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Slavische Philologie - Archiv

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man<br />

:<br />

Karäsek, Slav. Literaturgeschichte, angez. von Grafenauer u. Prohaska. 1 43<br />

IL<br />

Die serbo-kroatisclie Literatur.<br />

Junge slavische Stämme mit einerseits byzantinisch-griechischer und<br />

andererseits deutscher und romanischer importierter Kultur, ihr Temperament:<br />

heißes südliches Blut, der Geschmack etwas orientalisch exotisch. Auf<br />

diese plausiblen Grundzüge läuft auch die Darstellung Karäseks hinaus. —<br />

Von einer hohen Warte werden da die Dinge beurteilt. Die serbokroatische<br />

Literatur bietet keine Größen von internationaler Bedeutung und daher fand<br />

man es für gut, ihr gegenüber jenes Wohlwollen walten zu lassen, das der<br />

Überlegene Unmündigen angedeihen läßt. Der Verf. ergreift oft die Gelegenheit<br />

hierzu: der Byzantinismus der serbischen mittelalterlichen Literatur<br />

u. a. dergl. entgeht ihm nicht. Und wenn er gar auf die ragusanisch-dalmatinische<br />

Renaissance zu sprechen kommt, so läßt er ein strenges Urteil hören:<br />

»aber selbst in der Blütezeit fehlt es dieser Literatur an wahren Talenten«<br />

(I. 89) ! Diese Skepsis bleibt auch angesichts der neueren Literatur aufrecht<br />

und findet ihren Ausdruck in Wendungen indirekter Art, z.B.: »so, daß er<br />

bis heute als ihr größter Dichter gilt« (IL 61), oder: »auf diesen blickt<br />

das jüngere Geschlecht« (IL 169). In dergleichen dicitur- Konstruktionen<br />

liegt aber immer etwas Unschönes, denn leicht gewinnt man den Eindruck,<br />

daß zwischen dem Verf. und dem Gegenstande nicht das beste Einvernehmen<br />

herrscht.<br />

Ohne ihn sehr übel zu nehmen, will ich auch den böhmischen Standpunkt<br />

des Verfassers verraten.<br />

In einem kleinen Kompendium über die serbokroatische<br />

Literatur können die böhmischen Einflüsse kaum eine so große Rolle<br />

spielen, wie es hier geschieht. Oft handelt es sich dabei bloß um einen milderen<br />

Ausdruck oder eine stilistische Überflüssigkeit.<br />

Kollärs, oder bei St. Vraz : verwechsle ihn nicht mit einem gleichlautenden<br />

cechischen Pseudonym !]<br />

Da in verbesserten Auflagen Gesinnung und Auffassung selten wesent-<br />

[So bei Gaj — Schüler<br />

lich anders werden, wenden wir uns gleich zu sachlichen Einzelheiten.<br />

Für das Kirchenslavische (I. § 2) könnte der Ausdruck theoretischkünstliche<br />

Sprache etwas irreführend werden, denn man könnte dabei auf<br />

den Gedanken verfallen, daß diese Sprache gemacht wurde, und nicht, wie<br />

tatsächlich der Fall, auf einem slavischen Dialekt beruhe. Geeigneter wäre<br />

lexikalische Mischsprache. — In der altserbischen Literatur bespricht der<br />

Verf. das Verhältnis von Serbisch und Kirchenslavisch, so daß es schließlich<br />

unklar bleibt,<br />

wie der heil. Sava geschrieben hat. — Dem Bogomilismus hat<br />

der Verf. ein hübsches Kapitel gewidmet (§ 5), nur vermisse ich in der Charakteristik<br />

dieser religiösen Bewegung den Grundzug, er besteht in der Opposition<br />

gegenüber dem byzantinischen Formalismus, in der Betonung des werktätigen<br />

Herzens, also in einem gewissen Pietismus. — Gelegentlich der altkroatischen<br />

Literatur wird einmal »allgemeine Sprache« gesagt, worunter aber<br />

Volkssprache verstanden wird. — Die folgenden Partien sind etwas gewaltsam<br />

zusammengedrängt: besonders der große Unterschied zwischen Vitezovic<br />

und Kacid wird dadurch verwischt. Die Mannigfaltigkeit der älteren<br />

serbokroatischen Kultur hätte gerade an solchen Erscheinungen mit wenigen

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