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Slavische Philologie - Archiv

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138 Kritischer Anzeiger.<br />

sehen; in 429 Gemeinden bilden sie die Majorität, in 176 Gemeinden wenigstens<br />

2ü% der Bevölkerung. In welchem Umfange von den Behörden die<br />

Volkssprache zugelassen wird, beschreibt der Verf. nicht näher. Doch ist es<br />

interessant, was in Beziehung auf die Verbreitung der böhmischen Sprache in<br />

der Kirche hervorgehoben wird: »Daß sich die Lutherischen in ihren Kirchen<br />

der böhm. Sprache bedienen, das weiß jeder; daß die Sprache der röm.-kath.<br />

Predigten, obwohl äußerst verdorben, auf der böhm. Sprache begründet ist,<br />

auch das kann ein jeder wissen; kaum jemand weiß jedoch,<br />

Kalvinisten.<br />

daß auch die<br />

obgleich sie in ihren Büchern ihre eigene Sprache (ihren eigenen<br />

ostslovakischen Dialekt' haben, sich an die böhm. Sprache anlehnen« (143).<br />

Endlich gibt es bekanntlich unter den östlichen Slovaken eine nicht unbeträchtliche<br />

Zahl von griechisch-katholischen Bekennern (linierten). Sie<br />

leben (nach der Zählung des Verf.) in 215 Gemeinden, in 91 Gemeinden bilden<br />

sie die Mehrheit der Bevölkerung, in 124 Gemeinden wenigstens<br />

20o/o. Beim Gottesdienste bedienen sie sich der kirchenslavischen Sprache<br />

(natürlich in russischer Redaktion).<br />

Diese Slovaken sind wohl insgesamt slovakisierte<br />

Russen 'Kleinrussen). Ihre Slovakisierung ist das Ergebnis eines<br />

langsamen Assimilierungsprozesses. Schon vor ungefähr 150 Jahren muß es<br />

zahlreiche, vollständig slovakisierte russische Gemeinden gegeben haben.<br />

Dies beweisen die um das Jahr 1744<br />

Kerestür und Kocura (im Komitate Bäcs-Bodrog).<br />

gegründeten südungarischen Kolonien<br />

Die Bewohner dieser Ortschaften<br />

geben sich noch gegenwärtig für Rusnaken 'sg. nom. Rusnäk, pl.<br />

Rusnäci) aus und gehören zur griech.-kath. unierten) Kirche; ihre Volkssprache<br />

ist jedoch das reine Ostslovakisch, wie es etwa im Zempliner Komitat<br />

gesprochen wird, ohne merkliche Spuren des Russischen. (Vgl. darüber meinen<br />

letzten Aufsatz : Rusini jazyka slovenskeho. CITO. 19u7. Otä. ottuckt. hs^<br />

»CöopiiuKa no c.iaBaiioBtj.« II. Außer diesen Nachrichten und Erörterungen<br />

1<br />

über territoriale Verbreitung und Religionsverhältnisse der einzelnen Volkselemeute<br />

finden wir in<br />

der ausführlichen Einleitung mannigfache Belehrung<br />

über die Sprache selbst, über ihre Verwendung in der Literatur (das älteste<br />

Beispiel bieten zwei kalvinisclie Kirchenbücher aus dem Jahre 17521 und über<br />

die bisher veröffentlichten Dialektproben und anderweitige Beiträge.<br />

Bei der<br />

grammatischen Analyse der ostslovakischen Sprache unterläßt es der Verf.,<br />

seinem >anticechischen« Standpunkt getreu, nicht, ausführlich mit mir zu<br />

polemisieren und versucht insbesondere die Gründe zu widerlegen, welche ich<br />

gegen seine »südslavische Theorie« vorgebracht hatte. (Vgl. Bd. XXVI, 290 f.<br />

dieser Zeitschr.)<br />

Es würde den Rahmen dieser Anzeige weit überschreiten,<br />

wollte ich auf alle Einwendungen des "N'erf.. die er gegen mich vorbringt. Antwort<br />

geben. Es liätte vorläufig auch keinen Zweck. Den Verf. von seiner<br />

»südslavischen Theorie« abzubringen, scheint ein eitles Bemühen zu sein.<br />

der Wissenschaft fand die Theorie des Verf , soviel ich sehe, nirgends Billigung,<br />

sondern wurde einmütig zurückgewiesen. Dagegen wird allgemein zugegeben,<br />

und aucli ich habe es bei jeder Gelegenheit getan, daß in den slovakischen<br />

Dialekten höchst beachtenswerte Anklänge an südslavische Laut- und<br />

Formentwicklung zu finden seien, was natürlich nicht anders erklärt werden<br />

kann, als durch die Annahme eines ehemaligen territorialen und sprachlichen<br />

Zusammenhanges.<br />

In

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