Hymnen, die gegen die Magyaren gerichtet waren, erklangen< II. 57),<br />

Das ist diese falsche Äußerung ! In der ganzen patriotischen Lyrik findet<br />

sich charakteristischer Weise kein einziges literarisches Erzeugnis, kein<br />

einziges populäres Liedchen, das gegen die Magyaren zu der Zeit gerichtet<br />

wäre. Man muß dies bewundern, wo die ganze politische Bewegung<br />

eine Lossagung von magyarischer Oberherrschaft war. Doch verständlich<br />

wird diese Enthaltsamkeit aus der romantischen Logik der Wiedergeburtshelden.<br />

Sie huldigten treu einem Freiheitsprinzipe, das sich gegen keine<br />

Nationalität wendete, weil für sie das Hecht auf Nationalität ein rein<br />

<strong>Archiv</strong> für slavische <strong>Philologie</strong>. XXIX. 10

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