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Slavische Philologie - Archiv

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j 42 Kritischer Anzeiger.<br />

erwähnt sind. — Vodnik darf nicht als bloßer Versemacher (II. 50) bezeichnet<br />

werden, der Abc-krieg wurde nicht durch das »philologisch Richtigstellen«<br />

der slovenischen Sprache durch Kopitar heraufbeschworen (II. 51). Was von<br />

Preseren ebenda gesagt wird, ist ebenso sehr unzulänglich i). Unverständlich<br />

ist es, wenn es (11.51) heißt, daß die Dichtung vor Preseren keinen Sinn für<br />

fremde Einflüsse hatte, ein inhaltsloser Gemeinplatz, wenn behauptet wird<br />

(II. 53), daß die Slovenen auch heute noch in der Dichtung von Preseren ausgehen<br />

und immer wieder zu ihm zurückkehren. — Ganz unrichtig ist es, wenn<br />

Levstik, Jurcic, Kersnik und Tavcar in den Kreis Janezics eingereiht werden<br />

(II. 67 f.); mangelhaft, daß der markante Dichter Levstik nur als Kritiker und<br />

Verfasser von Kinderliedern und der Erzählung »Martin Krpan« erwähnt wird<br />

(ebenda), da er ja als Dichter bedeutend über Stritar steht ; unverständlich ist<br />

es, warum dem bedeutendsten Erzähler Kersnik nur eine Zeile, dem unbedeutenderen<br />

Tavcar sechsmal mehr gewidmet worden ist (II. 68). Was die klerikale<br />

Unduldsamkeit, Beschränktheit und Verfolgung (II. 69). die übrigens dick<br />

aufgetragen ist, in einer knappen Literaturgeschichtsskizze zu tun hat, wird<br />

manchem ein Rätsel sein. — Etwas zu pauschal ist die Behauptung (IL 70)<br />

»Die slovenische Geistlichkeit nimmt bedeutenden Anteil an der Literatur und<br />

betätigt sich in derselben durch Erzählungen, die meist religiösen, belehrenden<br />

Inhalt, aber keinen Anspruch auf künstlerischen Wert haben,<br />

da sie für die Landbevölkerung bestimmt sind«. Interessant ist<br />

übrigens hier auch die Begründung. Ahnliche Behauptungen liebt überhaupt<br />

der Verfasser, denn wir finden sie noch öfters (1. 151, IL 143). Unrichtig ist es<br />

auch, wenn gesagt wird, daß in wissenschaftlicher Hinsicht außer Strekeljs<br />

Volksliedersammlung nicht viel gearbeitet werden konnte. Von den Monographien<br />

von Lampe, Apih, Vrhovec, Kos u.s.w., namentlich des letzteren<br />

»Gradivo za zgodovino Slovencev« hat der Verfasser wahrscheinlich nichts<br />

gehört. — In der slov. Moderne ist, ohne Ungenauigkeiten zu erwähnen, Govekar<br />

viel zu hoch eingeschätzt, Kette und Alexandrov sind kaum erwähnt,<br />

Medved und Mesko, neben Cankar und Zupancic, zwei der bedeutendsten<br />

dichterischen Persönlichkeiten, ganz übergangen worden.<br />

Was also den slovenischen Teil des Werkchens anbelangt, so ist er<br />

mindestens stiefmütterlich behandelt ; da der Verfasser diesen Stoff offenbar<br />

nicht beherrscht, hätte er sich an jemanden wenden sollen, der ihm bei der<br />

Arbeit geholfen hätte.<br />

Ivan Grafenauer.<br />

1) In bezug auf die Bemerkung Karäseks, Preseren betreffend, wo Preseren<br />

als Dichter zweiten Ranges unter den slavischen Dichtern neben Preradovic,<br />

Zeiler bezeichnet wird, genügt es, wenn man erwähnt, daß russische<br />

Kunstrichter, die Preseren genauer kennen als vom Hörensagen, ihn als Dichter<br />

ersten Ranges bezeichnen, und daß Prof. Auf. E. Schönbach in seinem bekannten<br />

Buche »Über Lesen und Bildung« Preseren als Klassiker der Weltliteratur<br />

in die Bücherlisten aufgenommen hat (s. o. c. S. 383), wo von slavischen<br />

Dichtern nur noch Puskin, Lermontov, Nekrasov und Mickiewicz<br />

aufgenommen sind.

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